Ennepetal. .

Wenn man in diesen Tagen im idyllischen Hülsenbecker Tal Damenstrumpfhosen an Büschen und Holzstühle zwischen den Bäumen entdeckt, handelt es sich um Kunst – um „Nature Art“.

Nach und nach füllten sich die Reihen vor der Musikmuschel, freute sich Werner Kollhoff, Mitorganisator der „Nature Art EN – ten years after“, die am Samstag eröffnet wurde – zehn Jahre nach der Premiere. Zum vierten Mal bietet der Verein „Kunstraum EN“ diese besondere Kunstpräsentation mitten im Grünen. 20 regional bekannte und internationale Künstler hatten sich der Herausforderung gestellt, in und mit der Natur des wunderschönen Naherholungsgebiets in verschiedenen Techniken und mit dort vorhandenen Werkstoffen zu arbeiten. „Interessant ist es auch, die künstlerische Entwicklung einiger während der zurückliegenden zehn Jahren zu verfolgen“, so Kollhoff.

An den Bäumen, im und am Wasser der Hülsenbecke, auf den Wiesen: Überall sind Kunstobjekte aus Pflanzen, Holz und Steinen zu finden. „Kunst in der Natur, Kunst mit der Natur, Kunst aus der Natur – wir von Kunstraum EN möchten ihnen die Wertschätzung dieser Kunst ans Herz legen, die hier ihre eigentliche Bestimmung erfüllt, indem sie sich der Vergänglichkeit preisgibt, ohne Gewinnstreben, jenseits von Kunst-Konsum und Kommerz“, sagte Kollhoff.

Bürgermeister Wilhelm Wiggenhagen begrüßte Künstler und Besucher im Namen der Stadt zur Eröffnung. Er freue sich, noch während seiner Amtszeit die erneute Natur-Ausstellung besuchen zu können, sagte er. „Kunst im Hüsenbecker Tal – das hat was. Ich mache auf der Stadtfete eine Menge Werbung dafür“, versprach Wiggenhagen. Er dankte der Ilona-Ludwig-Band aus Wuppertal, zu der Volker Nachtigall von der Musikschule Ennepetal gehört, die die Veranstaltung musikalisch einläutete.

Und dann hieß es: Augen auf. Christiane Heller aus Gevelsberg nennt ihr Werk aus Holz und Kunststoff „7 mal Heimat“. „Passt damit sehr gut in unsere aktuelle gesellschaftliche Debatte“, bemerkte Kollhoff.

„Das sieht aber beängstigend aus“, äußerten sich Besucher beim Betrachten der Schafsschädel. Das Künstler-Duo „An-Mut“ alias Anita Philipper aus Paderborn und Helmut Berka aus Herne nennt die Installation aus Wolle, Holz und Tierschädeln „Netzwerk – Nachbesprechung“. Zwölf Schafsschädel, genauer Schädel von Lämmern, sind auf zwölf Stecken kreisförmig angeordnet. Das „Netzwerk“ ergibt sich durch Wollgespinste, Fell (Vlies) von Mutterschafen. Die Elemente bewegen und verändern sich. „Leben und Tod. Werden und Vergehen. Der Kreislauf der Natur“, sagt Anita Philipper, die eine Coburger Fuchsschafherde besitzt.

Große Prise Humor in den Arbeiten

Stefanie Hogrebe aus Gevelsberg und Beate John aus Ennepetal bedachten in Gemeinschaftsarbeit die Felsblöcke auf der Wiese. Es entstand die Arbeit „Dachschaden“ aus Baumrinde als Schindeln. Guido Schneidermann aus Wesel hat aus einem großen Holzstamm die ineinandergreifende, untrennbare „Kette des Lebens“ herausgearbeitet, die im Wind schwingt und verschiedene Durchblicke erlaubt.

An den Wegrändern zur Musikmuschel entdeckt man Hagebutten im Bilderrahmen, Spazierstöcke mit Stocknägeln, eine hängende Installation aus Wolle, ein „Feldbett“, die „letzte Ruhestätte der Natur“. Brigitte Riechelmann aus Gevelsberg schuf mit dem Material des Waldes eine „Vernestung“ und Monika Ortmann aus Bochum hatte eine textile Installation aus Damenstrumpfhosen, ein sogenanntes „Strumpfwerk“ erstellt.

Auch Werke von Künstlern aus Norwegen, den Niederlanden, Belgien und Holland sind im Grünen zu finden. So nennt Pierre Bogaerts aus Belgien, Vorsitzender des Künstlervereins „De Portaelskring“ aus der belgischen Partnerstadt Vilvoorde, sein Werk „Observatorium für Glühwürmchen“. Es soll zur Meditation einladen.

„Unsere Kunst möchte sich dem Betrachter mitteilen, ihn erfreuen oder provozieren und in jedem Fall zu eigenen Gedanken anregen“, betonte Kollhoff. Eine große Prise Humor sei in den Arbeiten oft zu spüren, was die Rezeption dieser Kunst bei aller Ernsthaftigkeit für den Betrachter angenehm mache.

INFO:

Werner Kollhoff dankte den Künstlern, dem Kulturamt der Stadt der Sparkasse Ennepetal-Breckerfeld und der Siekermann-Stiftung für die Bereitstellung der notwendigen Förderung. Getränke Dunker hatte zur Vernissage die Bewirtung, übernommen.

Die Ausstellung im Hülsenbecker Tal ist bis zum 18. Oktober zu sehen und klingt mit einer Finissage um 11 Uhr aus, bei der der bekannte heimische Saxophonist René Reuter spielen wird.

Zur „Nature Art EN“ wird ein Katalog erstellt und zur Finissage erscheinen. Bestellungen dazu sind erbeten unter 01578/9617283.