Schwelm. . Insgesamt 79 Drogentaten wirft die Anklage einem jungen Schwelmer vor. Er soll regelmäßige Beschaffungsfahrten nach Dortmund und Bremen unternommen und professionell gedealt haben. Der 24-jährige hat die Taten zum großen Teil gestanden. Jedoch sah er sich nicht als klassischen Dealer. Er sei eher jemand gewesen, der ausgeholfen habe.

Der Angeklagte machte einen intelligenten und wachen Eindruck. Wortgewandt stand er Rede und Antwort, nachdem die Anklageschrift verlesen worden war. Die hatte es allerdings in sich. So soll der junge Mann zwischen Mai 2012 und Mai letzten Jahres mit Drogenverkäufen seinen Lebensunterhalt bestritten haben. Der Erwerb großer Mengen von bis zu 200 Gramm pro Einkaufsfahrt soll keine Seltenheit gewesen sein.

Unter seinen mutmaßlichen Kunden spielte ein Abnehmer aus Schwelm (34) eine besondere Rolle. Dem soll der Angeklagte regelmäßig in kurzen Abständen Marihuana für acht Euro das Gramm verkauft haben. Um seine Vorräte immer gut gefüllt zu halten, hat er regelmäßige Fahrten zu Drogendealern in Bremen und Dortmund unternommen, für die er Fahrer einsetzte, so der Vorwurf.

Die Fahrten räumte er ein, betonte aber, dass die Fahrer bis auf einen 23-jährigen Gevelsberger nicht geahnt hätten, was er wirklich im Schilde führte. Der 24-Jährige machte keinen Hehl daraus, dass er regelmäßig Marihuana mit besonders hohem Wirkstoffgehalt und auch Kokain eingekauft hatte. Aber in seiner Einlassung erklärte er, dass er einen großen Teil der Drogen für den Eigenkonsum angeschafft hatte. Einen vermeintlichen Deal im Blücherpark in Schwelm und ein 1000 Euro teures Kokaingeschäft in Bremen stritt er ab. „Ich sehe mich nicht als Dealer“, sagte er über sich.

Seinem Bekannten (34) zum Beispiel habe er mit Drogen aus seinem eigenen Bestand „ausgeholfen“. „Es war ein Gefallen. Ich wollte mich an ihm nie bereichern“, erklärte er und spielte damit darauf an, dass Marihuana von solcher Qualität normalerweise viel teurer ist. Umgekehrt fuhr der Bekannte aus Schwelm den Angeklagten einmal nach Dortmund. Auf der Fahrt nach Dortmund erfolgte jedoch am 15. Mai der Zugriff durch die Polizei, die den 24-Jährigen im Visier hatte. Seine Exfreundin hatte nämlich nach heftigem Streit mit dem Angeklagten die Polizei alarmiert und von den Drogengeschäften berichtet.

Exfreundin druckste herum

Als die junge Frau vor Gericht ihre Aussage machen sollte, kam das gar nicht mehr so flüssig rüber. Sie druckste herum und konnte sich nicht mehr erinnern. Da hatte sich sogar der ansonsten souverän auftretende Angeklagte nicht im Griff und musste über die Schilderungen seiner Exfreundin lächeln, was ihm einen Tadel der Richter einbrachte.

Den Vorwurf, er habe in der Gevelsberger Wohnung des Bruders (23) der jungen Frau ein Drogenversteck, einen sogenannten Bunker, unterhalten, wies der 24-Jährige energisch von sich. „Er hat das Gras selbst behalten und verkauft. Sein eigener Vater hat ihn angezeigt“, führte er aus. Und die Fahrten, die er mit dem 23-Jährigen gemacht habe, seien Beschaffungsfahrten für diesen gewesen. Er sei mitgekommen, weil nur er über die guten Kontakte verfügte „und die gibt man nicht preis“, so der Angeklagte.

Über das Ende seiner Drogenkarriere sagte der Angeklagte, der bereits als 13-Jähriger das erste Mal mit Drogen in Berührung kam: „Es war mir bewusst, dass das nicht lange gutgeht. Ich bin drogenfrei und weiß, dass ich dafür zu belangen bin.“ Der Prozess wird fortgesetzt.