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Hier entsteht Europas modernste Anlage für Stahl-Recycling

Von Martin Ahlers

Autokarossen, Haushaltsgeräte wie Wasch- und Spülmaschinen und Mischschrotte schaufelt ein Bagger auf das Förderband der Anlage. Im Innern werden sie zunächst geschreddert. Neuentwickelte Mess-, Detektions- und Separationstechniken identifizieren und entfernen Störelemente, etwa Plastikteile, sicher im Rohmaterial. Auch andere Metalle wie Kupfer, Nickel und Chrom werden genau bestimmt und aussortiert.

Stahlindustrie spart durch Recyclingstahl Primärrohstoffe Kohle und Eisenerz

Am Ende steht der sortenreine Stahlschrott TSR40. In faustgroßen Kugeln wird er an die Stahlindustrie geliefert. Die Menge eingesetzten Recyclingstahls muss nicht im Hochofen aus Eisenerz gewonnen werden, sondern kann dem Roheisen beigemischt werden. Auch dadurch soll schon in der konventionellen Hochofen-Produktion der CO₂-Ausstoß um rund ein Viertel sinken. „Wir können den hochwertigen Schrott für unser gesamtes Portfolio nutzen“, sagt TKS-Technikvorstand Dr. Arnd Köfler.

Bereits seit dem vergangenen Jahr bietet TKS den mit geringerer CO₂-Intensität hergestellten „Bluemint-Steel“ an. Die Nachfrage nach klimafreundlichem Stahl steigt bei den Produzenten. „Unsere neue Nachhaltigkeitsstrategie wollen wir auch in der Lieferkette zum Ausdruck bringen“, sagt Jens Rubi, Leiter Nachhaltigkeit bei Mercedes Benz. Das Unternehmen sehe sich nun auch in der Wiederverwertung seiner Karossen „als Wirtschaftsmotor“.

Kein Widerspruch: Hohe Qualität und nachhaltige Produktion

Als „Meilenstein für die Transformation der Stahlindustrie“ bezeichnet Bernd Fleschenberg die Anlage. „Aus der Schrottwirtschaft wird Rohstoff-Wirtschaft. Wir sehen, der Markt ist da“, so der TSR-Geschäftsführer. „Hochwertige Qualität und nachhaltige Produktion sollen sich nicht mehr ausschließen.“ TSR plane bereits weitere Anlagen in Deutschland und dem benachbarten Ausland zur Gewinnung von Recyclingstahl.

94 neue Luftbilder von der Mitte und dem Norden Duisburgs

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Die „Fangemeinde der Zukunft der Stahlbranche“ begrüßt Mona Neubaur. Die grüne NRW-Wirtschaftsministerin ist längst Stammgast in Duisburg, will „nicht mehr über Schrott, sondern über Sekundär-Rohstoffe reden“. Mit Technologie, die Metallrecycling im industriellen Maßstab möglich macht, „wird die Anlage weit über Duisburg hinausstrahlen“, so die Ministerin, die unternehmerischen Mut und Forschungsexzellenz lobte: „Ich werde Ihre Erfolgsgeschichte weitererzählen.“

Rethmann: Kreislaufwirtschaft bald auf Augenhöhe mit der chemischen Industrie

Zur Einweihung sprach auch Norbert Rethmann, der 84-jährige Mitgründer des Rethmann-Konzerns (93.000 Mitarbeitende, 24 Milliarden Euro Umsatz) ist nun Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats und gilt als Pionier der Kreislaufwirtschaft. „Sie sind auf der richtigen Spur“, lobt er die grüne Wirtschaftsministerin. Als rohstoffarmes Land müsse Deutschland mehr Abfälle wiederverwerten, um die Importe von Primär-Rohstoffen zu reduzieren. Rethmann verweist auf 350 Fachleute, die der Konzern allein mit Entwicklung neuer Lösungen beschäftige.

Zu oft scheiterten Anwendungen noch an der Industrie. „Die Not ist noch nicht groß genug“, so Rethmann. Auch das Glas-Recycling habe bis zu seinem Durchbruch Jahre gebraucht. Der Siegeszug der Kreislaufwirtschaft sei allerdings unaufhaltsam. „Der Markt ist so groß, das schaffen wir gar nicht allein“, sagt Norbert Rethmann, „die Branche wird in den nächsten Jahren die Bedeutung der chemischen Industrie erreichen.“

>>MINISTERIN NEUBAUR: ES WIRD ZEIT FÜR EINE UMBENENNUNG

Bei der Grundsteinlegung für den Bau der TSR-Anlage vor einem Jahr hatte die NRW-Wirtschaftsministerin noch von der Schrottinsel als „Circular Island“ gesprochen. Besser als der sperrige und für den allgemeinen Sprachgebrauch schwer vermittelbare englische Begriff sei wohl die Bezeichnung Rohstoffinsel.

„Es ist Zeit für eine Umbenennung“, befand Mona Neubaur bei der Einweihung der Recycling-Anlage. Sie werde dafür bei OB Sören Link werben. Unter den Zuhörern waren auch die Hafenvorstände Markus Bangen und Lars Nennhaus. Duisport ist Verpächter des TSR-Areals.

Auch der Name der benachbarten Kohleninsel ist überholt. Aus der Kohle-Logistik hat sich der Hafen verabschiedet, das Areal wird gerade umgebaut zum Duisburg-Gateway-Terminal (DGT), dessen erster Bauabschnitt in diesem Jahr fertiggestellt werden soll.