Dortmund. Genuss statt schuften: Auf Kokerei Hansa in Dortmund wird die neue Gastronomie eröffnet. Dort gibt es nicht nur was für den großen Geldbeutel.

Es ist die wohl größte gastronomische Entwicklung in Dortmund. Vier Jahre lang wurde die einstige Gastiefkühlanlage auf Kokerei Hansa umgebaut. Nun biegt das Mammutprojekt auf die Zielgerade ein: Am 25. April werden das Bistro „Butterraum“ und das Restaurant „Schwarzgold“ eröffnet. Dort wird das Team von Spitzenkoch Pierre Beckerling am Herd stehen – und der hat große Pläne.

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Beckerling träumt vom nächsten Michelin-Stern. Den hatte er sich schon 2021 im Gourmet-Restaurant „Iuma“ in Kirchhörde erkocht. Ein Jahr später machte er dort Schluss. Jetzt kehrt er auf Hansa mit einem völlig neuen Konzept. Nicht wie im „Iuma“ von Japan, sondern vom Ruhrgebiet wird seine Küche inspiriert sein. Der 37-Jährige schwärmt: „Im ,Schwarzgold‘ kann ich erstmals genau das machen, was ich möchte.“

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Den Raum dafür gibt ihm – ganz buchstäblich – Restaurant-Betreiber Sascha Nies. Der Inhaber der Catering-Firma „dinner&co“ hat die Ideen für die Gastronomie in der ehemaligen Werkshalle entwickelt. Die Location mit ihrem Industriecharme, die 2027 Dortmunds Standort der Internationalen Gartenausstellung (IGA) sein wird, hatte ihn auf den ersten Blick begeistert. „Das Gelände ist wie ein Phantasialand für Erwachsene“, sagt der 46-Jährige. 2020 wurde der Vertrag besiegelt und mit dem großen Umbau begonnen. Statt riesiger Tanks sollen nun bis zu 200 Gäste auf zwei Etagen den Raum füllen. Ein Mammut-Projekt. Sascha Nies hat dabei unternehmerisch alles auf eine Karte gesetzt. „Ganz ohne Fallschirm, aber mit ganz viel Leidenschaft.“

Die beiden neuen Gastronomien öffnen in zwei Wochen. 2027 wird die Kokerei Hansa dann IGA-Standort sein.
Die beiden neuen Gastronomien öffnen in zwei Wochen. 2027 wird die Kokerei Hansa dann IGA-Standort sein. © FUNKE Foto Services | Andreas Buck

Noch ist nicht alles fertig, hier wird gehämmert, dort geschraubt. Doch man kann bereits gut erkennen, wie es aussehen wird, wenn in zwei Wochen die ersten Gäste kommen. Durch den „Butterraum“ im Obergeschoss betreten sie das Gebäude. Das Bistrocafé ist hell und durch seine Höhe luftig. Drei große Bäume holen die Natur ins Haus. Pastellfarbene Loungemöbel laden zum Verweilen ein, wer mag, kann aber auch in einer der ruhigen Ecken sein Laptop aufklappen und arbeiten.

Arme Ritter und Pfefferpotthast-Pastrami-Stulle auf der Karte

Serviert werden Kuchen und Snacks, Arme Ritter etwa oder eine Pfefferpotthast-Pastrami-Stulle. Alles auf der Speisekarte bleibt unter 10 Euro. Mittwochs bis sonntags von 10 bis 18 Uhr hat der „Butterraum“ geöffnet, anschließend geht es eine Etage tiefer im „Schwarzgold“ weiter. Wer mag, kann aber auf einen Cocktail bleiben und von der neu in den Raum eingezogenen Empore den Köchen unten in der offenen Küche bei der Arbeit zusehen.

Im Bistro „Butterraum“ zeugen das alte Schwungrad und die Krananlage hinten noch von der früheren Nutzung als Werkshalle. Heute laden hier Lounge-Möbel zum Verweilen ein. Sascha Nies stellt das Konzept vor.
Im Bistro „Butterraum“ zeugen das alte Schwungrad und die Krananlage hinten noch von der früheren Nutzung als Werkshalle. Heute laden hier Lounge-Möbel zum Verweilen ein. Sascha Nies stellt das Konzept vor. © Funke Medien NRW | Britta Bingmann

Die ist ein echter Hingucker. Alles in ihr, vom Herd bis zur Dunstabzugshaube, ist mit goldener Folie überzogen. Golden glänzt auch der Seidenteppich des Bochumer Designers Jan Kath, goldig schimmert der Ketten-Vorhang, der die mit goldenem Leder bezogenen Tische im ansonsten dunkel-schwarzen Gastraum vom Treppenbereich abtrennt. Und selbst das Licht scheint golden. Am Konzept dafür hat Adolf Winkelmann – er hat auch die „Fliegenden Bilder“ am U-Turm geschaffen – mitgearbeitet. Keine Frage: Bei „Schwarzgold“ ist der Name Programm.

Fotos und Lichtinstallationen zeigen, wie es früher auf Hansa aussah

Wie es früher hier einmal ausgesehen hat, als das schwarze Gold des Reviers noch gefördert wurde, davon zeugen die großformatigen Fotos an den Wänden und die Lichtinstallationen im edel gestalteten Toilettenbereich. „Das ist alles in meinem Kopf entstanden“, sagt Nies stolz, während er kurz noch mit dem Elektriker und dann mit dem Anstreicher die letzten Einzelheiten bespricht. Möglich sei das nur durch die „starke Partnerschaft mit der Stiftung“ gewesen. Die Stiftung „Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur“ ist Eigentümerin des Industriedenkmals und fördert neue, nachhaltige Nutzungskonzepte. Nies ist mehr als zufrieden: „Alle meine Ideen sind zu 100 Prozent umgesetzt worden.“

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Wenn es nun in seiner Gastronomie mit einem Jahr Bau-Verzögerung – „die hat mich viele Nerven und ganz viel Geld gekostet“ – endlich losgeht, dann hofft der „Dorstfelder Junge“, wie er sich selber nennt, dass sein Baby den Gästen so gut gefällt wie ihm selbst. „Ich möchte, dass sie sagen: Boah, ist das schön geworden.“ Und natürlich wünscht er sich auch, dass der Laden läuft.

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Zweifel daran hat er eigentlich keine. Denn Fine Dining in Huckarde ist für Sascha Nies kein Widerspruch. „Wir müssen aufhören mit diesem Vorort-Denken“, sagt er. Vor allem aber müssten die Dortmunder aufhören, ihre Stadt schlecht zu reden. „Um gut essen zu gehen, muss man nicht nach Düsseldorf fahren.“

Bistro „Butterraum“: mi-so 10 bis 18 Uhr, Restaurant „Schwarzgold“ mi-so ab 18 Uhr. Eröffnung 25. April. Reservierung:schwarzgold-dortmund.de