Dortmund. In Dortmund und andernorts haben Land und Stadt am Dienstag Problemhäuser kontrolliert. Im Fokus: einschlägig bekannte Wohnungsunternehmen.
„Ratten, Müll, Schimmel: Was wir vor Ort gesehen haben war erschreckend.“ Bauministerin Ina Scharrenbach war nach der landesweiten Kontroll-Aktion entsetzt darüber, wie schlimm die Wohnverhältnisse in einigen Schrotthäusern sind. In Dortmund und Castrop-Rauxel machte sie sich am Dienstag selbst ein Bild. Kontrolliert wurde auch in Duisburg, Herne, Kamen, Werl, Dorsten, Bergneustadt, Herford, Lemgo und Radevormwald.
Kontrolle bei bekannten "Problem-Vermietern" in Dortmund
Bei der ersten großen Kontrollaktion nach Corona wollte das Landesbauministerium "wohnungswirtschaftliche Missstände" aufdecken, heißt es. Im Einsatz waren auch Bauaufsicht, Ordnungsamt, Umweltamt und Feuerwehr. Dabei sei man vor allem in Wohnungen von problematischen Unternehmen vorstellig geworden, die schon in der Vergangenheit negativ aufgefallen waren. Die kontrollierten Mietshäuser waren durch defekte Aufzüge und sanitäre Anlagen, Strom- und Heizungsanlagen, kaputte Wohnungstüren und Fenster sowie die Vermüllung der Außenanlagen in die Schlagzeilen geraten.
Vor allem Häuser unter Belvona-Verwaltung standen am Dienstag im Fokus der Kontrollen. Die Düsseldorfer Firma hatte 2020 auch in Dortmund viele Wohnungsbestände der (ebenfalls kritisierten) Altro Mondo übernommen. Inzwischen haben neugegründete Unternehmen die alten Belvona-Bestände und deren Verwaltung übernommen. Gebessert hat sich die Lage nach Schilderungen der Mietenden in diversen Facebook-Gruppen aber nicht.
Vor allem Belvona-Häuser im Fokus der Kontrollen
In den vergangenen Jahren war Belvona dauerhaft in den Schlagzeilen – unter anderem wegen massiver Missstände in großen Wohnanlagen in Dorsten oder Werl. In Dortmund gibt es vor allem Ärger in der Wohnanlage am Hackländer Platz in der Nordstadt. Aber auch die Situation in der Siedlung am Herwingweg in Dortmund-Wickede beschreibt der Dortmunder Mieterverein schon lange als dramatisch. Ärger gab es auch in einem Mietshaus in der Dortmunder Innenstadt:
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Mit der Problemhaus-Kontrolle „stärken wir den Mieterinnen und Mietern den Rücken und machen deutlich, dass der Staat die Verwahrlosung von Wohnraum nicht hinnimmt“, sagte Scharrenbach. Die Städte hätten genügend Instrumente (Landesbauordnung und Wohnraumstärkungsgesetz), um die Missstände in den Griff zu bekommen. „Mit der landesweiten Kontrollaktion unterstützen wir die Kommunen, diese auch wirksam einzusetzen“, so die Ministerin.
Die Städte könnten zum Beispiel "Instandsetzungs-Anordnungen" gegen miese Wohnungsunternehmen erlassen. Auch Zwangsgelder sind möglich. Ignoriere das Unternehmen die Anordnung, könne die Stadt auf eigene Faust handeln und selbst Maßnahmen einleiten – etwa Wohnungen als unbewohnbar erklären und die Mieter auf Kosten der Wohnungsunternehmen in Ersatzwohnungen unterbringen. (mit dpa)