Mülheim/Essen. Bei einem Bootsunfall starben zwei Männer aus Mülheim und Essen. Das Unglück trifft auch einen kleinen Jungen hart. Freunde bitten um Spenden.
Martin, ein 35-jähriger Familienvater aus Mülheim, ist am Wochenende beim nächtlichen Angeln in den Niederlanden ertrunken. Ebenso starb ein enger Freund von ihm aus Essen, ein dritter Mann konnte sich knapp ans Ufer retten. Der tödliche Unfall stürzt eine junge Familie in tiefes Unglück. Um wenigstens die finanziellen Nöte zu lindern, haben Mülheimer Freunde jetzt eine Online-Spendenkampagne gestartet. Sie bitten um „Hilfe für Leons zukünftigen Lebensweg“. Der Zweijährige hat in der Nacht zum 27. Mai seinen Vater verloren.
„Er war wirklich ein sehr enger Freund von uns“, sagt Tolga Tunceli, der die Aktion gemeinsam mit seiner Familie organisiert. „Wir wohnen auch nur 50, 60 Meter auseinander.“ In Mülheim-Winkhausen. Im Spendenaufruf schreibt er: „Martin war einer der hilfsbereitesten Menschen, die wir kennen, und immer für andere Menschen da; nun möchten wir der Familie helfen!“
Zwei Männer aus Mülheim und Essen ertrinken beim Nachtangeln
Der Mülheimer und seine etwa gleichaltrigen Freunde waren begeisterte Nachtangler und häufig gemeinsam unterwegs. Ihre Pfingsttour führte die Männer an die Maas im niederländischen Limburg, nur wenige Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. Bei Heijen, auf dem Wasser, geschah gegen 2 Uhr nachts das Unglück, dessen Hergang Tolga Tunceli in groben Zügen schildern kann. Er hat mit dem einzigen Überlebenden gesprochen, der es an Land schaffte und Hilfe holte.
Das Boot sei an einer Flussmündung in eine Art Strudel geraten, berichtet der Mülheimer, habe dort festgehangen. Möglicherweise habe es einen Motorschaden gegeben. „Die Strömung war sehr stark, der Motor ist ausgegangen, sie kamen mit dem Boot nicht mehr weg.“ Der Freund aus Essen, der das Anglerboot steuerte, sei aufgestanden. Das Boot kippte, kenterte. Die drei Männer stürzten in den kalten Fluss.
Schwere Kleidung hat sich sofort mit Wasser vollgesogen
Alle drei konnten zwar schwimmen, waren gesund und fit, schildert Tunceli weiter, „doch sie trugen volle Anglermontur, schwere Stiefel und Jacken, die Kleidung hat sich sofort mit Wasser vollgesogen“. Rettungswesten trugen die jungen Männer nicht – im Nachhinein ein fataler Fehler. Hinzu kamen die niedrigen Temperaturen. Bald verließen sie die Kräfte. Die niederländischen Rettungskräfte, die der überlebende Freund alarmiert hatte, waren dann stundenlang im Einsatz. Polizei und Feuerwehr suchten intensiv nach den Vermissten. Leider lange vergebens.
„Die Wasserrettung hat wirklich alles in Gang gesetzt“, berichtet Tunceli, neben Tauchern war auch ein Hubschrauber im Einsatz, der über der Maas kreiste. Am Samstagnachmittag wurden die beiden Toten flussabwärts geborgen. Der überlebende Mann sei nur kurz in einem niederländischen Krankenhaus gewesen. Er blieb unverletzt.
Leichen wurden erst am späten Nachmittag gefunden
Die Polizei Essen/Mülheim kann den tödlichen Bootsunfall auf Anfrage nicht bestätigen, da sie nicht beteiligt war. Es gelte das „Tatortprinzip“ stellte eine Polizeisprecherin am Donnerstag noch einmal klar. Zuständig seien die niederländischen Behörden, die nun auch die weiteren Ermittlungen führen, um die Ursache des tragischen Unglücks zu klären. „Wir werden benachrichtigt, wenn wir den Angehörigen eine Todesnachricht überbringen sollen“, so die Polizeisprecherin. „Das war hier aber nicht der Fall. Daher haben wir keine Nachricht bekommen.“
Tolga Tunceli sagt: „Das Tragische war, dass die Leichen erst am späten Samstagnachmittag gefunden wurden.“ Die drei Angler waren alleine an die Maas gefahren, ihre Angehörigen, auch Martins Ehefrau in Mülheim, seien morgens durch die niederländische Polizei informiert worden. „Zu dem Zeitpunkt war aber schon ziemlich klar, dass wohl keine Hoffnung mehr besteht.“
Die Spenden, die die Freunde nun sammeln, sollen zu 100 Prozent der Familie zugutekommen. Bis jetzt sind knapp 9000 Euro eingegangen. „Neben der unsagbaren Trauer steht Martins Frau nun alleine vor großen, auch finanziellen Herausforderungen“, heißt es im Aufruf. „Vor allem möchten wir den kleinen Leon in Zukunft auf seinem Lebensweg unterstützen.“
Die Spendenaktion für Martins Familie läuft auf der Online-Plattform gofundme.com unter dem Titel „Hilfe für Leons zukünftigen Lebensweg“. Den direkten Link gibt es hier. Spendenziel sind 50.000 Euro.