Dortmund. Wo soll das Projekt entstehen, für wen ist so ein Minihaus geeignet, was kosten sie? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Die Stadt Dortmund plant eine Siedlung mit 40 bis 50 sogenannten Tiny Houses - Mini-Häusern - im Süden auf einem ehemaligen Sportplatz. Aktuell werde ein Bebauungsplan für das Tiny Village aufgestellt, um auf der Grundlage später Bauanträge zu stellen, sagte Gerald Kampert vom Stadtplanungsamt auf Anfrage. Baubeginn könne 2026 sein. Die Stadt werde die Baugrundstücke dann voll erschlossenen an private Baugruppen - mit jeweils mindestens vier Parteien - verkaufen oder verpachten. Es gebe bereits sieben Baugruppen, die in der geplanten autofreien Siedlung künftig allesamt selbst wohnen möchten, schilderte Kampert. Der überwiegende Teil der Kundschaft seien Menschen der Altersgruppe 50plus, einige wohnten aktuell in einem klassischen Einfamilienhaus.
Ein Tiny-Quartett entstehe zudem im Nordosten der Stadt: Vier frei stehende Häuschen mit Satteldach und einer Wohnfläche von jeweils 37 Quadratmetern. Außerdem errichte die Uni Dortmund ein Tiny Gästehaus auf einer Doppelgarage, dass von Architektur-Studierenden geplant und gebaut werde. Kleiner zu wohnen liege im Trend, es gebe hier eine Aufbruchstimmung. Mehrere weitere Vorhaben sind demnach in NRW auf dem Weg zur Realisierung oder bereits umgesetzt. So gebe es Siedlungsprojekte in Ahaus, Hückelhoven, Celle und Coesfeld. In Südkirchen im Münsterland seien bereits elf kleine Häuser gebaut.
Die Nachfrage nach den XS-Häusern vor allem als Eigenheim wachse, hieß es kürzlich auch beim Tiny House Verband. Die Variationsmöglichkeiten sind groß. So bauen etwa im Sauerland junge Forstbesitzer aus ihren abgestorbenen Fichten „Organic Tiny Houses“ - also ökologische Mini-Häuser. Der wachsende Zuspruch und die Aufbruchstimmung in dem Marktsegment hängt nach Angaben von Kommunen auch mit Wohnungsnot, hohen Baukosten und dem Wunsch vieler Menschen nach kleinerem ökologischen Fußabdruck zusammen. Es gebe aber auch viele Hürden und Skepsis bei allen am Bauen Beteiligten - von Verwaltung, über Politik, Architekten bis hin zu mancher Nachbarschaft, sagte Kampert. Wird ein Tiny House für dauerhaftes Wohnen genutzt, gilt es als Gebäude - es braucht dann eine Baugenehmigung und alle gängigen Bauvorschriften sind zu beachten.
Was ist das eigentlich, ein Tiny House?
Tiny kommt aus dem Englischen und heißt winzig. Tiny Houses sind dann auch kleine, frei stehende Einfamilienhäuser mit einer Wohnfläche irgendwo zwischen 20 und 80 Quadratmeter – weitaus weniger als die 150 Quadratmeter, die Einfamilienhäuser in Deutschland üblicherweise haben.
Woher kommt der Trend?
Aus den USA. Das erste Tiny House hat allerdings der Australier Steve Areen in Thailand gebaut. Bekannt geworden ist es durch Facebook.
Wie finden Städte den Trend?
Grundsätzlich gut. „Frei stehende Häuser in den Großstädten sind echte Flächenfresser“, sagt etwa Gerald Kampert vom Stadtplanungsamt in Dortmund. „Wir müssen umweltverträgliche, flächenschonende Alternativen anbieten.“ Genau da kommen die Tiny Houses ins Spiel. Auch der Deutsche Städte- und Gemeindebund (DStGB) hält die kleinen Häuschen für einen „spannenden Ansatz“. „Sie können geeignet sein, Wohnraum etwa für Studenten oder Single-Haushalte zu bieten und Städte und Gemeinden in Bezug auf Wohnungsnot zu entlasten“, heißt es.
Gibt es denn schon konkrete Projekte?
Neben dem Projekt in Dortmund (www.kleinehaeuserdortmund.de) ist in Hannover sogar die größte Tiny-House-Siedlung Europas geplant. Und zwar klimaneutral, mit hohen Ökostandards und zunächst für gut 210 Menschen, wie dort die Initiative Ecovillage betont. „Viele andere Städte werden sich das genau ansehen“, weiß Vera Lindenbauer, von der Schreinerei Dieckmann in Hamm, nach eigenen Angaben einer der größten Anbieter von Tiny Houses.
Wer will denn in ein Tiny House ziehen?
Dem Dortmunder Planer Gerald Kampert fallen da hauptsächlich zwei Gruppen ein. Junge Singles oder Paare, die zwar schon einen gut bezahlten Job haben aber noch nicht sagen können, wo einmal ihr Lebensmittelpunkt sein wird. „Die sind mit einem Tiny House flexibler.“ Und dann sind da noch gut situierte, ältere Menschen, die sich kleiner setzen wollen. „Wenn die Kinder weg sind, sind viele klassische Häuser zu groß.“ Und verursachen zu viel Arbeit.
Wer sollte nicht einziehen?
Jeder, der nicht bereit ist, sich von Dingen zu trennen. Im Tiny House ist kein Platz für die über Jahrzehnte zusammengetragene Schallplatten- oder Bücher-Sammlung. Und auch nicht für begehbare Kleiderschränke. „Diese Wohnform“, warnt dann auch Kampert, „ist nicht für jeden geeignet.“
Wer bietet Tiny Houses an?
In Dortmund z.B. die Firma GreenSpaces (www.greenspaces.de) Ein Musterhaus mit 40 qm Wohnfläche steht in der Rosemeyer Straße 12 (neben Parkett Dittrich / Nähe Mercedes Niederlassung). Auch die Dieckmann-Schreinerei aus Hamm hat mehrere Modelle, die man vor Ort sehen kann. (www.tiny-house-diekmann.de).
Wie hoch sind die Kosten?
Kommt wie immer auf die Größe und Ausstattung an. Das GreenSpaces Musterhaus kostet rund 120000 Euro. Ein Rohbau aus Hamm ist für 45000 Euro zu haben, mit Ausstattung fallen Minimum 60000 Euro an. Ansonsten sind die Baukosten für stationäre Tiny Houses identisch mit denen üblicher Häuser. Weil die Tinys aber kleiner sind, sind auch die Kosten – Grundstück, Betriebskosten usw. geringer.
Sind eigentlich alle Tiny Houses mobil?
In der Regel schon. Das eine mehr, das andere weniger. Wer ein Greenspaces-Modell bewegen will, muss einen Tieflader kommen lassen. Dieckmann-Varianten haben Räder. „Sie sind trotzdem keine Wohnwagen“, stellt Lindenbauer klar. Mit anderen Worten: Für wöchentlichen Standortwechsel sind sie ungeeignet.
Kann ich so ein Tiny Haus eigentlich hinstellen, wo ich will?
In den USA ja, in Deutschland nicht. Will man die Tinys als Eigenheim und festen Wohnsitz nutzen, gelten dieselben Regeln wie beim Einfamilienhaus. Man benötigt also ein erschlossenes Baugrundstück. Das heißt, das Grundstück muss an das öffentliche Straßen- und Wegenetz ebenso angebunden sein wie an das Ver- und Entsorgungsnetz.