Balve. .
Ein großer Schatz schlummert fast vergessen auf dem Bergsporn „In den Gleiern“ zwei Kilometer nordöstlich des Stadtkerns. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts ist die Wallburganlage im Balver Wald, die gegenüber der „Ollen Burg“ auf dem Wocklumer Burgberg liegt, bekannt. Die Funktion und das Alter dieser Burg lagen jedoch noch lange im Dunkeln. Einige Geheimnisse lüftete Dr. Eva Cichy, wissenschaftliche Referentin der Außenstelle Olpe der LWL-Archäologie für Westfalen, auf Einladung der Heimwacht während ihres Vortrags im Foyer der Sparkasse.
Sehr komplexer Bau
„Wir haben hier eine Anlage, die einzigartig ist in ganz Europa“, betonte Dr. Cichy, die mit der Leitung der Untersuchungen und Grabungsarbeiten „In den Gleiern“ in den Jahren 2007 und 2008 betraut war. „Wir haben einen sehr komplexen Bau vorgefunden, den es aus dieser Zeit so nirgendwo gibt.“ Bei Holzrückarbeiten sei im Jahr 2003 der gut erhaltene Wall jedoch teilweise stark zerstört worden.
Wallburgen, zu der auch die Balver Anlage zähle, könnten in Westfalen bis zur Jungsteinzeit datiert werden, doch es sei schwierig, diese Anlagen zeitlich genau einzuordnen, erklärte sie einführend. Insgesamt seien in Ost- und Südwestfalen 26 solcher Anlagen nachgewiesen, berichtete sie.
Was hatte die Wallanlage „In den Gleiern“ für eine Funktion? Mit ihrer Fläche von 1,4 Hektar war sie eine Kleinstanlage, die vermutlich um 140 vor Christus erbaut wurde. Möglicherweise sei diese vorchristliche Befestigungsanlage von höher gestellten Menschen bewohnt worden, erläuterte Dr. Cichy. Der gute Blick hinüber zum Burgberg könne auch ein Hinweis auf eine mittelalterliche Nachnutzung sein, erklärte sie. Mit ihrer Vermutung, die auffällige Lage beider Burgen könne auf einen bewachten Eingang ins Hönnetal deuten, stieß die Referentin in Fachkreisen auf Zustimmung. Die Höhlen im Hönnetal galten als Kultstätten und es sind auch eisenzeitliche Ansiedlungen mit Ackerbauflächen nachgewiesen.
Mindestens zwei Bauphasen
Bei der Bauweise der Anlage „In den Gleiern“ handele es sich um eine Ringanlage, erklärte die Referentin. „Der Wall wird noch als Abschnittswall bezeichnet, auch wenn wir mittlerweile wissen, dass es ein Ringwall ist“, so Dr. Cichy.
Die verschiedenen Baustrukturen würden mindestens zwei Bauphasen vermuten lassen. So wurde aus der ersten Phase eine Holzkonstruktion mit einer Trockenmauer und Pfosten nachgewiesen. Anhand untersuchter Holzkohle sei ein Brandereignis nachgewiesen worden. „Das Holz wurde um 50 vor Christus geschlagen“, so die Fachfrau. „Vermutlich gab es davor schon einen Brand, und die Anlage wurde wieder neu aufgebaut.“ Für eine zweite Bauphase spreche ein weiterer Vorbau mit Pfostenreihen.
Gefunden wurden ein Keramikgefäß aus der vorrömischen Eisenzeit sowie Eisenbarren, die möglicherweise bald ins Balver Museum für Vor- und Frühgeschichte Einzug halten könnten.