Balve. .
Zumindest in einem Punkt sind sich die Politiker in Balve einig. Dass es bislang nur 15 Anmeldungen für die Hauptschule und lediglich 48 für die Realschule gibt, findet Bürgermeister Hubertus Mühling (CDU) „ein Stück weit erschütternd“, UWG-Fraktions-Vorsitzender Lorenz Schnadt „erschreckend“ und Sigrid Schmidt von der SPD „ganz, ganz traurig“. Bei den Gründen für die enttäuschenden Zahlen an den weiterführenden Schulen gibt es dagegen wie erwartet Schuldzuweisungen – Willkommen im Wahlkampf.
Die CDU habe vor zwei Jahren vor dieser Entwicklung gewarnt und sich daher für die Sekundarschule stark gemacht, sagt CDU-Fraktions-Vorsitzender Johannes Schulte. Dass sich ein Großteil der Eltern von dieser Schulform abgewandt hat, daran trage das Lehrerkollegium der Realschule und die UWG eine Mitverantwortung. „Das Kollegium der Realschule hat die Sekundarschule abgeblockt, und wenn Lorenz Schnadt im Vorfeld schon von einer Beerdigung spricht, trägt das nicht gerade zum Vertrauen bei. Die Realschule am Leben zu halten, sieht nun auch schlecht aus“, sagt Johannes Schulte.
Die Unabhängige Wählergemeinschaft wehrt sich gegen den Vorwurf. „Wir konnten das gar nicht stoppen. Die Eltern haben entschieden, und kein anderer“, sagt Lorenz Schnadt. Und Heinrich Stüeken von der UWG ergänzt: „Die CDU hat die Schulpolitik in Balve vor die Wand gefahren. Sie hat viel zu spät über die Sekundarschule informiert. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Realschule in Balve eine Zukunft hat und sich der Trend wieder umkehren wird.“
Arbeitskreis aus Politik und Schule?
Sigrid Schmidt von der SPD, die als Direktkandidatin in die Kreistagswahl gehen wird, richtet den Blick demonstrativ nach vorne: „Wir müssen die Schulen jetzt attraktiv machen und inhaltlich vernünftig arbeiten, auch mit dem Lehrerkollegium zusammen.“ Schmidts Idee: Einen Arbeitskreis aus Politik und Schule zu gründen, um die Schulen in Zeiten des demografischen Wandels spannend und zukunftsfähig zu machen.
Die aktuellen Zahlen für Haupt- und Realschule sehen alles andere als rosig aus: 15 Anmeldungen gibt es für die Hauptschule, davon drei auswärtige Schüler aus Sundern und Hövel. Von den 118 Grundschülern aus Balve, die die 4. Klasse im Sommer verlassen werden, wechseln nur 39 Balver Kinder an die Realschule (Gesamt: 48). Die neun Auswärtigen kommen allesamt aus Neuenrade.
30 Kinder zum Walram-Gymnasium
30 Balver Kinder sind für das Walram-Gymnasium in Menden, 12 für die Gesamtschule Menden und 14 für das Gymnasium Sundern angemeldet. Die weiteren zukünftigen Fünftklässler verteilen sich unter anderem auf die Gesamtschule Hemer, das Burggymnasium Altena, die Realschule Sundern, die Realschule Menden und ein Kind wechselt sogar auf das St.-Ursula-Gymnasium in Neheim.
Weil sowohl bei der Haupt- (normal: 18) als auch bei der Realschule Balve (52 für zwei Klassen) der Klassenfrequenz-Richtwert nicht eingehalten werden kann, hat die Stadt Balve reagiert und Anträge auf Ausnahmegenehmigungen zur Bildung von Eingangsklassen gestellt. Die Bezirksregierung Arnsberg hat das letzte Wort. „Ich hoffe, dass sie bis Anfang April entschieden hat“, sagt Michael Bathe, Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters. Auch, um den betroffenen Eltern Planungssicherheit zu geben.