Balve. . Moritz Titzmann ist ein Tüftler. Wenn der 13-Jährige aus Garbeck aus der Schule kommt, geht er oft in seine eigene, kleine Werkstatt. „Ich habe schon immer gerne geschnitzt“, erzählt der Realschüler, „und neulich habe ich ein Vogelhaus nachgebaut“.
Kein Wunder, dass Moritz Titzmann beim Werkeln im Unternehmen Johannes Wortmann in Garbeck (Massivholztreppen) in seinem Element war.
48 Unternehmen und Einrichtungen
Moritz Titzmann gehört zu den insgesamt 144 Jugendlichen der 8. Klassen der Real- und Hauptschule, die gestern in 48 Balver Unternehmen – ein Betrieb weniger als im Vorjahr – einen Einblick in den Berufsalltag gewonnen haben. Nicht Deutsch, Englisch oder Mathe, sondern der „Girls- und Boys-Day“ stand auf dem Stundenplan. Besonders engagiert waren die 92 Jungen und 52 Mädchen immer dann, wenn sie in den Firmen, Institutionen und Einrichtungen gefordert wurden und selbst mit anpacken durften.
Dass Moritz Titzmann, André Schönenberg und Thea Bischoff von ihrem Tag im Garbecker Unternehmen Johannes Wortmann so begeistert waren, daran hatte vor allem der Auszubildende Mosche Eifler großen Anteil. Der 20-Jährige bereitete einen Arbeitsparcours vor, an deren Ende das Trio jeweils ein Solitaire-Brett produziert hatte. Zunächst ermittelten die Schüler in dem kleinen, quadratischen Holzstück den Mittelpunkt, um von dort aus jeweils in 20 Millimetern Entfernung Löcher zu bohren. Dann wurde die Oberfläche gründlich mit Hartöl eingeschmiert. Warum? „Um für mehr Festigkeit zu sorgen. Das Material wird damit weniger empfindlich“, erklärte Mosche Eifler dem interessierten Trio. Zuletzt trockneten Moritz Titzmann, André Schönenberg und Thea Bischoff, die Hörgeräte-Akustikerin werden möchte, die Holzquadrate – fertig war ihr eigenes Solitaire-Spiel.
„Wenn die Jugendlichen so in den Ablauf integriert werden, ist das mustergültig. Das ist Sinn und Zweck des Girls- und Boys-Day“, sagte Roswitha Schubert, die seit vielen Jahren als Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Balve die Hauptorganisation dieses Aktionstages übernimmt. „Ich habe heute nur in zufriedene und glückliche Gesichter gesehen“, sagte Schubert weiter. Gleiches bestätigten Realschul-Rektorin Nina Fröhling und Hauptschulleiterin Ulrika Scholder. Mit Begeisterung waren auch die Schüler bei der Sache – egal, ob bei den Bäckereien Grote und Tillmann, in Apotheken, Schulen und Kindergärten, in Autohäusern oder beim Technischen Hilfswerk. „Besser als Schule“, waren sich viele einig.
Werbung in eigener Sache
Der „Girls- und Boys-Day“ wird fortgeführt. „Für das nächste Jahr haben schon 13 Betriebe mehr zugesagt“, berichtet Roswitha Schubert. Nicht ganz uneigennützig. Ulrika Scholder: „Die Lehrstellensituation wird nicht besser. Die Unternehmen betreiben in Zeiten des demografischen Wandels auch Werbung in eigener Sache.“