Balve/Nairobi. .

Es knackt in der Leitung, das Bild ist unscharf, aber all das ist für Schwester Damian kein Problem, als die WP mit ihr telefoniert. „Hören Sie mich?“, will sie nur einmal wissen und dann skypen wir beide über eine Distanz von 6500 Kilometern, um uns über die Aktion „Ein Herz für Kinder“ zu unterhalten. Denn Schwester Damian aus Garbeck kümmert sich in Kenia, genauer gesagt in Nairobi, um die Ärmsten der Armen, die Straßenjungen.

Eine Schule der Schwestern-Mission

Zurzeit gehen 190 Kinder auf die Schule der Mission der „Schwestern vom kostbaren Blut“. Sie werden von 7 bis 17 Uhr unterrichtet und bekommen drei Mahlzeiten am Tag. „Wir haben nicht nur Lehrer an unserer Schule, sondern auch Sozialarbeiter, die auf jedes einzelne Kind eingehen. Denn wenn sie zu uns kommen, besuchen sie erst einmal eine Rehabilitations-Klasse, damit sie sich an einen geregelten Tagesablauf gewöhnen. Überdies versuchen wir natürlich, Kontakt zu ihren Eltern aufzunehmen“, sagt Schwester Damian und erzählt dann: „Das ist eine sehr mühsame Arbeit, weil wir den Eltern sagen, dass sie ihrer Verantwortung gerecht werden müssen.“

Jedes Jahr werden von der Schule der „Mission der Schwestern vom kostbaren Blut“ 25 Kinder aufgenommen, die auf der Straße leben, da die Eltern alkoholabhängig oder an Aids erkrankt sind, oftmals sind sie auch missbraucht worden. „Erst gestern war eine Mutter von sieben Kindern bei mir, nachdem der Mann sie verlassen hat. Sie lebt mit ihren Kindern in einer menschenunwürdigen Wellblechhütte. In Kenia gibt es keine soziale Einrichtung, die verarmten Familien hilft. So eine Mutter zu motivieren, ist sehr schwer, weil sie keine Zukunft für sich und ihre Kinder sieht“, sagt Schwester Damian.

Die Ordensschwester ärgert sich maßlos darüber, dass Ungerechtigkeit und Korruption sich sehr breit gemacht haben in Kenia. „Sechzig Prozent der Menschen leben in Slums, weil das Geld in falsche Kanäle fließt“, klagt die Garbeckerin, die ebenso wie das Kindermissionswerk Aachen Hoffnungsträger für die vielen Straßenkinder ist.

Auf die Frage, ob sie auf Grund des unermesslichen Elends in der Millionenstadt Nairobi nicht verzweifele, antwortet sie wie aus der Pistole geschossen: „Ich habe eine wunderbare Beziehung zu den Kindern, die mir sehr viel zurückgeben. Es freut mich, wenn sie in mir ihre Großmutter sehen und mir ihre Liebe schenken“, sagt Schwester Damian, die am Samstag, 7. Dezember, ab 20.15 Uhr, im ZDF-Studio sitzt, um während der Spendengala „Ein Herz für Kinder“, Gelder für ihr Projekt in Nairobi einzuwerben.

„Wir setzen auf die Spendengala, denn wir möchten ein Ausbildungszentrum bauen, um auch den jungen Leuten zu helfen, die beispielsweise bei uns ihr Abitur gemacht haben. Die Kosten belaufen sich auf 780 000 Euro“, sagt Schwester Damian, die schon nervös ist. „Ich muss unser Projekt in wenigen Minuten so gezielt auf den Punkt bringen, dass die Leute sich motiviert fühlen, für Straßenkinder aus Nairobi zu spenden.“