Altena/Neuenrade. .

Franz Josef Steins Blick schweift über einen Bestand von jungen Rotbuchen am „Giebel“ auf dem Kohlberg. 2009 sind sie gesetzt worden. Die Pflanzen haben mittlerweile eine Höhe von bis zu zwei Metern erreicht und sind damit „fast aus dem Gröbsten ‘raus“, meint der Förster. Bis zum späten Nachmittag des 18. Januar 2007 standen hier Fichten. Dann kam Kyrill.

Mit 200 Stundenkilometern traf der Orkan die Wälder des märkischen Sauerlandes, knickte selbst starke Bäume wie Streichhölzer um. In Franz Josef Steins Beritt – das ist der Bereich der Forstbetriebsgemeinschaft Altena/Neuenrade mit 1800 Hektar oder 18 Quadratkilometern Waldfläche – waren 650 Hektar von Kyrill kahlgeschoren worden. „Ein Drittel unseres Waldes“, stellt Stein fest.

Ein Drittel – das mag, oberflächlich betrachtet, nicht dramatisch klingen. Ist es aber: Der Jahrhundertsturm hat nach einer Schwemme von gefallenem Holz jetzt für einen Mangel gesorgt. „Die Sägewerke“, berichtet Förster Stein, „schreien nach Holz.“ Und er hat Fakten parat, die das belegen. Kyrill hat in erster Linie alte und mittelalte Nadelholz-Bestände erwischt, die zur holzwirtschaftlichen Nutzung anstanden, oder – forstwirtschaftlich gesehen – kurz davor waren. Hier geht es allerdings nicht um Jahre, sondern um Jahrzehnte. Damit war absehbar, dass sich für künftige Generationen eine Versorgungslücke beim Wirtschaftsholz auftun würde; Bau- und Möbelindustrie mal als Stichworte genannt.

Heute, mehr als sechs Jahre nach Kyrill, ist noch immer Aufbauarbeit, also Wiederaufforstung, gefragt. Im Bereich der Forstbetriebsgemeinschaft Altena/Neuenrade sind mittlerweile 400 Hektar wieder bepflanzt worden. Eine Million Nachwuchsbäume sind dabei gesetzt worden, die rund 700.000 Euro gekostet haben. Dazu kommen noch einmal etwa 500.000 Euro für die Anpflanzung des Nachwuchses. Eine Investition von 1,2 Millionen Euro also für frisches Grün im heimischen Wald.

Ans Klima angepasst

„Darunter ist ein hoher Anteil von Laubbäumen“, berichtet Förster Stein zufrieden. Mehr als 200 Hektar sind allerdings nach wie vor „unbestockt“, wie der Fachmann sagt – hier wartet also noch Arbeit. In „Friedenszeiten“, also vor Kyrill, hat Stein zwischen drei und fünf Hektar jährlich wieder aufforsten lassen – nach Januar 2007 waren es bis zu 80 Hektar. Ein entgegengesetztes Bild gibt es beim Einschlag: 10.000 bis 12.000 Festmeter Holz gab Steins Revier vor Kyrill her – jetzt sind es höchstens 5000.

Bei der Auswahl der Arten zur Wiederaufforstung habe man darauf geachtet, dass die neu gepflanzten Bäume mit erwarteten Klimaveränderungen besser umgehen können, berichtet Stein. So braucht zum Beispiel eine Fichte rund 1000 Millimeter Wasser an Jahresniederschlag – davon allerdings dringend 400 Millimeter gleichmäßig während der Vegetationsperiode. Eine Douglasie kommt hier mit 250 Millimetern aus.