Balve. .

Als Pfarrer Andreas Schulte am Sonntagabend die Abendmesse in der St.-Blasius-Kirche zelebrierte, warfen zahlreiche Besucher einen Blick auf die Krippe. Sie waren von ihrer Ausstrahlung und Schönheit fasziniert. Denn die Krippenfiguren erzählen nicht nur von Christi Geburt in Bethlehem, sie wecken auch, vor allem bei älteren Balvern, Erinnerungen, da zwei von ihnen einen realen Hintergrund besitzen.

Einer von denen, der sich über 10 Jahre um den Aufbau der Krippe gekümmert hat, ist der ehemalige Oberküster der St.-Blasius-Kirchengemeinde, Reinhold Menke. Auch heuer war er wieder aktiv, wenn auch nicht mehr so intensiv wie noch vor einem Jahr. Denn nachdem er die Küster-Riege verlassen hat, übernahm erstmals die Kreativ-Gruppe der Kolpingsfamilie Balve den Aufbau der Krippe. Diese umfangreichen Arbeiten sind in den vergangenen Jahren durch Josef Wortmann, Margarete Menke, Gertrud Lüke, Franz Drilling, Kalli Stanka, Rudolf Schulte und die Malteser-Jugend erledigt wurden. „Es ging aber nicht nur um den Aufbau der Krippe, an der die Firma Rüth noch heute beteiligt ist, sondern auch um die großen Weihnachtsbäume, die Jahr für Jahr vor und in der Kirche aufgestellt werden mussten“, erzählt Reinhold Menke, der am Freitag eine Figur in die Kirche holte, die dort nur in der Weihnachtszeit zu sehen ist.

Krippe der St.-Blasius-Kirche Balve. Holzfigur von Hermann Hering jr., der im Krieg gefallen war und dessen Vater die Figur in Auftrag gab. :
Krippe der St.-Blasius-Kirche Balve. Holzfigur von Hermann Hering jr., der im Krieg gefallen war und dessen Vater die Figur in Auftrag gab. : © WP

Bei dieser Krippenfigur handelt es sich um Hermann Hering jun., Sohn des Landwirts aus dem Mühlenweg“, sagt Reinhold Menke, der dafür sorgen muss, dass der Hirte nach dem Patronatsfest in das Elternhaus des im Krieg gefallenen Balvers zurückgebracht wird. „Diese aus Holz geschnitzte Figur hat einen Ehrenplatz in meinem Wohnzimmer“, erzählt sein Bruder Josef, der daran erinnert, wie es dazu kam, dass die Firma Moormann die Hirten-Figur Hermann Hering jun. anfertigte.

Sein ältester Bruder Hermann sei vor dem Ende des 2. Weltkrieges in der Nähe von Breslau schwer verletzt worden. Seine Eltern hätten den Bruder noch im Krankenhaus besucht, aber 14 Tage später sei er im Alter von gerade einmal 20 Jahren verstorben, erinnert sich Josef Hering noch sehr genau an den schmerzlichen Verlust seines Bruders.

Im Gedenken an ihren ältesten Sohn ließ die Familie Bauer Hermann Hering von der Firma Moormann eine Holzfigur schnitzen. „Bezahlt worden ist sie von dem Geld, das wir nach dem Tod meines Bruders Hermann vom Staat erhalten haben“, sagt Josef Hering, der sich nur noch vage daran erinnert, wie die Holzfigur in die Krippe von St. Blasius Balve gekommen ist. „Wenn ich mich recht erinnere, haben einige Gespräche zwischen meinem Vater und Pfarrer Wilhelm Boeddicker stattgefunden. Ich glaube, die Holzfigur steht seit 1946 in der Krippe“, sagt Josef Hering.

Krippe der St.-Blasius-Kirche Balve:  Ein Ölgemälde von Dechant Franz Amecke, einem der größten Förderer der Krippe.
Krippe der St.-Blasius-Kirche Balve: Ein Ölgemälde von Dechant Franz Amecke, einem der größten Förderer der Krippe. © WP

Etliche Jahre später gliederte Pfarrer Josef Löcker seinen Vorgänger Wilhelm Boeddicker in die Hirten-Gruppe ein. Der Ehrenbürger der Stadt Balve leitete die Kirchengemeinde St. Blasius von 1933 bis 1958. Über ihn heißt es: „Mit Klugheit und Mut führte der eifrige Beter und Seelsorger seine Pfarrei durch die Jahre des Dritten Reiches“.

Vor ihm war Franz Amecke, über dessen Grab die Krippe seit vielen Jahren aufgebaut wird, Pfarrer in Balve. Unter seiner Ägide wurde die Pfarrkirche erweitert und das St.-Marien-Hospital Balve gebaut. Er wurde 1930 zum Ehrenbürger der Stadt Balve ernannt. Was viele Katholiken nicht wissen, er ist von außen unter der Kirche beigesetzt worden, weil es seit dem Jahr 1800 verboten war, in der Kirche zu beerdigen.