Balve. .

Die Erwartungen der Schützenbruderschaft waren niedrig. Die Enttäuschung über die erneute Absage finanzieller Hilfe, lässt Brudermeister Engelbert Prinz von Croy die Zornesröte ins Gesicht steigen. Wieder einmal gab es keinen Zuschuss für einen neuen Höhlenvorhang, zudem wird die Treppe zum Schießstand der Sportschützen nicht saniert.

„Ich habe die Schnauze voll davon, dass uns die Politik als Melkkuh sieht“, sagt der 1. Vorsitzender der Balver St.-Sebastian-Schützenbruderschaft. „Erst wird die Kulturarbeit auf die Schultern der Bruderschaft und des Festspielvereins abgewälzt und mit solchen Entscheidungen bald ganz platt gemacht.“ Grund für die Wut ist der einstimmige Beschluss des Haupt- und Finanzausschusses, nicht die Hälfte für einen neuen Vorhang – etwa 20 000 Euro – zu bezahlen.

SPD-Fraktions-Vorsitzender Cay Schmidt: „Der Vorhang gehört der Stadt, die nicht denkt, dass er erneuert werden muss. Also sollen die Schützen selbst einen kaufen, wenn sie meinen, dass das nötig sei.“ Sein UWG-Pendant Lorenz Schnadt: „Die Schützen haben volle Verfügungsgewalt über die Höhle. Sie müssen sie doch nicht dem Festspielverein überlassen. Auch die vergünstigten Konditionen für die Festspiele legen sie doch selbst fest. Hier könnten sie durch anderweitige Vermietung höhere Einnahmen generieren.“ Ins gleiche Horn stieß auch CDU-Fraktions-Chef Johannes Schulte: „Andere Bruderschaften investieren auch und haben es finanziell viel schwerer als die Balver. Stimmen wir zu, würden wir nur Begehrlichkeiten wecken.“ Einstimmig abgelehnt.

Diesen Argumentationen will sich von Croy nicht anschließen. Andere Bruderschaften feierten einmal im Jahr ihr Schützenfest, das sei es gewesen. „Das können wir ja auch machen, dafür benötigen wir keinen Vorhang.“ Notwendig ist der für Konzerte, Filmarbeiten oder die Märchenwochen, damit auf der einen Seite die Anwohner nicht von der lauten Musik gestört werden, auf der anderen Seite das Märchen oder die Dreharbeiten ohne Straßenlärm erledigt werden können.

„Selbstverständlich hängt der Vorhang noch. Aber die Schienen sind krumm und schief, so dass es sehr schwer ist, ihn auf- und abzuhängen und er ist kein ansehnliches Eintrittstor für den größten Werbeträger der Stadt“, sagt der Brudermeister. Es sei ein Armutszeugnis, diesen „europaweit einzigartigen Kulturpalast sterben zu lassen“. Dazu, so von Croy, könne es durchaus kommen, denn das Argument der wohlhabenden Bruderschaft will er nicht gelten lassen. „Wir investieren jedes Jahr Zehntausende Euro in die Höhle, haben große andere Maßnahmen vor der Brust.“ Könne sich die Bruderschaft, wenn es notwendig sei, keinen neuen Vorhang leisten, gebe es eben kein Märchen mehr und keine Konzerte, womit der Stadt durch die fehlenden Gäste auch erhebliche Wirtschaftskraft im touristischen Bereich verloren gehe.

„Wir legen keinen Wert mehr darauf, dass Balver Politiker in der Höhle als solche auftreten. Bei den Veranstaltungen sonnen sie sich im Licht des Festspielvereins und der Bruderschaft und jetzt treten sie die Kulturarbeit mit Füßen“, ereifert sich Engelbert von Croy, der lediglich das persönliche Engagement des Bürgermeisters aus seiner Kritik ausklammern möchte.

Diese will er für die CDU jedoch ausweiten, die sich gegen die vehement wehrenden Oppositions-Parteien durchgesetzt hat, als es um die Sanierung der Treppe zum Schießstand unter der Realschule ging. Die Investition hätte lediglich ein Jahr vorgezogen werden müssen. Grund für die Bitte der Schießsportgruppe ist deren 50-jähriges Jubiläum. Hochkarätige Gäste werden erwartet, schließlich ist die Balver Talentinsel Filiale des Landesleistungszentrums der Sportschützen.

Sie wollten den hässlichen Eingangsbereich in Eigenregie mit Vordach herrichten und verschönern. Lediglich die marode Treppe sollte von der Stadt Balve ein Jahr früher als geplant saniert werden, damit auch Rollstuhlfahrer Zugang haben und keine Sturzgefahr besteht. „Durch die tolle Arbeit unserer Schießsportgruppe ist ein sportlicher Brückenkopf für die gesamte Region entstanden. Doch diese Visitenkarte ist in diesem baulichen Zustand ganz miserabel. Der Politik scheint aber auch das egal zu sein“, sagt Croy. Morgen hat der Stadtrat das letzte Wort. Ein Umschwenken ist jedoch unwahrscheinlich.