Langenholthausen.

Kurze Straße – kleiner Vogel – lange Gesichter. So sah es am Samstagabend in Langenholthausen aus, als Rainer Grote der Schützenbruderschaft St. Johannes vor seinem Wohnhaus den vermeintlichen Vogel präsentierte.

Aber fangen wir von vorn an: Ende der Jahreshauptversammlung 2012 im Kaminraum. Wie immer marschiert Hauptmann Wilhelm Vogel mit seiner Schützenkappe durch die Reihen und ruft zur Amerikanischen Versteigerung des Vogels auf. Weil sich niemand so recht dazu durchringen kann, den Aar für das am 2. Juni beginnende Schützenfest in Langenholthausen zu bauen, verläuft die Versteigerung schleppend.

Damit doch noch ein weiterer Euro in der Kasse der Bruderschaft landet, wirft Rainer Grote den 265. in die Kappe. Zu seiner Überraschung dreht sich plötzlich Hauptmann Wilhelm Vogel und sagt: „Zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten, Du baust den Vogel.“

„Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet, denn ich wollte nicht der Vogelbauer sein. Im Jahr 2001 hätten wir ihn gern mit unserem Opa gebaut, aber damals haben wir den Zuschlag nicht bekommen“, erzählt Rainer Grote. „Und genau deshalb habe ich Dir diesmal den Vortritt gelassen“, sagt ein lächelnder Wilhelm Vogel. Dieses Lächeln sollte aber schon wenig später nicht nur auf seinem Gesicht, sondern auch auf denen der anderen Schützenbrüder gefrieren, denn Rainer Grote hatte sich eine faustdicke Überraschung ausgedacht.

Den Vorhang lüftend kam ein hässlicher, kleiner, schwarzer Vogel zum Vorschein. Lähmendes Entsetzen, Totenstille und Ratlosigkeit in der großen Runde. Rainer Grote und seine Mitstreiter genossen die Schockstarre einige Minuten und machten sich dann daran, den schönsten Vogel, den die Schützenbruderschaft St. Johannes Langenholthausen in den letzten Jahren präsentierte, an das Tageslicht zu holen.

Sichtlich erleichtert übernahm Hauptmann Wilhelm Vogel jetzt die Regie. Er taufte den stolzen Aar mit Bier. Da ihm ob des Schocks kein Name einfiel, einigten sich die Schützen auf den Namen Vogel „Wilhelm“. Der ist nach Meinung von einigen Schützen viel zu schön, um auf ihn zu schießen. „Das will ich aber nicht hoffen“, sagt Brudermeister Berthold König und stieß mit den Schützenbrüdern auf den prächtigen Aar an.

Der Vogel wurde aus Fichtenholz gebaut, nachdem Timo Boss ihn aus einem Stamm gesägt hatte. Obwohl Rainer Grote, der beim Bau von Rudolf Habbel, Matthias Lampe, Steffen Bormann und Dirk Blumenkamp Unterstützung erfuhr, noch nie mitgeschossen hat, wird er am Schützenmontag unter die ­Vogelstange gehen. „Ich halte aber nur auf die Krone“, sagt der Vogelbauer.