Balve. .
Die geplante Schließung des St.-Marien-Hospitals, die in Kürze erfolgen wird, hat für die Bürger aus Balve nach Einschätzung von Ottmar Köck weitreichende Folgen.
Ottmar Köck (52) war von 1989 bis 1997 Verwaltungsleiter im St.-Marien-Hospital Balve. Heute ist der Wahl-Düsseldorfer Geschäftsführer bei der St.-Franziskus-Stiftung Münster und verantwortet die Geschicke von fünf Kliniken im Rheinland.
Weil er nach wie vor am St.-Marien-Hospital stark interessiert ist, wollten wir von ihm wissen, warum er schon vor geraumer Zeit so sicher war, dass das Balver Krankenhaus von der Hospitalvereinigung im Märkischen Kreis geschlossen werde. „Innerhalb des Klinikmarktes besteht ein knallharter Wettbewerb um den Patienten bei gleichzeitig restriktiver Finanzierung durch die Krankenkassen, und das seit Jahren. Ich vermisste damals schon eine mindestens mittelfristige medizinische Strategie für den Standort Balve. Persönlich glaube ich auch, dass in letzter Zeit nicht immer richtig investiert worden ist. Eine Krise im Krankenhaus entwickelt sich nicht von jetzt auf gleich. Das war ein schleichender Prozess, den keiner wahrhaben wollte“, sagt Ottmar Köck.
Als Beispiel für seine Ausführung nannte der Regionalgeschäftsführer Rheinland der St.-Franziskus-Stiftung Münster den hohen Zimmerstandard, der nicht hätte sein müssen. Da sei am Bedarf vorbei investiert worden. Dieses Geld wäre besser in diagnostische Geräte, die heute Standard sind, zum Beispiel ein CT (Computertomograph), investiert worden. Nachteilig für das St.-Marien-Hospital sei sicherlich auch, dass die niedergelassenen Ärzte nicht ins Boot genommen worden sind. „Sicher ist das nicht einfach, aber unabdingbar“, sagt Ottmar Köck, der hinzufügt, dass es bei kleinen und großen Krankenhäusern letztlich immer nur ums Geld geht.
Nur mit einem wirtschaftlich gut aufgestellten Haus könne eine hohe Versorgungsqualität gesichert, das medizinische Angebot ausgeweitet und sinnvoll investiert werden. Zudem müsse auch gut bezahltes Fachpersonal gebunden werden, meint Köck, in dessen Verantwortung neben großen Krankenhäusern mit jeweils über 300 Betten auch kleine Einrichtungen, eine nur mit 90 Betten wie in Balve, sind.
Probleme wie in Balve kennt er nicht: „Beide Hospitäler sind sehr gut aufgestellt und haben eine hohe Akzeptanz. Wir haben im Verbund rechtzeitig für diese Krankenhäuser Spezialisierungen und Kernkompetenzen entwickelt. So wurde beispielsweise eine 90-Betten-Klinik in eine rheumatologisch-orthopädische Fachklinik umgewandelt. Heute eine der Spitzenkliniken in NRW zur Behandlung von Rheumaerkrankungen.
In einer anderen Klinik wurde ein Zentrum für Handchirurgie etabliert, in dem jetzt jährlich 1500 Hände operiert werden und trotzdem die Grundversorgung gesichert ist. Und natürlich profitieren so kleine Einrichtungen von einem starken Netzwerk“, sagt Ottmar Köck.
Balve verliere nicht nur ein Krankenhaus, die Schließung gefährde auch die ambulante fachärztliche Versorgung der Bevölkerung. Er glaubt, dass ein breitgefächertes Medizinisches Zentrum am Standort des St.-Marien-Hospitals, in dem mehrere Fachärzte und Hausärzte mit- und nebeneinander arbeiten, möglich ist. Dazu gehöre aber ein unbedingter Wille und ein breiter Konsens zwischen Politik, Ärzten und auch der Katholischen Kirchengemeinde. Die Balver müssten vor allem ihre Kräfte bündeln und gemeinsam einen Weg einschlagen – und zwar schnell, rät der Regionalgeschäftsführer den Bürgern aus der Hönnestadt.