Balve.

Wenn am heutigen Freitag der Verwaltungsrat der Katholischen Hospitalvereinigung im Märkischen Kreis tagt, dann wird es eng für das St.-Marien-Hospital, denn das Gutachten der Firma Admed empfiehlt die Schließung.

Ob diese Empfehlung bereits heute beschlossen und an die Gesellschafter-Versammlung weitergereicht wird, darüber kann nur spekuliert werden. Tatsache ist jedoch, dass der Kirchenvorstand auch ein Gutachten in Auftrag gegeben hat, das seit Mittwoch den Mitgliedern dieses Gremiums vorliegt und mit dem sich sicherlich auch der Verwaltungsrat beschäftigen wird, um sich ein objektives Urteil über die Situation des St.-Marien-Hospitals zu machen.

Laut Geschäftsführer Thomas Wülle beträgt das Defizit des Balver Krankenhauses im Jahr 2004 insgesamt 1,4 Millionen Euro, darin ist nach seiner Auskunft die Abfindung für den ehemaligen Chefarzt der Chirurgie enthalten, was dieser im Gespräch mit dieser Zeitung vehement bestreitet. „Ich habe keine Abfindung von der Hospitalvereinigung erhalten. Wer das Gegenteil behauptet, den werde ich verklagen“, machte er gegenüber dieser Zeitung seinem Unmut über die Angaben von Geschäftsführer Thomas Wülle Luft.

Unabhängig davon sieht der Gutachter keine Chance für das St.-Marien-Hospital, obwohl sich einiges zum Positiven verbessert hat. Denn nachdem die dramatische Lage des Balver Krankenhauses bekannt wurde, von der auch die Katholische Hospitalvereinigung im Märkischen Kreis betroffen ist, weil auch das Krankenhaus in Menden eine knappe Million Euro Minus eingefahren hat, wächst die Zahl der Patienten.

Waren es noch vor gut einem Monat nach Angabe des Pflegepersonals gerade einmal 35 Patienten, die im St.Marien-Hospital stationär versorgt wurden, ist die Zahl bis zum gestrigen Donnerstag auf 66 Patienten angestiegen. „Wir freuen uns natürlich, dass immer mehr Patienten in unserer Krankenhaus kommen. Auch die Operationen nehmen zu. Am Mittwoch waren es neun und bei uns wird jeden Tag operiert “, sagt der Vorsitzende der Mitarbeitervertretung, Heinz Bertsch.

Dadurch, dass jetzt mehr Patienten im Balver Krankenhaus behandelt würden, seien die Mitarbeiter auch wieder voll beschäftigt. „Durch die Vollbeschäftigung vergessen sie ihren Frust über die geplante Schließung, an die sie noch nicht glauben wollen“, erzählt Heinz Bertsch. Wie sehr die Mitarbeiter an ihrem Krankenhaus hängen, dafür gibt es nach Meinung des MAV-Vorsitzenden ein deutliches Indiz: „Bis zum heutigen Tag hat nicht eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter gekündigt, obwohl es in anderen Häusern Stellenangebote gibt“, sagt Heinz Bertsch, dem aber ebenso wie Dr. Ludger Schulte nicht verborgen geblieben ist, dass es im Umfeld das St.-Marien-Hospitals allem Anschein nach Kräfte gibt, die am Aus des Balver Krankenhauses interessiert wird.

Anders ist es nicht zu deuten, wenn der Notarzt aus Plettenberg einer Patientin aus Affeln sagt: „Sie werden jetzt mit dem Rettungswagen nach Plettenberg ins Krankenhaus gefahren, weil es in Balve weder einen Notarzt noch ein Krankenhaus gibt.“ Weil das Gespräch zwischen dem Notarzt und der Patientin aus Affeln im Beisein von Dr. Schulte stattfand, schaltete er sich umgehend ein, zumal die Frau darauf bestand, nach Balve gefahren zu werden, weil sie dort in der Vergangenheit sehr gute Erfahrungen gemacht hatte. „So etwas ärgert mich maßlos, aber das ist auch darauf zurückzuführen, dass kein Arzt aus dem St.-Marien-Hospital als Notarzt mit dem Rettungswagen herausfährt. Denn es liegt doch auf der Hand, dass der Notarzt versucht, den Patienten in sein Krankenhaus einzuweisen“, sagt der ehemalige Chefarzt des St.-Marien-Hospitals und Internist, Dr. Ludger Schulte, im Gespräch mit dieser Zeitung.