Balve. Bei der Jagd auf einen mutmaßlichen Räuber gerieten Mittwochnachmittag drei junge Männer in Lebensgefahr. Mit ihrem mutigen aber auch waghalsigen Einsatz leiteten sie eine Großfahndung der Polizei ein.
Der zufällige Blick durchs Fenster auf die Alte Gerichtsstraße in Balve animierte Enes-Malik Öztürk (19), Magnus Vor (19) und Labinot Bellacerka (25), sich auf die Jagd nach einem jungen Mann zu machen, der nach ihrer Ansicht am Raubüberfall auf das Casino in der Dreikönigsgasse am 10. Oktober beteiligt war. „Der hat doch 24 Stunden vor der Tat den Überfall angekündigt“, sagt Magnus Vor, der mit seinen Freunden aus dem Haus stürmte, um den mutmaßlichen Täter zu stellen. Grund für die couragierte Aktion: Die Polizei hatte Magnus Vor bereits zu seinem Bekannten verhört.
„Als er gemerkt hat, dass wir es auf ihn abgesehen haben, flüchtete er. Erst rannte er zur Pizzeria Etna, von dort aus ging es weiter zum Musikheim des Musikvereins Balve, dann in Richtung Balve-Süd durch die Gärten bis wir ihn am Heerder Weg endlich gepackt haben“, schilderten die drei Balver ihre Verfolgungsjagd, die allerdings böse für sie hätte enden können.
Denn als sie den 20-Jährigen packten, ihn zu Boden schleuderten und mit ihm rangelten, zog der plötzlich eine Pistole und hielt sie Labinot Bellacerka vor das Gesicht. Um sich aus dem Griff der Verfolger zu lösen, schmetterte er die Schusswaffe auf die Hand von Enes-Malik Öztürk, rappelte sich auf und bedrohte die drei Balver. „Wir haben noch zu ihm gesagt, dass das doch nur eine Schreckschusswaffe ist. Damit kommst du nicht weit“, sagt Labinot Bellacerka. Doch der junge Balver, der mittlerweile in Dortmund wohnt, habe geantwortet: „Die ist aufgebohrt. Ich mach’ Euch kalt!“ Daraufhin ließen die couragierten jungen Männer von ihm ab, so dass er entkommen konnte. „Wir haben ihn laufen lassen, weil wir nicht wussten, ob er auf dumme Gedanken kommt.“
Die drei Jungs blieben zurück und warteten auf die Polizei, die sie über das Handy bereits während der Verfolgung alarmiert hatten. Enes-Malik Öztürk begab sich nach der Zeugenaussage direkt ins Krankenhaus, denn seine Hand war dick geschwollen, er vermutete einen Bruch. Auch der mutmaßliche Räuber muss sich beim Kampf mit den drei Balvern verletzt haben. Davon kündet zumindest das Blut am Ärmel von Labinot Bellacerka, der dem Flüchtigen einige Schläge verpasste.
Innerhalb kurzer Zeit trafen etliche Streifenwagen aus dem gesamten Kreisgebiet in der Hönnestadt ein, und der Hubschrauber mit einer Wärmebildkamera kreiste über Balve. Zwei Polizeibeamte hielten Wache vor dem Haus des Lebensgefährten seiner Mutter, in der Hoffnung, der 20-Jährige werde dort auftauchen. Tat er aber nicht, so dass die groß angelegte Ringfahndung in den Abendstunden ergebnislos abgebrochen werden musste. „Dass heißt aber nicht, dass wir nicht weiter nach ihm suchen. Nur das Aufgebot wird verringert“, heißt es von Seiten der Polizei.
Nach Informationen der WAZ-Mediengruppe soll der gebürtige Balver neben dem Raubüberfall auch wegen Überfällen in Ihmert und Dortmund, sowie illegalen Waffenbesitzes und Drogenvergehen von der Polizei gesucht werden. Alle anderen Mittäter hat die Polizei in den vergangenen Tagen bereits festgenommen. Sie sitzen in Untersuchungshaft in diversen Gefängnissen in Nordrhein-Westfalen.