L.A./Balve. .

Zwei Tankstellen gibt es in der Stadt Balve. Beide haben noch nicht den neuen und umstrittenen Kraftstoff E10. Ralf Schneider hat an seiner Shell-Tankstelle an der Hönnetalstraße zumindest schon die passenden Aufkleber angebracht.

„Eigentlich hätte das E10 diesen Monat kommen sollen, das ist aber nun erstmal verschoben“, sagt der Tankwart. Gleiches Spiel bei der Aral an der Neuenrader Straße. „Wir wollen es einführen“, versichert Aral-Pressesprecher Tobias Wolny. Einen konkreten Zeitpunkt können er und auch Schneider noch nicht nennen.

Fest steht: Wenn Aral und Shell die staatlich vorgeschriebene Absatzquote für E10 nicht einhalten können, wird die fällige Strafzahlung von zwei Cent pro Liter auf den Spritpreis umgelegt. Dann müssen auch die Balver Tankkunden tiefer in die Tasche greifen, obgleich sie in der Hönnestadt gar nicht die Möglichkeit haben, den E10-Absatz anzukurbeln.

„Der Sprit wird allemal teurer werden“, kündigt Ralf Schneider an. Super wird es wie bei der Aral an seiner Shell in Zukunft nicht mehr geben. Zwischen dem hauseigenen V-Power und E10 werde sich die Preisspanne vergrößern. „Man möchte den Kunden über den Preis das E10 schmackhaft machen“, erklärt Schneider die Verkaufsstrategie. Doch der Tankwart geht nicht davon aus, dass dies funktionieren wird, im Gegenteil: „Die meisten Kunden sagen mir: Wir nehmen es in Kauf, den teuren Sprit zu tanken. Hauptsache der Motor bleibt ganz“. Der Tankwart zeigt Verständnis. „Es ist frustrierend, aber wir können den Leuten keine Infos geben, dabei müssten und würden wir gern Rede und Antwort stehen“, sagt Schneider.

Stimmt, die Mineralölkonzerne müssten eigentlich für den neuen Sprit kräftig die Werbetrommel rühren, um die Strafzahlungen abzuwenden. Die Firmenstrategie aber geht sowohl bei Aral als auch bei Shell in die entgegengesetzte Richtung: „Wir können keine verbindliche Aussagen über die Verträglichkeit machen“, sagt Wolny. In der Aral-Tankstelle liegen Listen mit Servicetelefonnummern der Autohersteller aus. Diese werden den Kunden mitgegeben. Ernsthafte Werbung für einen Bio-Kraftstoff sieht anders aus.

Dabei setzt sich gerade Arals Mutterkonzern BP nach der von ihm verschuldeten Öl-Katastrophe im Golf von Mexiko verstärkt für Bio-Kraftstoffe ein. „E10 ist ja nicht unser Kraftstoff“, räumt Wolny ein, „der wurde uns von der Politik aufoktroyiert“, stellt der Pressesprecher klar. Es gäbe gute und nicht so gute Bio-Kraftstoffe, so Wolny, sein Unternehmen forsche an Bio-Kraftstoffen der zweiten Generation – „da investieren wir unheimlich viel“, versichert er. Ob sich die Investition lohnt, wenn die erste Generation mit E10 ein totgeborenes Kind hervorgebracht hat? „Solange man den Endverbraucher nicht ordentlich aufklärt, wird es sehr schwer, den Kraftstoff an den Mann zu bringen“, ist sich Ralf Schneider sicher.