Balve. Drei Monate kein Gehalt bekommen und vier Monate mit der Miete im Verzug — angesichts dieser prekären Lage schaltete sich bei einem 28-jährigen Paketdienstfahrer im vergangenen Mai der Verstand aus. Der Dortmunder täuschte auf dem Parkplatz an der Luisenhütte einen Raubüberfall vor.
Die Polizei kam ihm jedoch auf die Schliche. Gestern verurteilte Strafrichter Jens-Christian Festersen den mittlerweile arbeitslosen Mann zu einer Geldstrafe von insgesamt 1 100 Euro.
„Ich habe mein Gehirn ausgeschaltet. Es war eine Kurzschlussreaktion”, erklärte der geständige 28-Jährige sein Verhalten vor Gericht. Sein Arbeitgeber habe ihn drei Monate zur Probe arbeiten lassen, aber nicht das vereinbarte Gehalt gezahlt. Um die Wohnung für seine Freundin und ihre sechs Monate alte Tochter bezahlen zu können, steckte er sich am 4. Mai in Balve knapp 1 900 Euro aus der Bargeldkasse des Paketwagens in die Tasche. Anschließend rief er die Polizei und schwindelte, er sei während einer Pinkelpause von einem Unbekannten überfallen, niedergeschlagen und beraubt worden. Die für die Geschichte benötigte Beule am Kopf hatte er sich passenderweise frühmorgens beim Beladen des Paketwagens geholt.
Finanzielle Situation kann Verhalten nicht entschuldigen
„Eine sehr schöne Räuberpistole”, kommentierte Richter Festersen die fantasievolle Lügengeschichte. „Ihre miese finanzielle Situation kann Ihr Verhalten erklären, aber nicht im Ansatz entschuldigen.” Immerhin habe der Angklagte das Geld nicht für einen neuen Flachbildfernseher ausgegeben, sondern Miete und Strom damit bezahlt, notierte er.
Am Ende verurteilte Festersen den Angeklagten zu einer Geldstrafe von 110 Tagessätzen á zehn Euro. Die muss der Dortmunder nun ebenso abstottern wie den Schadensersatz, denn besser geworden ist seine finanzielle Lage seit dem vorgetäuschten Überfall nicht: Er ist mittlerweile Hartz-IV-Empfänger.