Balve. Kreis stellt Simulationen für Hausbesitzer und Städte vor. Tausende Datensätze zeigen Szenarien für den Starkregen-Ernstfall.
Mai 2023: Die Borke flutet Langenholthausen. Es ist nur ein Starkregenereignis der vergangenen Jahre und zeigt dennoch eindrücklich die Folgen des Klimawandels. Dabei ist sich zumindest der Märkische Kreis sicher. Mittlerweile hat der Kreis eine interaktive Karte online gestellt, in der tausende Datensätze gebündelt sind - so auch aus Balve. Wie die Karte Grundstückseigentümern helfen kann und was das für die Stadt bedeutet.
Mal zu trocken, mal zu nass
„Wasser ist in Balve ein wichtiges Thema.“ Das steht für Lorenz Schnadt (UWG) nicht zuletzt seit dem Jahrhunderthochwasser samt Starkregen im Sommer 2021 fest. Der Starkregen im Mai 2023 zeigte dann, dass nicht nur die Hönne reißende Fluten führen kann, sondern auch die Borke in Langenholthausen. Beim Märkischen Kreis hat man allerdings schon vor den Katastrophen reagiert, wie die Klimaschutzbeauftragte Petra Schaller im Bau- und Umweltausschuss deutlich macht. Die ersten Zeichen des Klimawandels im Kreis hätten sich bereits seit 2018 deutlich gezeigt: Drei viel zu trockene Sommer, gefolgt von einem viel zu nassen. „Entweder haben wir zu wenig Wasser - oder zu viel“, sagt Schaller.
Ein Grund, warum der Kreis in Zusammenarbeit mit den Kommunen seither am Klimafolgenanpassungskonzept gewerkelt hat. Was sich sperrig anhört, kann für die Städte und Gemeinden, aber auch Eigentümer gleichermaßen hilfreich sein. Bürger, Landwirte, Förster waren gefragt. Tausende Datensätze sind dafür in den vergangenen Jahren zusammengetragen worden, beim Kreis beschäftigte das Zweidrittel aller Fachbereiche. „Uns war wichtig, dass wir eine breite Beteiligung haben“, erklärt Petra Schaller.
Grundstückseigentümer sind selbst gefragt
Herausgekommen sind zwei Modell-Simulationen. Auf der Internetseite des Kreises können so alle Bürgerinnen und Bürger testen, ob und inwieweit sie bei Starkregenereignissen betroffen sind. Die Karten, die für das gesamte Balver Stadtgebiet quadratmeterscharf sind, „geben einen Überblick zu Pegelständen und Fließgeschwindigkeiten“. Und genau das könne im Ernstfall über Leben und Tod entscheiden. Gefährlich ist im Extremfall nämlich nicht ausschließlich die Hönne, sondern auch Bäche, Siepen oder Gefälle, von denen Regenmassen herabfließen. „Bürgerinnen und Bürger können so sehen: Wann ist es noch sicher rauszugehen - und wann sollte ich höhere Gefilde aufsuchen.“
Info-Veranstaltung in Volkringhausen
Der Kreis informiert nicht nur Verwaltung und Politik, sondern ebenso in den Balver Ortsteilen auf Anfrage. In der Volkringhauser Schützenhalle erklären die Experten am kommenden Samstag, 16. März, von 11 bis 15 Uhr zum Thema Starkregen und Modell-Simulationen auf. Zudem zeigen sie Schutzmöglichkeiten für Eigentümer auf.
Bürgermeister Hubertus Mühling (CDU) demonstriert im Ausschuss dann auch das, was die Klimaschutzbeauftragte zuvor nur beschreiben konnte: Vogelperspektive auf den Friedhof in Volkringhausen. Bei 50 oder 90 Litern Regen je Stunde und Quadratmeter verwandeln sich die Entwässerungsrinnen entlang der nahegelegenen Felder in Sturzbäche, die ins Tal schießen. Mit diesen Simulationen appelliert Petra Schaller vor allem: Beim Schutz vor Starkregen ist jeder Bürger selbst gefragt. Etwa mit dem Einbau von sogenannten Fluttüren oder versenkbaren Mauerelementen. „Jeder ist für den Schutz des eigenen Grund und Bodens zuständig“, ergänzt Mühling.
Doch auf sich allein gestellt sind die Balver dadurch noch lange nicht. Im Konzept selbst finden sich bereits Handlungsmöglichkeiten. Für die Hönnestadt fallen darunter etwa mehr Retentionsflächen, Regenrückhaltebecken oder die Renaturierung von Bachläufen. Zudem fließen die Berechnungen in Strategien für die Feuerwehr oder den Katastrophenschutz ein. Denn auch dort müsse man laut Petra Schaller im Zweifel abwägen, wann Keller ausgepumpt oder vielmehr Menschen vor den Fluten gerettet werden müssen.