Balve. Morgens um sechs war die Welt für Landwirte noch in Ordnung. Für einen ging‘s dann nach Berlin.
Wer am Montagmorgen schon früh auf den Straßen in und um Balve unterwegs war, hat sie wahrscheinlich gesehen. Mit ihren gelben Rundumleuchten und grellen Strahlern setzten die Bauern erneut ein Zeichen. Unter dem Motto „Wir leuchten euch den Weg“ zeigten sie ihre Unterstützung für die Bauern, die zur Großdemonstration und Kundgebung am Brandenburger Tor fuhren.
„Es ist ein Symbol unserer Geschlossenheit“, beschrieb Hubert Sauer, CDU-Stadtverbandsvorsitzender, Ratsherr und Kreistagsabgeordneter. Dabei wollten sie nicht die Straßen blockieren, sondern ein Zeichen setzen. Deswegen organisierten sie die Aktion als dezentralen, niederschwelligen Protest, so Sauer. An über zehn Standorten leuchteten die Landwirte symbolisch den Weg nach Berlin. Und auch aus Balve nahmen Landwirte, darunter Clemens Gödde jr., den weiten Weg in die Hauptstadt auf sich.
Die Lichter waren unteranderem von Eisborns Vogelstange über das Beckumer Feld und das Hönnetal bis zum Liboriweg in Garbeck, den Benkamp und den Kesberg zu sehen. Um sechs Uhr, also passend zum Start in den eigentlichen Alltag eines Landwirts, begann die Aktion. „Wir mussten unsere Wecker nicht früher stellen“, sagte der Landwirt Conrad Albersmeier. Normalerweise würde er, wie alle Landwirte, um die Uhrzeit mit der Stallarbeit und der Tierversorgung beginnen. Doch im Zuge der Protestaktionen wandelten sie ihren Tagesplan kurzerhand ein wenig ab.
„Es geht auch nicht nur um den Agrardiesel, sondern darum, wie seit Jahren mit uns umgegangen wird und dieses ewige Hin und Her“, betont Sauer wiederholt. Er hofft, dass die Gespräche zwischen den Vorständen der Bauernverbände und den Politikern Klarheit bringen und friedlich bleiben. Auch bei den Bauern selbst hat die vergangene Protestwoche Eindruck hinterlassen. „Im Verein war es viel aktiver“, beschrieb der Schäfer Anton Linsmann. Ein gestärktes Wir-Gefühl sei sowohl regional als auch bundesweit zu spüren.
„Wir tauschen uns in Whatsapp-Gruppen mit Landwirten aus ganz Deutschland aus. Wie die Bauern sich zusammenschließen, das ist schon gewaltig“, betont Albersmeier. In den sozialen Medien tauschen sie sich aus. Wie sie sich derzeit als Landwirte fühlen und welche Aktionen sie planen. Sauer freut sich: „Es gibt aber auch viel Unterstützung vom Handwerk, Transport und auch aus der normalen Bevölkerung.“