Balve/Neuenrade. Landwirte aus dem Hönnetal fahren am Montagmorgen zur Demo nach Lüdenscheid. Die WP berichtet live.
7.30 Uhr. Guten Morgen! Hier meldet sich der Liveticker der Westfalenpost. Antonia Mertens berichtet vor Ort. Sie meldet sich gleich von der Schützenhalle in Beckum. WP-Redakteur Jürgen Overkott verarbeitet ihre Informationen und Fotos in Echtzeit.
7.33 Uhr. Es ist knackekalt. Frank Baumeisters Wetterstation (wetter-balve.de) meldet -3,8 Grad. Es ist zwar trocken. Dennoch kann es stellenweise glatt sein.
7.35 Uhr. Die Kreispolizei hat die „Aufzüge“, wie die Konvois im Amtsdeutsch heißen, auf dem Schirm. Bereits um 6.07 Uhr verbreitete sie über ihren Instagram-Kanal an Pendlerinnen und Pendler, wegen der Trecker-Kolonnen im Märkischen Kreis mehr Zeit für ihre Strecken einzuplanen.
7.41 Uhr. Landwirte aus Mendens Stadtgebiet treffen sich am Montag um 9.30 Uhr auf Hof Gemmingen an der Heidestraße in Halingen. Polizeisprecher Lorenz Schlotmann geht davon aus, dass in dem Konvoi mehr als 30 Fahrzeuge rollen. Der „Aufzug mit Traktoren“, wie es offiziell heißt, soll um 10 Uhr in Richtung Innenstadt losfahren.
Die Route: Heidestraße-Holzener Dorfstraße-Provinzialstraße-Unnaer Landstraße-Märkische Straße-Werler Straße-Hönnewerth-Bodelschwinghstraße-Bahnhofstraße. „Das Ziel ist der Rathausplatz am Neumarkt“, sagte Schlotmann, „als Fahrzeit werden circa 45 Minuten erwartet.“ Die Kundgebung auf dem Rathausplatz ist für den Zeitraum von 11 bis 14 Uhr angemeldet.
„Wir begleiten das Ganze“, sagte Schlotmann, „und sind auch vor Ort.“ Mendens Stadtverwaltung ist informiert.
Das Gleiche gilt für die Stadt Balve. Landwirte aus dem Stadtgebiet sammeln sich am Montag, 8.30 Uhr, an der Schützenhalle Beckum. Der Tross zieht ab 10 Uhr über die B 229 zum Hagebaumarkt in Neuenrade. Dort stoßen die Balver auf weitere Mitstreiter. Damit ist die Gruppe Teil einer insgesamt neunteiligen Sternfahrt. Das Ziel ist die Hohe Steinert in Lüdenscheid. Dort findet die große Kundgebung der Agrarwirtschaft im Märkischen Kreis von 12 bis 13 Uhr statt. Danach geht es wieder heim. Schlotmann: „Das wird erhebliche Auswirkungen auf den Verkehr haben, gerade im Berufsverkehr. Da wird wohl vorübergehend nichts mehr gehen.“
7.55 Uhr. Polizeisprecher Lorenz Schlotmann meldet sich mit einem Update: „Wir sind bei allen Aufzügen mit stärkeren Begleitkräften vor Ort, um einen entsprechenden störungsfreien Verlauf zu gewährleisten und die Versammlung zu schützen (genaue Anzahl kann ich aus einsatztaktischen Gründen nicht nennen).
In Beckum ist um 8.30 Uhr angedachte Abfahrt. Gegen 8.45 Uhr wollen nach derzeitigem Stand die Neuenrader im Drostenfeld einfädeln.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt liegen der KPB Märkischer Kreis keine Hinweise vor, die auf Störungen oder einen unfriedlichen Verlauf hindeuten. Das gilt auch für den Versuch möglicher Eingliederungen von rechten Störern.“
8.03 Uhr, Schützenhalle Beckum. Schon über zehn Bauern haben sich auf dem Vorplatz eingefunden. Es wird geplauscht und gelacht.
8.08 Uhr. Die Polizei ist ebenfalls vor Ort. Sie begleitet den Protest. Wegen der kalten Temperaturen bleibt sie zunächst noch im warmen Auto.
8.11 Uhr. Ordner, darunter Landwirt Anton Linsmann, weisen die Traktoren auf ihren Platz vor der Schützenhalle.
8.14 Uhr. Bauern erzählen, es habe ein kleines Problem auf der Polizeiwache gegeben. Zwei Polizeibeamte seien mit ihren Privatwagen zum Einsatzort gekommen. Grund: erhöhte Einsätze durch die Proteste.
8.19 Uhr. Die Kolonne soll langsamer fahren, als sie kann: Tempo 20 ungefähr. Es heißt, die langsamere Geschwindigkeit solle nicht etwa den Verkehr lahmlegen. Vielmehr solle die Sicherheit zwischen den Traktoren gewährleistet sein.
8.20 Uhr. Der Hallenvorplatz füllt sich. Schon mehr als 30 Bauern sind da.
8.27 Uhr.Landwirt Conrad Albersmeier begrüßt seine Berufskollegen. Zu den Demonstranten zählen Hubert Sauer, CDU-Stadtverbandsvorsitzender, Ratsherr und Kreistagsabgeordneter, und Reinhard Linsmann, stellvertretender Vorsitzender des landwirtschaftlichen Ortsvereins Balve/Neuenrade. Bürgermeister Hubertus Mühling lässt sich entschuldigen.
Parallel meldet die Kreispolizei auf ihrem Instagram-Kanal: „Im Stadtgebiet Lüdenscheid kommt es zu ersten Beeinträchtigungen des Verkehrs. Bisher gibt es keinerlei Störungen der Versammlungen.“
8.40 Uhr. Conrad Albersmeier: „Wir wollen einfach unsere Arbeit machen“ betont er. Nirgendwo im Kreis sei die Vielfalt größer in der Region als in Balve. Er sei bereit für Gespräche, versichert er. Bei der Aktion gebe es keine Unterwanderung von rechts.
Am 30. Januar findet in der Schützenhalle in Mellen die Generalversammlung vom Ortsverein statt. „Dazu sind alle herzlich eingeladen“, heißt es.
Ein anonymer Spender unterstützt die Demo finanziell.
Auch der junge Landwirt Johann Brinkschulte sagt ein paar Worte: „Schön langsam und rechts fahren“. Er ist Ordner und organisiert den Protest.
Die Polizei bittet die Bauern: Wenn alle dicht beieinander bleiben, würde alles gut funktionieren.
8.39 Uhr. Es geht los. Vier Bauern, ein Ordner: So lautet die Reihenfolge.
8.43 Uhr. Die Kolonne rollt Richtung Küntrop. Dort fädeln sich weitere Bauern mit ihren Schleppern ein.
8.44 Uhr. Noch keine 50 Metern gefahren, und schon fotografieren neugierige Zuschauer den Protest.
8.46 Uhr. B 229. Sechs Auto fahren gerade hinter den Bauern her. Das wird eine lange Fahrt für sie.
8.48 Uhr. Der Tross erreicht Sanssouci. Er hat gerade die Hönne-Brücke passiert.
8.53 Uhr. Der Protestzug erreicht Balve. Die Fahrzeugschlange wird immer länger.
8.55 Uhr. Entgegenkommende Autofahrer begrüßen die Bauern mit Lichthupe und erhobenen Daumen.
8.59 Uhr. Kormke-Kreisel erreicht: Es geht via K 12 nach Garbeck.
9.05 Uhr. Einige, wenige Autos haben sich zwischen die Schlepper gemogelt. Die Bauern müssen wieder aufschließen.
9.08 Uhr. Auch Mitarbeiter des Garbecker Pumpen-Herstellers Rickmeier wollen den Protest erleben. Sie stehen an Fenstern zur K 12, fotografieren und winken.
9.17 Uhr. Der Konvoi steht aus ungefähr 30 Traktor. Er misst ungefähr 500 Meter. Die Autoreihe dahinter ist doppelt so lang.
9.20 Uhr. Kurz vor Küntrop sind bereits weitere Schlepper zu sehen. Sie stehen am Bahnhof der Hönnetalbahn. Weitere Landwirte schließen sich dem Zug gleich an.
9.31 Uhr.Hagebaumarkt, Neuenrade. Dort schließen sich ungefähr weitere 20 Bauern an. Sie wollen ein Zeichen setzen. Das zeigen auch ihre Schilder, die sie an ihren Traktoren befestigt haben. „Schimpf nicht mit vollem Mund über Bauern“ und „Politik mit Weitsicht? Fehlanzeige!“ ist zu lesen.
9.37 Uhr. Auch einige Mitarbeiter vom Containerdienst Menshen schließen sich den Protest an. Sie zeigen ihre Solidarität durch die Schleifen aus Absperrband.
9.45 Uhr. Antonia Mertens: „Ich bedanke mich bei Olaf Prumbaum für die Mitfahrt. Beim Hagebaumarkt endet meine Fahrt. Für die Bauern geht es jetzt weiter nach Lüdenscheid. Zwei bis drei Stunden werde das dauern, schätzt Olaf Prumbaum.
Auf meinem Rückweg stehen in einer Seitenstraße Autos mit Deutschlandfahnen. Auch sie tragen die Schleifen aus Absperrband. Aber die Deutschlandflaggen haben sie umgedreht auf ihren Autos angebracht. Das kann ein Zeichen für Besorgtheit in einer Notlage sein. Aber auch Rechtsextreme machen sich dieses Zeichen zu eigen. Eine Unterwanderung des Protests von rechts wurde zuvor befürchtet. Sollten sich Rechtsradikale in den Konvoi einmischen wollen, werde man sie sofort daran hindern, versicherte Conrad Albersmeier zuvor.“
Der Live-Ticker aus Balve und Neuenrade endet an dieser Stelle.
+++ DER LIVE-TICKER UM DEN LANDWIRTSCHAFTSPROTEST IN MENDEN: HIER IST ER ZU FINDEN +++
+++ LIVE-TICKER: DIE WP GIBT EINEN ÜBERBLICK ÜBER ALLE BAUERN-PROTESTE IN SÜDWESTFALEN +++
9.10 Uhr. Wie fühlt sich Protest auf dem Trecker an? Olaf Prumbach hat die Heizung auf 22 Grad hochgedreht. Es läuft „Radio Bollerwagen“. Die Stimmung ist gelassen.