Balve. Festspielverein Balver Höhle legt farbenfrohen Musical-Abend aufs neugestaltete Parkett der Gransauer Mühle. Warum es ein paar Tränen gab.
Der Premierenabend lief wie die alte Gransauer Mühle zu ihrer besten Zeit: hervorragend. Das Ensemble der Balver Festspiele begeisterte das Publikum in der frisch renovierten Kornmühle mit einer Show zum Anfassen. 50 Zuschauer passen in den vergleichsweise kleinen Saal der neuen Spielstätte. Bedingt durch die Nähe zur ebenerdigen Bühne kommt schnell Wohnzimmerfeeling auf. Dass der Abend aber keineswegs ein schlechter Talentwettbewerb auf der heimischen Weihnachtsfeier ist, stellten die Sänger und Tänzer schnell unter Beweis. Wer sich eines der wenigen Tickets gesichert hat, kann sich auf eine spektakuläre Show freuen.
Eröffnet wurde die Show mit dem Song „Lass den Zauber entstehen“ aus dem Broadway-Musical „Pippin“. Es wird schnell klar, dass sich die Festspiele dieses Lied auf die Fahnen geschrieben haben und lassen bei jedem Zuschauer den Zauber entstehen. Auf „Pippin“ folgt „Rebecca“. Mit „Ich hab geträumt von Manderley“ bietet sich eine gefühlvolle und verträumte Ballade ehe es dann mit herabregnendem Geldscheinen und einer deutschen Variante von ABBAs „Money Money Money“ weitergeht.
Hier lässt das Ensemble sogar die 1975 an die MVG über gegangene Iserlohner Kreisbahn AG wieder aufleben. Insgesamt sind die Kostüme und das Bühnenbild sehr abwechslungsreich und runden das Gesamtbild der Show immer perfekt ab. Nicht zuletzt durch die dezente, aber dennoch äußerst kreative Lichtgestaltung diesen Abend durch das Team um Lukas Koch.
Gesanglich beeindruckt das Männertrio mit kraftvollen Balladen wie „Die unstillbare Gier“ aus „Tanz der Vampire“, aber auch die drei Damen halten mit ihrem Stimmvolumen nicht hinter dem Berg. Kurz vor der Pause wartet auch schon eines der größten Leckerbissen, vor dem der geneigte Zuhörer sicherlich kurz innehält: Das Ensemble versucht sich an einer kraft- und gefühlvollen Ballade von Jim Steinman aus dem Musical „Bat out of Hell“. Die Rede ist von „It‘s all coming back to me now“. Die Ballade ist dem breiterem Publikum eher bekannt durch die Versionen von Meat Loaf und vorallem Celine Dion. Beide haben die Messlatte des Songs schon sehr hoch gelegt, aber das Balver Ensemble manövriert souverän durch die Höhen und Tiefen dieses Meisterwerks. Kurz vor der Pause wird es noch episch: „Das Feuer der Hölle“ aus „Der Glöckner von Notre Dame“ hüllt die Gransauer Mühle in infernisches Rot.
In der Pause verrät Klaus Collard, Zuschauer aus der ersten Reihe, im WP-Gespräch: „Wir waren vor drei Jahren etwa schon einmal bei einem Musicalabend des Festspielvereins. Schon damals waren wir begeistert von der Show. Und der heutige Abend steht dem in gar nichts nach!“ Diese Meinung teilen viele der Zuschauer. In der Pause wird sich angeregt ausgetauscht und die bisherigen Lieblingsmomente zusammengefasst. Michaela Butterweck gibt sogar einige Freudentränen zu. Nur das Ensemble weiß, dass der zweite Teil der Show noch fulminanter wird.
Highlight an Highlight
Und so jagt ein Highlight das nächste. Das wohl bekannteste Lied einer Disneyproduktion erhüllt die Gransauer Mühle in Steppen-Stimmung.Die Interpretation von „Er lebt in dir“ aus „König der Löwen“ geht unvermittelt aus der Pause in die Vollen und beeindruckt von Anfang an. Das Publikum sitzt mit funkelnden Augen vor dem breiten Ensemble.
Der Abend jedoch soll sich nicht alleine um Musicals drehen. Zwei Weihnachtsblöcke bereiten den Weg in die Adventszeit. Es wird ruhig bei Bing Crosbys „I‘m dreaming of a white christmas“, sexy bei „Santa Baby“ und beschwingt bei „Rocking around the christmas tree“.
Das absolute Highlight jedoch ist „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“. Manch einer erwartet jetzt eine Ballade gesungen von glockengleichen Stimmen. Diese Erwartung wird auch erfüllt, jedoch durch eine überraschende tänzerische Darbietung ergänzt. Mit großem Ballkleid kommt. Zu „Küss mich, halt mich, lieb mich“ legen die beiden Darsteller einen großen Walzer durch die ehrwürdige Mühle vor dem Publikum aufs Parkett – mit großem Beifall und spürbarem Staunen des Publikums.