Balve. Fotograf Jürgen Waßmuth ist auch Autor. Der gebürtige Balver verbindet seine Leidenschaften zunehmend. Sein neues Buch führt ins ewige Eis.
Sie war enttäuscht, natürlich war sie das. Steffie Friske zählte bei der Lesung des bekannten Fotografen Jürgen Waßmuth im Bürgerhaus am Platze gerade mal elf Interessierte. „Es hätten mehr sein können“, sagte die Leiterin der Stadtbücherei unumwunden. Doch Masse und Klasse unterscheiden sich zuweilen fundamental. Das Publikum, das der gebürtige Balver gelockt hatte, erwies sich als sehr interessiert. Der Lese-Abend dauerte schließlich zweieinhalb Stunden.
Steffie Friske war kürzlich durch einen phänomenal starken Andrang auf die Lesung von Krimi-Starautor Andreas Gruber verwöhnt worden; der Pfarrsaal in St. Blasius platzte förmlich aus allen Nähten. Zugleich weiß Steffie Friske sehr genau, dass ein Bestseller-Autor – im Gegensatz zu einem vor allem in der Region bekannten Künstler – durchaus viel Laufkundschaft zieht. Und die Bücherei-Chefin will auch weniger bekannten Schriftstellerinnen und Schriftstellern eine Bühne bieten – wie eben Jürgen Waßmuth.
Der weltläufige Tausendsassa las in Balves guter Stube mit seiner Wohnzimmer-Atmosphäre – der Sokola.de in Langenholthausen vergleichbar – aus seinem Buch „Splitter am Herzen“. Es erzählt im Kern die Lebensgeschichte von Jürgen Waßmuths Vater Wolfgang – ein Porträt der Kriegsgeneration, bei der Verzweiflung und Überlebenswille allzu oft sehr eng beieinander lagen.
Jürgen Waßmuth hat das Kapitel „Splitter am Herzen“ inzwischen abgeschlossen. Gemeinsame Gespräche, auf Tonband dokumentiert, hatten Vater und Sohn näher gebracht.
Der Künstler, der nicht nur schreibt, sondern vor allem als Lichtbildner bekannt ist, denkt bereits nach vorn. „Im nächsten Jahr soll ein poetischer Bildband entstehen“, sagt Jürgen Waßmuth. „Es wird erscheinen, das ist im Verlagsplan so vorgesehen, die schriftstellerische Produktion ist fertig.“ Der Bildband beruht auf eine Antarktis-Reise des Autors: „Darin sind poetische Bilder, die sich nicht der üblichen Mittel der Fotografie bedienen, sondern weit darüber hinaus gehen. Sie haben eher malerische Aspekte.“ Dabei hatte die Reise in den Südatlantik vor 15 Jahren Aspekte, die alles andere als malerisch waren. Jürgen Waßmuth hatte damals eine Herzschwäche. Sie führte dazu, dass er aus der Antarktis nach Argentinien ausgeflogen müssen. Für Jürgen Waßmuth war es eine „Heldenreise“ im klassischen Sinne. Sie führte zu einer kompletten Richtungsänderung seines Lebens.