Balve. 30 Jahre Stadtbeauftragter: Markus Ickler macht Schluss. Im WP-Gespräch spricht er über ein ganz besonderes Erlebnis mit Papst Johannes Paul II.
Die Balver Malteser stehen vor einem Einschnitt. Der Stadtbeauftragte Markus Ickler gibt am Samstag sein Amt auf – nach 30 Jahren. Nie war zuvor ein Stadtbeauftragte in Balve so lange im Amt. Beim Redaktionsbesuch zieht er Bilanz. Längst stehen die Malteser finanziell solide da. Sie verfügen über ansehnliche Räume und einen ordentlichen Fahrzeugpark. Ihre Aufgabenzahl hat sich im Lauf der Jahrzehnte deutlich vergrößert. Doch Markus Ickler stellt in seiner Bilanz nicht etwa seine Arbeit nach vorn. Vielmehr nennt er Wallfahrten als Höhepunkte – und eine ganz besondere Begegnung mit dem verstorbenen Papst Johannes Paul II.
Markus Ickler ist gern in die Redaktion gekommen. Er mag das Stadtwappen in Öl. Grafik-Legende Werner Ahrens hat es gemalt. Das Wappen – es steht für die kurkölnische Tradition Balves. Das Kurkölnische steht für Katholizismus – in Abgrenzung zu den protestantischen Märkern in Neuenrade, Hemer und Iserlohn. Markus Ickler wird sich am Ende des Gesprächs vor dem Wappen fotografieren lassen. Es beginnt mit einem Rückblick auf Wallfahrten. Markus Ickler hat die Gläubigen, darunter Alte, Kranke, Behinderte, gern begleitet, nach Werl, nach Rom, vor allem aber nach Lourdes. Der scheidende Stadtbeauftragte rät dazu, in die französischen Pyrenäen, wie vor Corona, mit dem Zug zu fahren. Denkt er daran, leuchten seine Augen: „Sechs Mal war ich dabei. Das ist ein besonderes Erlebnis.“
Jugendliche öffnen sich
Schon der Ort ist besonders, steil die Berge, eng das Tal, Lourdes fühlt sich stets voll und eng an, die Menschen drängen zum Heiligen Bezirk, vorbei an Hotels und Läden mit Devotionalien: „Da tummeln sich so viele Nationalitäten. Da gibt es Jugendgruppen, deren Gesänge fröhlich durch die Stadt schallen. Und dann die Heiligen Messen in den verschiedenen Kirchen – wie der unterirdischen Basilika. Sie hat einen Beton-Charme. Aber durch die Verstrebungen an den Seiten komme ich mir da immer vor wie Jonas im Bauch des Walfischs.“
Und das ist noch nicht alles. Bisher ist Markus Ickler immer in der Karwoche in Lourdes gewesen. Er hat die Passionsgeschichte in szenischen Darstellungen gesehen.
In der Karwoche sind neben Menschen mit Gebrechen auch jugendliche Firmbewerber dabei gewesen. Markus Ickler hat dabei eine Wandlung der Jugendlichen erlebt: am Anfang verhalten, skeptisch. „Aber im Laufe der fünf, sechs Tagen erlebe ich eine unglaubliche Wandlung. Die Jugendlichen öffnen sich, sind wie befreit und helfen unserer Pilgergruppe“: Markus Ickler staunt, während er das Erlebte erneut erzählt, immer noch.
Markus Ickler hat in der Pandemie ein weiteres kleines Wunder erlebt. Er sagt, zwischen der katholischen Hilfsorganisation und dem weltlichen Sozialverband DRK habe es in früheren Zeiten in Balve, wie anderswo, ein unterschwelliges Konkurrenzverhältnis gegeben. Dann kam Corona. In Balve wurde ein Impfzentrum nicht etwa in kommunaler oder kommerzieller Regie eröffnet – vielmehr machten Malteser und DRK gemeinsame Sache. „Die Zusammenarbeit im Impfzentrum hat uns zusammengebracht“, stellt Markus Ickler fest. „Das war eine gute Erfahrung. Das ist innerhalb weniger Wochen aus dem Boden gestampft worden. Ich glaube, das ging nirgendwo schneller als in Balve.“ Ähnlich gut liefe die Kooperation im Sommer 2021 nach der Flut in Lenne- und Ahrtal.
Immer höherer Anforderungen
Andererseits erlebt Markus Ickler, dass das Ehrenamt immer höhere Anforderungen durch Schulungen und immer höhere Anforderungen bei der Erfüllung seiner Aufgaben erfüllen muss. Dass die Erwartungen an eine professionelle Buchhaltung gestiegen sind: geschenkt. In den 80er Jahren haben kirchliche Verbände, darunter auch die Malteser, durchaus finanziell kritische Phasen erlebt. Dennoch sieht Markus Ickler an Übermaß an bürokratischen Vorgaben.
Vor ehrenamtlicher Arbeit stehen laut Markus Ickler inzwischen drei Ausbildungsmodule: „Das kann abschreckend wirken.“ Als Markus Ickler 1985 angefangen hat, wollte er Sanitätsdienst machen und zum Katastrophenschutz, die Anforderungen waren niedrig: „Ich habe erstmal einen Erste-Hilfe-Kurs und einen Sanitätslehrgang, und das war’s auch erst mal gut. Dann konnte man anfangen.“ So wurde Markus Ickler 1987 beim Besuch des verstorbenen Papstes Johannes Paul II. in Münster als Ordner eingesetzt. Vor einer Messe stand Markus Ickler gemeinsam mit anderen Maltesern Arm in Arm, um den Pontifex vor der Menge der Gläubigen schützen: „Von hinten drückten die Menschen. Darunter war eine Frau, die mir etwas Spitzes in den Rücken drückte. Ich glaube, es war ihr Stock.“
Markus Icklers Einsatz wurde unerwartet belohnt. Als der Papst an den Maltesern vorbeischritt, hielt er inne und sah Markus Ickler in die Augen. Mehr noch: Er drückte ihm die Hand: „Es war ein trockener, warmer, fester Händedruck.“
Die Jahreshauptversammlung beginnt am Samstag, 17 Uhr, mit der Vorabendmesse in St. Blasius Balve.