Langenholthausen. Rückenwind für den Windpark Affeln. Dennoch gab es bei der Bürgerversammlung in Langenholthausen offene Fragen.
Nur der Name passt (noch) nicht: Beim Windpark Affeln sollen drei von vier Anlagen auf Balver Stadtgebiet stehen. Die Planungen sind fortgeschritten, nun hatte auch die Bevölkerung Gelegenheit sich zu informieren. Derweil hat die Dorfenergiegenossenschaft Mellen schon die Chance ergriffen, Bürgerbeteiligung an dem Projekt zu sichern.
Über 100 Besucher waren in die Schützenhalle von Langenholthausen gekommen, nicht nur aus dem Dorf selber, sondern auch der direkten Umgebung. Was genau ist geplant?
Manuel Wagner, Projektentwickler bei Prokon, machte keinen Hehl daraus, dass sich vier Windräder – jeweils fast 250 Meter hoch – kaum verstecken lassen. „Die wird man sehen. Das ist Fakt.“ Aber Wagner unterstrich vor allem die positiven Auswirkungen für die Energiewende, betonte den hohen Ertrag an Energie, den sie liefern können. Südlich von Langenholthausen sollen die vier Windräder gebaut werden, Blintrop, Benkamp und Altenaffeln liegen zu den anderen Seiten. Drei Räder sollen auf Balver Stadtgebiet stehen, eines in Neuenrade. Trotzdem lautet der Projektname weiterhin „Windpark Affeln“. „Das sorgt manchmal für Verwirrung“, gestand auch Manuel Wagner ein und begründete das mit früheren Planungen. Er sagte aber auch, im weiteren Prozess könne man über den Namen noch mal nachdenken. Das hatte vor allem Charly Grote angeregt: „Wenn es bei uns steht, soll es auch so genannt werden.“ Grundsätzlich sei er aber für das Windkraftprojekt in der Nachbarschaft.
Niemand widersprach grundsätzlich in der gut besetzten Schützenhalle. Kritische Nachfragen und Anmerkungen richteten sich aufs Details. So zum Beispiel, dass Manuel Wagner in seiner Präsentation Visualisierungen mitgebracht hatte, wie die vier Räder von Balve, Neuenrade, Affeln um dem Sorpesee aus aussehen, aber keine Ansicht aus Langenholthausen. Der Projektentwickler stellte auch Gutachten zur Lärmbelästigung und Schlagschatten vor und unterstrich: „Wenn Grenzwerte erreicht sind, wird die Anlage abgeschaltet.“
Im Sommer ist der Windpark auch schon durch die Balver Politk gegangen. Zum Zeitplan und aktuellen Stand berichteten Manuel Wagner und seine Kollegin Jasmin Trautwein, dass man bis Ende 2024 alle Genehmigungsprozesse durchlaufen haben wolle. Der Bau der vier Windräder könnte 2027 erfolgen. Es fehle nur noch ein kleiner Teil an Genehmigungen, erklärte Trautwein, manche Unterlagen müsse Prokon noch nachbessern.
Das Unternehmen mit Sitz im schleswig-holsteinischen Itzehoe ist nach eigenen Angaben mit fast 40 000 Mitgliedern Deutschlands größte Energiegenossenschaft. Und an dieser Stelle wird es spannend für Balve. Denn das Ziel in der Stadt ist es, möglichst viel Wertschöpfung aus dem Windpark vor Ort zu behalten. Prägnant auf den Punkt gebracht an dem Abend auch von Siggi Drees: „Es muss für uns alle etwas dabei herumkommen.“ Dafür gab es Applaus.
Genau deshalb möchte die erst vor einem Jahr in Mellen gegründete Dorfenergiegenossenschaft, die aktuell an der Umsetzung der Photovoltaikanlage vor den Toren des Golddorfes arbeitet, auch in Langenholthausen aktiv werden. Johanna Vedder-Stute, Vorsitzende der Dorfenergiegenossenschaft, berichtete am Dienstag in der Schützenhalle, dass man sich bereits 25 Prozent Anteile an dem Windpark gesichert habe. Prokon sei dafür auf die Dorfenergiegenossenschaft zukommen, habe Zusammenarbeit angeboten. Was kann diese Beteiligung bedeuten? Bei vier geplanten Windrädern vereinfacht gesagt genau eine Anlage.
Millionen-Invest
Das Investitionsvolumen soll pro Windrad etwa acht bis neun Millionen Euro betragen. Zum Vergleich: die PV-Anlage in Mellen hat ein Volumen von 2,5 Millionen Euro. „Wir werden versuchen, uns in dieser Größenordnung an dem Projekt zu beteiligen“, betonte Wilfried Köster, ebenfalls im Vorstand der Dorfenergiegenossenschaft, ohne zu verschweigen, dass das ein dickes Brett ist. Im Moment, so Johanna Vedder-Stute, sei man dabei, an einem Modell zu arbeiten. Klar sei schon, dass eine neue Genossenschaft für den Windpark gegründet wird um das von der PV-Anlage zu trennen.
„Wir wollen ein Beteiligungsmodell für alle Bürger entwickeln“, betonte Vedder-Stute. Und weiter: „Dass wir alle mitbestimmen und auch profitieren können.“ Etwa dann später auch durch vergünstigte Strompreise. Schon jetzt könne man sich als Interessent bei der Dorfenergiegenossenschaft melden. Aber auch die Stadt Balve soll direkt finanziell profitieren. Als im Saal diese Frage aufkam, antwortete Kämmerer Hans-Jürgen Karthaus dass er schon fürs kommende Jahr Geld aus dem Projekt im Haushalt verbuchen könne. Würden sich die Räder erstmal drehen, unterstrich Projektentwickler Wagner, seien umfangreiche Gewerbesteuer-Einnahmen vor Ort zu erwarten.