Balve. Die Stadtbücherei Balve punktet mit Lesungen bei Publikum und Verlagen. Starautor Andreas Gruber wird gefeiert. Bald kommt ein alter Bekannter.

Nach Corona geistert eine bisher unbekannte Krankheit durch Balve: die Amüsiersucht. Nie zuvor hätte ein XXL-Wochenende so vielen unmittelbar miteinander konkurrierenden Events so viel Publikum beschert. Bestseller-Autor Andreas Gruber machte am Sonntag im Pfarrheim St. Blasius den Kehraus. Die Veranstaltung war ausverkauft.

Bücherei-Chefin Steffie Friske kann es beinahe nicht fassen. Dass ein Star-Schreiber für eine volle Hütte sorgt – das ist nicht so ungewöhnlich. Ungewöhnlich jedoch ist, dass die Tickets so schnell weg waren wie sonst nur Karten für Klassiker wie das Festival der Liebe des Musikvereins „Amicitia“ Garbeck oder für Mega-Veranstaltungen wie die Filmmusik-Gala des Musikvereins Balve. Wurden die hohen Erwartungen der Andreas-Gruber-Fans erfüllt?

Bestseller-Autor Andreas Gruber in Balve: Pfarrheim ausverkauft. Das Publikum ist zufrieden.
Bestseller-Autor Andreas Gruber in Balve: Pfarrheim ausverkauft. Das Publikum ist zufrieden. © Stadt Balve | Steffie Friske

„Auf jeden Fall“, entgegnet Steffie Friske, „er hat Sonntagabend geliefert. Er hat wenig gelesen. Ich glaube, das hat auch keiner erwartet. Er hat ganz viel erzählt, über die Entstehung der Romane. Er hat davon erzählt, dass sein Erfolg kein Selbstläufer war. Er hat sich mit Hilfe seines Literatur-Agenten hochverhandelt. Er war eine Zeitlang selber gespannt, ob es so klappt, wie er sich das wünscht.“ Inzwischen hat sich Andreas Gruber in der Branche den Namen eines verlässlichen Bestseller-Lieferanten erworben. Der Österreicher spielt inzwischen in einer Liga wie Sebastian Fitzek.

Und Steffie Friske und ihr Team sind auf dem besten Weg, in derselben Liga wie Mendens Buchhändler Andreas Wallentin zu spielen, bei dem Weltstars die Klinke in die Hand geben. Ute Lemper, beispielsweise, gehört dazu, Musical-Star und Buch-Autorin. Die Weltenbummlerin zwischen New York und Münster gastiert am Montag, 6. November, 19 Uhr, im Theater am Ziegelbrand.

Derweil plant Steffie Friske fürs kommende Jahr – erneut mit Stars der Bücher-Szene. Erfolg gebiert Erfolg. Zufriedene Autoren und zufriedenes Publikum – das spricht sich bei Verlagen und Agenturen schnell herum. Die Gästeliste im kommenden Jahr? Pssst, Geheimnis. Verhandlungen laufen noch.

Jürgen Waßmuth (links) im Gespräch mit WP-Redakteur Jürgen Overkott.
Jürgen Waßmuth (links) im Gespräch mit WP-Redakteur Jürgen Overkott. © WP | Alexander Lück

Lesung im Bürgerhaus am Platze

Fest indes ist der erneute Auftritt von Jürgen Waßmuth. Der Künstler mit der Doppelbegabung Fotograf und Erzähler gastiert am Donnerstag, 19. Oktober, in seiner Heimatstadt Balve. Er verwandelt das Bürgerhaus am Platze in ein Wohnzimmer. Bereits im Pfarrheim St. Blasius hat der inzwischen in Mecklenburg-Vorpommern lebende Künstler als Gast der Westfalenpost im vorigen Herbst sein erzählerisches Talent unter Beweis gestellt – wie übrigens auch am Dienstag bei einem Treffen des ersten Balver Realschul-Jahrgangs (die WP berichtet noch ausführlich). Zwischendurch, beim Redaktionsbesuch, erzählt Jürgen Waßmuth von ungezählten Reaktionen auf seinen Auftritt in der Stadt seiner Jugend, von Reaktionen auf seine launigen Erzählungen: „Ein Kollege hat mir mal provokant gesagt: Du bist gar kein Fotograf. Da habe ich schräg geguckt. Er hat gelacht und gesagt: Du bist gar kein Fotograf – Du bist Geschichtenerzähler, egal ob Du fotografierst oder ob Du schreibst. Dem Kollegen habe ich nämlich Geschichten aus Balve erzählt.“

Wolfgang Waßmuth aus Balve war Buchhändler und Kommunalpolitiker (mit seiner Frau)
Wolfgang Waßmuth aus Balve war Buchhändler und Kommunalpolitiker (mit seiner Frau) © WP | Jürgen Waßmuth

In der Stadtbücherei liest Jürgen Waßmuth aus seinem Buch, das auf Erinnerungen seines Vaters Wolfgang beruht, aufgezeichnet per Tonband in langen Gesprächen. Es ist erwartbar, dass er, wie bei der WP-Lesungen, von alten Freunden und Bekannten angesprochen wird. Jürgen Waßmuth rechnet damit, dass die Gespräche weiter Geschichten aus seiner Erinnerung hervorzaubern.

Was ihm im Kopf herumspukt, will er in seiner neuen Wohnung auf einem alten Gutshof im menschenleeren Nordosten Deutschlands sammeln, ordnen und zu Papier bringen. Dazu braucht er Muße, viel Muße. Auf das Ergebnis darf sich sein Publikum schon jetzt freuen.