Wocklum. Großes Konzert zu einem großen Jubiläum: Der MV Beckum feierte Dirigent Udo Fricke für 30 Jahre Arbeit. Darum bleibt der Abend unvergesslich.

Ein unvergesslicher Abend für alle Beteiligten: Über 70 Musiker feierten Dirigent Udo Fricke für sein 30-jährige Dienstjubiläum. Das Open-Air-Konzert des Musikvereins Beckum im Reitstadion begeisterte nicht nur musikalisch. Kurzweiliger können über drei Stunden Musik kaum sein.

Was im Fernsehen nur Thomas Gottschalk darf, das war dem Musikverein Beckum am Samstagabend von allen Beteiligten von Herzen vergönnt: gnadenlos überziehen. Weit über die angekündigten drei Stunden, die Pause nicht eingerechnet, saßen die Musikerinnen und Musiker schließlich auf der Bühne mitten im Wocklumer Reitstadion. Zeit für ganz viel mitreißende und stimmungsvolle Musik. Aber auch dafür, Danke zu sagen. Anekdoten gehörten dazu.

Moderatorin Alina Kutsche
Moderatorin Alina Kutsche © WP | Alexander Lück

Udo Fricke feierte sein 30-Jähriges als Dirigent des Musikvereins. Die meisten der Gruppe kennen nur ihn vorne am Pult. Eine ganz besondere Treue in schnelllebigen Zeiten, wie Vorsitzender Thomas Bianga betonte. „Udo steht für Kontinuität“, begann er seine Laudatio. „Aber er wird auch nicht müde, immer wieder neue Dinge anzustoßen.“ Gelobt wurde vor allem auch sein großer Einsatz für die Jugend- und Nachwuchsarbeit.

Die Familienbande

Erstes Stück des Konzertprogramms war der Triumphmarsch aus Guiseppe Verdis „Aida“. Udo Fricke hatte den Zuhörern berichtet, zu seinen Anfangszeiten als Dirigent sei das Aufführen dieser gigantischen Komposition nicht möglich gewesen, denn der Klangkörper war damals nur halb so groß und damit zu klein für die nötige Besetzung. Dass das Anwachsen des Orchesters in den 30 Jahren auch sein großer Verdienst ist, hatte Fricke in der eigenen Moderation geflissentlich verschwiegen. So wurde dieses Jubiläumskonzert auch ein Fest der Familienbande, denn sowohl die Gattin als auch beide Söhne von Udo Fricke musizierten mit. Julian hinterm Schlagwerk verbrachte gar den Abend seines 14. Geburtstages auf der Bühne in Wocklum. Der jüngste Musiker des Tages bekam dafür ein lautstarkes „Happy Birthday“ von der Bühne und den gut 470 Besuchern auf den Sitzplätzen.

Blick auf die sehr gut gefülte Zuschauertribüne des Reitstadions.
Blick auf die sehr gut gefülte Zuschauertribüne des Reitstadions. © WP | Alexander Lück

Die Resonanz war so groß, dass der Gastgeber neben den ursprünglich geplanten 400 Plätzen weitere Tribünenbereiche öffnete. Und hier machten sich immer wieder Fangruppen hörbar, mit den Beckumern verbundene Schützen oder Musikvereine, musikalische Weggefährten von Udo Fricke, darunter aus Allendorf, Langscheid oder Drolshagen. Die Liste der Menschen, denen Fricke selber Danke sagen wollte, war ebenfalls lang. Er unterstrich, dass er Lust auf weitere Jahre als musikalischer Leiter in Beckum habe. Schmunzelnd gestand er auch: „Das Bergfest habe ich dann wohl doch hinter mir.“

Die Profis

In bald 100 Jahren des Bestehens (spätesten 2027 gibt es also wieder ein großes Fest ) hat der Musikverein auch mehrere Musiker aus den Reihen hervorgebracht, die ihr Hobby zum Beruf machen konnten. Als einer davon bekam Stefan Paul am Samstagabend am Tenorhorn ein Solo beim Stück „Carrickfergus“. Ein melancholisches Werk über das Zurücklassen der irischen Heimat mit weichen, verträumten Melodien. Zweite Solistin aus den eigenen Reihen war Marilyn Lenze, die wunderschön das aus Schweden stammende Stück „Gabriellas Song“ sang. Für weitere externe herausragende Musiker nutzte Udo Fricke seine persönlichen Kontakte. Und so spielte der Profitrompeter Claus Thormälen nicht nur als Teil des Orchesters mit, sondern zum Beispiel auch den 80er Hit „Nothing´s gonna change my love for you“ mit einem abgedrehten und mitreißenden Solo am Ende. Der Iserlohner Sänger Jens Dreesmann erzählte grinsend auf der Bühne, nach Udo Frickes Anfrage für ein Konzert mit dem Musikverein habe er zunächst gedacht (oder befürchtet), er solle das Orchester stimmlich auf der Vogelwiese oder zu Egerländer Musik begleiten. Erst dann habe er über die wahnsinnige vielfältigen Klangmöglichkeiten der Gruppe erfahren. Und er berichtete den Besuchern von seinem ersten Probenbesuch in Beckum: „Ich habe den Sound gehört und hatte sofort Gänsehaut.“

Solist Jens Dreesmann
Solist Jens Dreesmann © WP | Alexander Lück

Das ging vielen am Samstagabend nicht anders. Dreesmann spielte sich nicht nur bei Songankündigungen und Anekdoten äußerst unterhaltsam die Bälle mit Udo Fricke und Moderatorin Alina Kutsche hin und her. Sein Gesang und seine Entertainerqualitäten begeisterten, mit Hits von Robbie Williams, Elton John oder Frank Sinatra.

Das Orchester

Es standen freilich nicht immer Solisten vor dem Orchester, und gerade dann zeigte der Musikverein seine stimmungsvolle klangliche Vielfalt noch ein bisschen mehr: ganz subjektiv bewertet vielleich am schönsten bei „Imagasy“ einer instrumentalen Komposition des Arnsbergers Thiemo Krass, der auch mal in Beckum spielte, über Fantasie und Vorstellungskraft. Auf einen schwerelos schwebenden Bläserteppich tupfte das Xylofon eine kleine Melodie, die nach mächtigen Trommelschlägen hymnisch und majestätisch von den Bläsern weitergeführt wurde über mehrere Rhythmuswechsel. Einfach mitreißend. So wie der ganze Abend, an dem dann auch das Publikum bei Applaus und Jubelrufen nicht mehr zu bändigen war.

Auch der Rahmen stimmte: Als die Sonne an diesem Spätsommerabend hinter den Hügeln verschwand, wurde dann glücklicherweise auch die Temperatur auf der Orchesterbühne angenehmer. Der Sound war klar und präsent, keine Instrumentengruppe verschwand, und auch das vielfarbige Lichtspiel schuf zusätzliche Atmosphäre. Den Zuständigen dankte Thomas Bianga genauso herzlich wie den Menschen an den Verpflegungsständen.

Der Vorsitzende des Musikvereins Thomas Bianga begrüßt die Zuschauer.
Der Vorsitzende des Musikvereins Thomas Bianga begrüßt die Zuschauer. © WP | Alexander Lück

Der Aufwand für ein solches Event ist nicht zu unterschätzen. In den Räumen des Reitstadion ging die Feier dann nach den Zugaben noch einige Stunden weiter.