Balve. Die Erschließungsarbeiten in Balves Baugebiet Hönnewiesen haben begonnen. Dagegen will Menden klagen. Warum Bürgermeister Mühling gelassen bleibt.

Balves Bürgermeister Hubertus Mühling sieht der angekündigten Klage der Stadt Menden gegen das Baugebiet Hönnewiesen „gelassen“. Das sagte der Verwaltungschef am Montag beim Start der Erschließungsarbeiten vor Ort. Die Stadt Menden will vor dem Oberverwaltungsgericht Hamm ein Normenkontrollverfahren anstrengen. Die Klage ist nach Informationen der Westfalenpost vorbereitet.

Der Bebauungsplan

Projektenzwickler Thomas Budde (links), Stadtplaner Dirk Tacke
Projektenzwickler Thomas Budde (links), Stadtplaner Dirk Tacke © WP | Jürgen Overkott

Das Baugebiet Hönnewiesen umfasst 1,4 Hektar Fläche. Vorgesehen sind 17 Grundstücke für Einfamilienhäuser. Drei Grundstücke werden mit Mehrfamilienhäusern bebaut.

Die Grundstücksgrößen bewegen sich zwischen 500 und 830 Quadratmeter für Einfamilienhäuser. Bei Mehrfamilienhäusern geht es um 970 bis 1150 Quadratmeter. Der Quadratmeterpreis liegt bei 158 Euro.

„Der Bebauungsplan ist in der Welt und rechtskräftig“, erklärte er. Mühling glaubt daher nicht an einen juristischen Erfolg der Stadt Menden, sollte sie, wie angekündigt, eine Normenkontrollklage vor dem Oberverwaltungsgericht Hamm einreichen. Die Bezirksregierung Arnsberg habe bereits Stellung genommen. Sie sei die oberste Planungsgenehmigungsbehörde. Dazu gehöre auch die Zuständigkeit für Wasserwirtschaft und Gewässerschutz. „Wir bewegen uns außerhalb des gesetzlich festgelegten Überschwemmungsgebietes. Wir hätten niemals eine Genehmigung bekommen, wenn wir da ‘reingebaut hätten,“ fügte Mühling hinzu. „Das muss man grundsätzlich festhalten.“

Die Erschließung

Unterdessen sind Bauarbeiter in das Baugebiet eingerückt. Sie erschließen das Gebiet. Vorrang haben Rohre für Regen- und Schmutzwasser. Regenwasser werde in die Hönne eingeleitet, Schmutzwasser fließe zum Klärwerk in der Helle, erklärten Stadtplaner Dirk Tacke und Projektentwickler Thomas Budde. Anschließend werde eine Erschließungsstraße gebaut. „Wenn das Wetter mitspielt, sind wir bis Jahresende damit fertig“, meinte Dirk Tacke.

Cäcilia Siedhoffs Plakat gegen das Baugebiet Hönnewiesen: verdeckt
Cäcilia Siedhoffs Plakat gegen das Baugebiet Hönnewiesen: verdeckt © WP | jürgen overkott

Beide, Stadtplaner wie Projektentwickler, kommen aus Bielefeld. Durch den Bau des Nettomarktes an der Hönnetalstraße sei ein Kontakt zu Grundstückseigentümer Ulf Allhoff-Cramer entstanden. Die Freifläche zwischen dem Nettomarkt und der Straße Am Nierenhof sei für sie wegen ihrer zentralen Lage mit Stadtnähe, guter Infrastruktur und Grüngürtel attraktiv. Zudem habe in Gesprächen mit der Gemeinde durchgeklungen, „dass man hier schon seit längerem etwas planen wollte“. Dirk Tacke und Thomas Budde haben das Grundstück inzwischen gekauft. Sie hoben Erfahrung mit großen Erschließungsprojekten in Bielefeld hervor.

Beide betonten, der Bebauungsplan umfasse „keine Flächen, die HQ100-Gebiet liegen“. HQ100 steht die Ausmaße eines Jahrhundert-Hochwassers., Stadtplaner wie Projektentwickler versprachen zudem, die geplante Höhenlage der Gebäude berücksichtige sogar die Überflutungsmarke HQ extrem. Bei der Erschließung des als Filetstück geltenden Gebiets sollen die Vorgaben des Hochwasserschutzes übererfüllt werden. Dirk Tacke: „Wir gehen über das gesetzliche Maß hinaus.“ Thomas Budde: „Wir werden den Boden, den wir durch die Kanalbauarbeiten gewinnen, verwenden, um das Gelände zur Hönne hin noch einmal um 20 Zentimeter anheben. Und die Straße kommt auch höher. Sollte es noch doller kommen als vor zwei Jahren, stünde auch ganz Balve unter Wasser.“ Ansonsten hoffen Stadtplaner und Projektentwickler, dass der geplante Hochwasserschutz der Stadt Balve mit zusätzlichem Retentionsraum greife.

Das Käufer-Interesse

Ein Mendener Unternehmen hat inzwischen Grundstücke für drei Mehrfamilienhäuser erworben. Darüber hinaus spüren Stadtplaner und Projektentwickler die Folgen der Zinswende. Thomas Budde: „Es ist deutlich ruhiger geworden.“ Interesse sei da. Aber es schwanke.

Hintergrund: Häuslebauer müssen für einen Kredit einen größeren Eigenanteil aufbringen. Die Bauzinsen sind gestiegen. Dasselbe gilt in Folge der Inflation für Baukosten und Bauleistungen. Stadtplaner und Projektentwickler gehen davon aus, dass private Bauherren für Grundstückserwerb und Hausbau grob gerechnet eine halbe Million Euro anlegen müssen. Es gebe Förderprogramme der öffentlichen Hand. Da seien viel Einarbeitungszeit oder großer Beratungsbedarf programmiert.

DAS PLAKAT

Eine der größten Kritikerinnen des Baugebietes Hönnewiesen ist Anwohnerin Cäcilia Siethoff. Sie befürchtet, dass das künftige Wohngebiet nach extremem Starkregen unter Wasser stehe.
Darauf weist sie seit längerer Zeit mit einem gelben Plakat am Zaun ihrer Grundstücksrückseite hin. Das Protestplakat war bisher vom Hönne-Radweg aus gut zu sehen. Seit Anfang des Monats indes ist es durch helle Plane auf dem künftigen Baugebiet verdeckt. Cäcilia Siedhoff ist empört. Das sei „arglistige Täuschung“ der Menschen, die Kaufinteresse haben.