Balve. Volles Haus, volle Bühne, satter Sound: 700 Leute kommen in der Balver Höhle auf ihre Kosten. Wer dem Publikum einen schönen Abend beschert hat.

Was für ein Klangerlebnis! Vielfältiger Chorgesang füllte am frühen Samstagabend den Felsendom. Der Balver Männerchor und seine Gäste unterstrichen damit das Prädikat, welches sie dem Konzert selber gegeben hatten: meisterlich. Am Anfang stand „Alle meine Entchen“.

Die Technik und das Kinderlied

Das Kinderlied wurde nicht als mehrstimmiger Chorsatz vorgetragen, sondern vom Balver Sänger Alexander Jedowski auf dem E-Piano in der Höhle gespielt. Stürmischer Applaus dafür aus dem Publikum, sicher ein bisschen augenzwinkernd, denn die kleine Melodie stand ja nicht auf dem offiziellen Programm, sondern sollte lediglich das Funktionieren der Technik überprüfen.

Chorgemeinschaft Lenneklangwelten
Chorgemeinschaft Lenneklangwelten © WP | Alexander Lück

Die Technik hatte zu Beginn ein bisschen gestreikt. Mikrofon und E-Piano wurden nicht an die Lautsprecheranlage übertragen, so dass sich ein kleines Krisenteam beratend und bastelnd über die Technik beugte. Nach einer Viertelstunde war alles bereit, Jedowskis kleiner Probelauf auch erfolgreich, und die Zuschauer bekamen dann das zu hören, wofür sie an diesem frühen Samstagabend so zahlreich in den Felsendom gekommen waren: meisterliche Chormusik. Zunächst standen die Gastgeber vom Balver Männerchor auf der Bühne, und setzten mit „O Herr, welch ein Abend“ durchaus ein Motto für die folgenden Stunden. Der folgende „Abendfrieden“ zeigte auch die hohe gesangliche Qualität, die der Balver Männerchor zusammen mit seinem anspruchsvollen Chorleiter Hubertus Schönauer immer wieder erarbeitet: flüsternd und fast sprechend in der Strophe, und dabei 50 Sänger absolut synchron im Takt.

Später folgte das vom Chor immer wieder gerne gehörte, italienische „Benia calastoria“, eine musikalische Urgewalt, das Naturschauspiel der Berge von den Sängern beeindruckend in Klang übersetzt. Das war also diese auch schon im Vorfeld versprochene Gänsehaut. Moderator und Sänger Marc Gilles hatte das insbesondere für die erstmaligen Besucher der Höhle angekündigt: dreifache Gänsehaut wegen der Atmosphäre dieses Ortes, wegen des tollen Gesangs. „Und wegen der Wassertropfen, die schon mal von der Decke in den Nacken tropfen.“

Besonders viel Applaus bekam die Männerchor-Premiere des bekannten „Hallelujah“ von Leonard Cohen mit den Solisten Berthold Camminady und Marc Gilles.

Viel geklatscht wurde freilich auch für die drei Gastchöre. So viel, dass die Chorgemeinschaft Lenneklangwelten nach ihren regulären Stücken – und eigentlich noch mitten im Konzert – mit „The Rose“ schon eine Zugabe zum Besten gab.

Die von Hubertus Schönauers Sohn Dominik geleitete Sängerschar hatte zuvor eine große gesangliche Vielfalt auf die Bühne gebracht: das rhythmisch wie harmonisch herausfordernde „Jubilate“ von Piotr Janczak, die schwerelosen Klänge von „Adiemus“ oder den nach vorne preschenden Gospel „This Little Light Of Mine“.

Die folgende Chorgemeinschaft aus Liederkranz Oberveischede, SiWi Vokal (der Chor der Kreisverwaltung Siegen-Wittgenstein) und Gemischter Chor Wallerhausen nutzte mit 70 Akteuren auf der Chorbühne dann den vorhandenen Platz restlos aus. Und füllte auch klanglich die Höhle aus. Etwa mit dem eingängigen, mitreißenden „Let My Light Shine Bright“.

Und wer beim „Seemann“ an einen verstaubten Shanty denken möchte, sah sich hier getäuscht: bunt und abwechslungsreich war die Version der Chorgemeinschaft.

Nach einer halben Stunden Pause gehörte der zweite Teil nach dem Auftakt der Gastgeber dem Jungen Chor Eslohe. Schon mehrfach in Balve zu Gast gewesen, kamen sie nun mit verträumten Melodien aus dem Film „Band Of Brothers“ oder den nachdenklichen Texten von Udo Jürgens´ „Heute beginnt der Rest deines Lebens“. Auch der Junge Chor Eslohe erfüllte den Wunsch des Publikums nach einer Zugabe.

Das riesige Aufgebot

Alle vier Gruppen überzeugten in der Höhle mit ausgezeichnetem Klang. Immer wieder riss es nach den Stücken einzelne Zuhörer zu Standing Ovations von ihren Plätzen. Von insgesamt etwa 700 Besuchern sprach Fred Lange, Schriftführer beim Männerchor, anschließend und einer wirklich guten Resonanz. Beteiligt als Sängerinnen und Sänger waren fast 200 Leute.

Was zum Meisterlichen Chorkonzert auch dazu gehört, ist die Aftershow-Party. Von Moderator Marc Gilles so angekündigt: „Wenn Sänger feiern, ist das eine Stimmung, die man einmal erlebt haben sollte.“