Balve. Gefühlt war dieses Jahr bisher nass, zu nass. Die Wetter-Daten für Balve sprechen jedoch eine andere Sprache. Mancherorts hakt es sogar.
Flammendes Inferno am Mittelmeer – grün angestrichener Winter im Hönnetal: Sind in der Region die Dürre-Probleme der vergangenen Jahre behoben? Eine Spurensuche.
Autofahrern im Hönnetal fällt auf, dass die Fluss-Schwinde zwischen dem Bahnhof Binolen und der Klusensteiner Mühle auffällig lang ist. Andererseits: Im vorigen Juli war es beim Balver Schützenfest möglich, dass Hönnebett vor der Höhle trockenen Fußes zu queren. Das war in diesem Sommer noch an keinem einzigen Tag so. Doch wie sieht das Tal von oben aus?
+++ DER TAG, ALS DER REGEN KAM: DIE UNWETTERWARNUNG DES DWD +++
Diese Frage kann Tobias Pröpper so gut wie beantworten wie sonst kaum ein anderer in Balve. Doch Immobilienmakler arbeitet am Donnerstag in seinem Büro in Volkringhausen. Doch immer wieder sitzt der Pilot in seinem Kleinflieger, unterwegs zwischen Sylt und Kitzbühel. „Die Region“, sagt er, „sieht im Moment nicht so braun aus wie in den vergangenen Jahren.“ Allerdings sei Süddeutschland im Vergleich zum Sauerland viel grüner. Lässt sich die Beobachtung mit Daten erklären?
Frank Baumeisters Wetter-Station in Balve liefert Messwerte nach professionellen Standards, auch wenn sie lediglich hobbymäßig betreut wird. Demnach waren die ersten fünf Monate dieses Jahres allesamt deutlich zu nass. Im Januar, März und Mai ist gar jeweils das Doppelte des üblichen Regens vom Himmel herab gerauscht. Seither herrscht Trockenheit – auch wenn Alltagsmenschen das Wetter anders wahrnehmen. Warum?
Die Trockenheit begann in der ersten Juni-Woche. Sie ist bisher kaschiert worden durch zeitlich eng begrenzte Starkregen-Ereignisse, vor allem Ende Mai und Ende Juni. Trotz der jüngsten Regenfälle liegt die Juli-Bilanz um mehr als die Hälfte unterm Soll. Das erstaunt. Denn der professionell arbeitende Wetter-Amateur Peter Friedrich in Menden hat jüngst in seinem Blog „mendenwetter.com“ launig angemerkt: „Ja, wir kennen die Siebenschläferregel und ja, pünktlich zur Siebenschläferzeit setzte die Westwetterlage ein, die uns seitdem begleitet. Jetzt schon länger als einen Monat. Die Herren Siebenschläfer sollten mal langsam Ruhe geben.“ Westwetterlage steht in der Regel für reichlich Regen. Und tatsächlich hat es im Juni an etlichen Tagen – nun ja – getröpfelt. Es regnete viel, gebracht hat es wenig. Was bedeutet das für die Wasserversorgung?
Zahlen liefert Thomas Hinz von den Stadtwerken. Die Mittelfrist-Reihe für die ersten sieben Monate dieses Jahres lassen keine dramatischen Schwankungen erkennen. Umgekehrt hat Balve nicht auffällig viel mehr Wasser von den Stadtwerken Menden zukaufen müssen, die das kühle Nass weitgehend aus den Ruhrauen holen. Selbst der in Sommermonaten steigende Verbrauch beschert den Stadtwerken keine Probleme. Doch bedeuten ordentlich gefüllte Quellen auch durch gut durchfeuchtete Böden?
+++ STARKREGEN: LAND UNTER IN LANGENHOLTHAUSEN +++
Förster Richard Nikodem beobachtet das Material des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung in Leipzig, Sachsen, mit gemischten Gefühlen. Die Forscher stellen im Netz Daten bereit. Sie geben Auskunft darüber, wie es um die Wasserversorgung der Pflanzen bestellt ist. Für alte Bäume spielt der Wassergehalt des Bodens in 1,80 Meter Tiefe eine Rolle. Da sieht es nach wie vor schlecht aus, wie Richard Nikodem feststellt. „Wir haben nur deswegen keine Borkenkäfer-Kalamität mehr, weil wir hier keine Kiefern mehr haben.“ Selbst in einer Bodentiefe von 25 Zentimetern herrscht Trockenstress. Förster Nikodem: „Bei Starkregen fließt unheimlich viel oberflächlich ab.“ Das war am 22. Mai mustergültig sichtbar: 26 Liter pro Quadratmeter ergossen sich in nur 75 Minuten übers Land. Doch das Wasser versickerte nicht – vielmehr wurde der Boden weggeschwemmt. Das haben sogar Menschen im Revier gemerkt. Balver Boden färbte die Ruhr braun.