Balve. E-Rezept, zweiter Versuch. Balves Allgemeinmediziner sind vorbereitet. Skeptisch sind sie dennoch. Die Gründe.

Die Balver Allgemeinmediziner haben sich bereits auf E-Rezepte eingestellt. Das betonen Dr. Gregor Schmitz und Dr. Paul Stüeken jr. auf Anfrage der Westfalenpost in einer gemeinsamen Antwort.

Seit dem 1. Juli können sich Mediziner und Apotheker am Testbetrieb für E-Rezepte beteiligen. Zum 1. Januar sollen E-Rezepte ein standardmäßiger Bestandteil des Gesundheitswesens werden. „Die Möglichkeit, E-Rezepte auszustellen, gibt es nicht erst seit dem 1. Juli sondern bereits viel länger.“ Darauf weisen die Balver Allgemeinmediziner hin. Bereits im vergangenen Oktober hatte sich die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) bereiterklärt, an einem Testverfahren zur Einführung des E-Rezepts teilzunehmen. Die Ärzte-Vereinigung brach den Versuch drei Tage vor Beginn des Testbetriebs ab. Der Landesdatenschutzbeauftragte hatte Bedenken angemeldet.

Das Balver Notarzt-System lebt vom Einsatz der Hausärzte Paul Stüeken sr., Dr. Paul Stüeken jr. und Dr. Gregor Schmitz (von links). Den Probebetrieb des E-Rezepts sehen sie momentan kritisch.
Das Balver Notarzt-System lebt vom Einsatz der Hausärzte Paul Stüeken sr., Dr. Paul Stüeken jr. und Dr. Gregor Schmitz (von links). Den Probebetrieb des E-Rezepts sehen sie momentan kritisch. © WP | jürgen overkott

Die Balver Praxen seien technisch seit über einem Jahr in der Lage, E-Rezepte auszustellen, heißt es. Investitionen seien getätigt, die entsprechenden Geräte angeschafft und betriebsbereit. „Versuchsweise haben wir auch schon Rezepte erstellt, um das System zu prüfen.“ Inzwischen ist ein zweiter Versuch angelaufen, die Digitalisierung im Gesundheitswesen voranzutreiben.

Die beiden Balver Hausärzte bleiben vorerst dennoch skeptisch: „Bei dem aktuellen Stand sind die Vorteile des E-Rezepts noch nicht erkennbar. Bislang ist noch kein Patient bei uns gewesen, der die notwendige App besaß. Einige berichten sogar, dass selbst bei großen Krankenkassen sie die notwendigen Zugangsdaten nicht erhalten konnten, die Mitarbeiter sogar nicht einmal verstanden, was die Patienten wollten. Die neue Lösung, das E-Rezept auf die Versichertenkarte zu schreiben, lässt aktuell auch noch keinen wesentlichen Vorteil erkennen.“ Als Gründe führen die Mediziner ein umständliches Verfahren an: „Dazu kommt das noch nicht ausgereifte Verfahren der Datenübermittlung. Dies sehen wir immer wieder bei den elektronischen Arbeitsunfähigkeiten, die wir regelmäßig versenden, aber häufig bei den Kassen angeblich nicht ankommen.“

Die Balver Ärzte berufen sich bei ihrer kritischen Einschätzung auch auf Kolleginnen und Kollegen, die das E-Rezept „schon häufig nutzen“.

Der dritte Weg, das elektronische Rezept auszudrucken, ändere nur die Farbe des Papiers: „Anstatt auf einem rosafarbenem Rezeptvordruck wird es jetzt auf weißem Blankopapier mit Barcode erstellt.“ Auch beim E-Rezept müssen die Patienten – wie bisher – einmal im Quartal ihre Versichertenkarte einlesen lassen. „Aus diesem Grunde werden wir in beiden Praxen mit der flächendeckenden Einführung des E-Rezepts voraussichtlich bis Ende diesen Jahres noch warten.“

Die Ärzte berichten zuletzt eine aktuelle Anekdote: „Eine uns unbekannte Frau rief an, sie sei in Bayern im Urlaub und habe ihre Medikamente vergessen. Wir sollten ihr mal eben ein E-Rezept zuschicken.“