Garbeck. Das ist die Geschichte der sehbehinderten Alexandra. Sie hat Garbecks Sportstudio „life“ gezeigt, dass es Inklusion kann. Darum nützt es allen.

Inklusion ist machbar – auch in einem Fitnessstudio wie dem „life“ in Garbeck. Chefin Andrea Krüger und ihr Team erleben, dass sie keinen großen Aufwand treiben müssen. Die sehbehinderte Alexandra aus Dahle freut sich im Gegenzug über ungeahnte Möglichkeiten. Am Ende profitieren sogar beide Seiten von dem erweiterten Angebot. Die Geschichte von Alexandra und ihrem Mann Werner führt zu einem Happy End. Sie beginnt mit einem Tag, der das Leben des Paares verändern soll.

„Meine Frau hat am 5. Dezember Geburtstag“, erzählt ein gut gelaunter Werner, „und hat sich gewünscht, in einem Fitnessstudio trainieren zu können. Das war aber nicht letztes, das war vorletztes Jahr. Ich habe das voriges Jahr Weihnachten aktualisiert, am 27. Dezember, und im Internet geguckt, welche Angebote es in der Region gibt, und da bin ich auf Balve gekommen.“ Doch die ersten Studios, die Alexandra und Werner in Augenschein nehmen, gefallen nicht. Und dann kommt ein Zahnarzttermin ins Spiel. Dort arbeitet Ana. Doch sie arbeitet nebenher auch im Fitnessstudio „life“. Ana hat auf Werner starken Eindruck gemacht – mit resolutem Charme. Zugleich lädt sie Werner und Alexandra zum Besuch des Fitnessstudios ein. Ana hat Werner sprichwörtlich eine Tür geöffnet, und Werner geht gern hindurch: „Wenn man jemanden kennt, ist das immer ein bisschen einfacher.“ Ana macht gleich einen Termin fest. „Wir sind also voller Gottvertrauen dahin“, erzählt Werner schmunzelnd.

Training mit System

Andrea Krüger vom Fitnessstudio
Andrea Krüger vom Fitnessstudio "life" in Garbeck hat in Trainingsgeräte mit Messtechnik investiert. © WP | jürgen overkott

Trainerin Claudia ist gebrieft. Sie nimmt das Paar aus Dahle in Empfang, Vor dem Training steht ein Check. Die Körperdaten werden erfasst. Es geht um die Frage: Welche Belastung ist für Werner wie Alexandra gut?

Und dann kommen die sogenannten E-Gym-Geräte ins Spiel. E-Gym? Digitalisierung hat längst Einzug gehalten in die Welt körperlicher Ertüchtigung. Was Rad-Profi Rick Zabel recht ist, ist Werner und Alexandra billig. Ihre Daten werden in die Software der digital unterstützten Trainingsgeräte eingespeist. Andrea Krüger hat gleich einen ganzen Parcours davon aufgebaut. Mal geht’s um mehr Muckis, mal um mehr Beweglichkeit.

Beweglichkeit ist für Alexandra ein besonderes Thema – wegen ihrer Sehbehinderung. Sie hat zwar ein gutes Gefühl für Räume und dort aufgestellte Gegenstände entwickelt. Dennoch werden noch nicht alle Wünsche erfüllt. „Es wäre gut, wenn die Geräte akustische Signale gäben“, sagt Werner.

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Andrea Krüger hat bereits vorher mit Alexandra und Werner darüber gesprochen – und auch mit dem Hersteller der Sportgeräte. „Das Gute ist, dass der Zirkel ein überschaubarer Bereich ist.“ Die Geräte stehen nahe beieinander, und ihre Position bleibt unverändert. „Da findet sich Alex super zurecht.“ Dennoch sieht Andrea Krüger Handlungsbedarf – und hat bereits eine Idee. „Wenn E-Gym das nicht hinkriegt, dann kriegen wir das hin – wir haben hier im Haus einen Elektroniker.“ Nebenbei erwähnt Werner, dass nicht jede Lösung elektronisch sein muss: „Es gibt hier so viele Mitarbeiter und so viele Praktikanten, die Alex helfen.“ Alexandra nennt prompt Namen. „Nach dem zweiten Mal hatten wir schon ein Team-Gefühl“, schwärmt Werner. „Das sind ganz patente junge Leute.“ Alexandra verstärkt seine Beobachtung sogar: „Die machen das manchmal sogar besser als die Älteren – die Jüngeren gehen ohne Vorbehalt an die Sache ‘ran. Manchmal sind sie anfangs etwas schüchtern, aber wenn sie einmal gesehen haben, wie es geht, fassen sie direkt mit an.“

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Alexandras Training im Sportstudio ist neu, ihre Sportbegeisterung indes alt. „Ich habe früher im Blindensport Torball gespielt“, berichtet sie. „Das ist fast 20 Jahre her. Wir haben damals mit einem Dortmunder Club die Landesmeisterschaft gewonnen. Aber ich habe irgendwann damit aufgehört, weil die Trainingsbedingungen nicht so gut waren.“ Termine hat es vor allem am Wochenende gegeben, und die Fahrten Richtung Unna sind lang gewesen. Es folgt eine lange Sport-Pause, und dann steht eine Operation an. Was ist passiert?

„Ich habe damals viel Gewicht verloren“, sagt Alexandra, „auch viel an Muskel-Gewicht, und das wollte ich wieder aufbauen.“

Präzise Ansagen

Die Trainerinnen Anke und Manuela haben auch etwas aufgebaut: Vertrauen. Zugleich haben sie nicht nur Trainingstechniken vermittelt – sie haben durch die Zusammenarbeit mit Alexandra etwas gelernt. Anke und Manuela haben gemerkt, dass sie Bewegungsabläufe deutlich genauer beschreiben müssen als früher. Alexandra profitiert davon, keine Frage. Aber nicht nur sie: „Die anderen haben auch etwas davon.“ Anke und Manuela hat die Zusammenarbeit mit Alexandra einen neuen Impuls gegeben: raus aus der Routine. „Das war“, gesteht Manuela mit strahlenden Augen eine ganz, ganz tolle Herausforderung. Alexandra braucht das, was ich sage. Für mich ist das eine totale Bereicherung.“