Balve/Mellen. Kfd Mellen hat sich aufgelöst. Marga Drees und Helga Rath vom Vorstand blicken auf einen Verein zurück, in dem das halbe Dorf organisiert war.
Am Ende bleibt nur ein Ordner. Die Geschichte eines Vereins wird klargehüllt und abgeheftet, Dokumente wie Berichte. Selbst nach einer Auflösungsversammlung bleibt Schriftkram zurück. Das deutsche Vereinsrecht will es so. Die schmerzliche Erfahrung machen gerade Marga Drees und Helga Rath. Die beiden Vorständlerinnen der Kfd Mellen – Vorsitzende die Eine, Schriftführerin die Andere – müssen ihren Verein abwickeln. Die Frauengemeinschaft ist Geschichte. Was bleibt, sind viele schöne Erinnerungen.
Marga Drees und Helga Rath haben eine Kopie der Gründungsurkunde dabei. 1935 ist der Verein gegründet worden, als Elisabeth-Verein für Mütter. Pfarrer Iskenius begleitet ihn. Ein katholischer Verein in der Nazi-Zeit: Das ist damals mehr als eine Glaubensfrage, es ist eine politische Ansage. Die Nazis misstrauen den Kirchen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg, 1947, startet die Frauengemeinschaft neu. Sie wächst und wächst. In den Anfangsjahren sind 54 Frauen aus dem Dorf organisiert. In den besten Zeiten sind es 130. 1968 erhält der Verein einen neuen Namen. Zugleich erfährt er eine neue Ausrichtung. Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (Kfd) entsteht. Sie öffnet sich auch unverheirateten, kinderlosen Frauen. Das ist seinerzeit neu.
Anfangs alle Frauen im Dorf dabei
In Mellen gehören fast alle Frauen im Dorf der Kfd an. Die Liste der Vorsitzenden ist so lang wie die Geschichte des Vereins. Anna Köster führt die Kfd nach der Neugründung in den Jahren 1947/48. Elisabeth Vedder-Lenze, Maria Muschner, Elisabeth Rüth, Elsbeth Marnet, Resi Vedder-Japes, Anneliese Griese und nicht zuletzt Marga Drees. Hanna Drees hat die Kfd in den Jahren 1994/95 als stellvertretende Vorsitzende geführt. Dieses Amt übt sie bis zur Auflösung aus.
Marga und Hanna Drees stehen an der Spitze. Helga Rath führt Protokoll, auch sonst kümmert sie sich um alles Schriftliche. Andrea Drees führt die Kasse. Dazu kommen Helferinnen: Marianne Hoffmann, Martina Köster, Hannelie Prumbaum, Karin Rüth und Roswitha Schulze Tertilt.
Die Kfd macht den Frauen im Dorf eine Fülle von Angeboten. Sie reichen von Gottesdiensten bis Wallfahrten, von Bildungsveranstaltungen bis Bastelkursen, von Theateraufführungen bis Kinderkarneval. Runde Geburtstage und Ehejubiläen werden gefeiert. Selbst bei Krankheit und Tod hilft die Kfd.
Nun ist die Geschichte des Vereins selbst zu Ende gegangen. „Zur letzten Versammlung sind 23 Mitglieder gekommen“, stellt Marga Drees fest. „Die Resonanz bei den letzten Versammlungen war immer ganz schlecht. Wir hatten immer höchstens 30 Personen.“
Helga Rath stimmt zu. Sie sieht Corona als großen Einschnitt. „Vorher kamen immer um die 50“, weiß sie. Die schrumpfende Zahl der Teilnehmerinnen erzählt viel über die Angst vor dem Virus, das gerade Menschen im Ruhestand getroffen hat. Die Kfd-Frauen sind gemeinsam mit ihrem Verein gealtert. „Ich kenne viele Frauen“, sagt Helga Rath, „die kaum noch vor die Tür kommen.“ Jüngere sind kaum nachgerückt. Warum?
Der Alltag der Frauen im „Mittelalter“, wie Marga Drees und Helga Rath sagen, hat sich verändert. Marga Drees will das nicht gelten lassen: „Wir hatten auch kleine Kinder und waren berufstätig, und wir haben es trotzdem gemacht.“ Enttäuschung klingt mit, auch Trauer, dass die Kfd nicht mehr besteht. Wie geht’s weiter?
„Wir haben die Möglichkeit, uns einer anderen Kfd anzuschließen“, sagt Helga Rath. Die Balverin, die einst als Grundschullehrerin nach Mellen gekommen ist, will sich in der Heimatgemeinde St. Blasius engagieren. Marga Drees lässt die Frage offen.
Für beide steht aber eines fest: Die Kfd verstand sie nie als Kaffeekränzchen, sie verstand sich als „Säule der Dorfgemeinschaft“.