Balve/Lüdenscheid. Die kritische Debatte über einen Notarzteinsatz nach einem Unfall in Balve am Donnerstag geht weiter. Ärzte und MK wollen reden. Worum geht’s?
Die Diskussion um das Notarzt-System in Balve geht weiter. Nachdem die Balver Notärzte Dr. Gregor Schmitz und Dr. Paul Stüeken nach langem Warten auf den Notarzt bei einem Unfall am Donnerstag in Balve das Fehlen eines Zubringerfahrzeugs zu Unfallorten beklagt hatten, hat sich Kreis-Sprecher Alexander Bange auf Anfrage der Westfalenpost am Dienstag zu Wort gemeldet.
Demnach enthält der Rettungsdienst-Bedarfsplan des Märkischen Kreises ein Kapitel „Notärztliche Versorgung“. Eine Hilfsfrist für den Notarzt sei im Rettungsgesetz NRW „nicht festgeschrieben“. Im Märkischen Kreis seien die Planungen so ausgelegt, dass die Notarzteinsatzfahrzeuge binnen 15 Minuten am Einsatzort eintreffen können. An der Rettungswache Balve ist kein eigenes Notarzt-Fahrzeug stationiert, ähnlich wie in Kierspe. „Dort fahren die beiden niedergelassenen Ärzte zu Einsätzen“, erklärte Bange. Das Stadtgebiet Balve werde grundsätzlich durch die Notarztstandorte Menden, Hemer und Werdohl oder durch den nächstgelegenen freien Notarztwagen oder den Rettungstransportwagen (RTW) Balve versorgt. Zur Besatzung eines RTW gehört laut Bange auch ein niedergelassener Arzt. Wenn der Balver RTW frei sei, nehme er „im Bedarfsfall einen niedergelassenen Arzt zum Einsatzort mit auf“. Bange: „Der erste Rettungswagen war in diesem Fall bereits nach vier Minuten am Unfallort.“
Balver RTW war unterwegs
Er bestritt die Aussage von Dr. Gregor Schmitz, dass der Notarzt aus Werdohl im vorliegenden Fall 45 Minuten bis zum Eintreffen benötigt habe. Allerdings teilte Bange zugleich mit: „Erst im Laufe des Einsatzes wurde der Notarzt nachgefordert. Er brauchte 13 Minuten bis zur Einsatzstelle.“
Bange äußerte sich auch zu der Tatsache, dass die Balver Notärzte nicht gerufen wurden. Der RTW Balve sei bereits im Einsatz gewesen. Deshalb habe das Fahrzeug einen Arzt auf dem Weg zur Einsatzstelle nicht mitnehmen können. „Der Einsatz ist demnach plankonform durchgeführt worden“, meinte Bange. „Selbstverständlich sind wir nach wie vor mit allen Beteiligten im konstruktiven Gespräch, um weiterhin eine bestmögliche Versorgung der Bürgerinnen und Bürger zu gewährleisten.“
Dr. Gregor Schmitz und Dr. Paul Stüeken jr. wollten die Aussagen des Märkischen Kreises nicht unkommentiert lassen. Seit 35 Jahren versehen Balver Hausärzte demnach freiwillig Dienst als Notärzte, um den Kreis im Stadtgebiet wie in der umliegenden Region zu unterstützen. „Vor zehn Jahren wurde erstmals ein Vertrag mit dem Gesundheitscampus über die Stellung von Notärzten geschlossen. Allerdings könne der Campus keine Ärzte stellen. So sei es bei der lange bestehenden Regelung geblieben nach dem Motto: „Es läuft ja.“
Inzwischen hat sich die Lage jedoch verändert. Der RTW der Rettungswache stand bei dem jüngsten Unfall auf der Sauerlandstraße direkt vor dem Campus nicht zur Verfügung. Das geht auch aus der Darstellung von Bange hervor. Die beiden Balver Notärzte betonten aber, der Balver RTW stehe „immer häufiger nicht für die Mitnahme zur Verfügung“. Daher werden die beiden Balver Notärzte – auch das ist unstrittig – nicht alarmiert.
Dr. Gregor Schmitz und Dr. Paul Stüeken jr. argumentieren lösungsorientiert: „Die von uns vorgeschlagene Lösung wäre ganz einfach umzusetzen. Der Leitstellencomputer wird so umprogrammiert, dass die Ärzte nicht an den RTW gekoppelt sind.“ Stattdessen solle es, wie in Kierspe, eine Notfallanzeige geben. Stichwort: „Notarzteinsatz“.
Die Frage der Zubringung der Notärzte sei eine technische Frage. Sie könnten etwa von First-Responder-Auto, Polizei oder Feuerwehr mitgenommen werden: situationsabhängig. Ein Zubringerfahrzeug müsse kein Notarzteinsatzfahrzeug sein. Auf der Rettungswache wäre es „gegebenenfalls eine zusätzliche Hilfe“. Die beiden Notärzte sind für ein „konstruktives Gespräch offen“.