Balve. Land unter in Langenholthausen und Mellen: Das Unwetter langte stärker hin, als zu vermuten war. Gefragt ist mehr Hochwasserschutz. Was läuft da?
Am Ende waren sie erleichtert. Feuerwehr-Sprecherin Yvonne Schäfer hatte bereits am späten Montagabend nach dem Unwetter-Einsatz erfreut vermeldet: „Keine Verletzten.“ Auch der Allgemeine Vertreter des Bürgermeisters, Michael Bathe, zeigte sich zufrieden mit dem Ablauf des Feuerwehr-Einsatzes.
Die Einsatzkräfte waren schnell vor Ort. Der Meldekopf im Balver Gerätehaus zur Koordination der Einsätze der heimischen Löschkräfte habe gut funktioniert, sagte Michael Bathe der Westfalenpost. Die Einrichtung des Stabes für außergewöhnliche Einsätze (SAE) zur Abstimmung der Aufgaben mit dem Katastrophenhelfern von THW, Maltesern und DRK sowie Kreis und Land sei gar nicht erst erforderlich gewesen. Und dennoch hat der kurze, aber heftige Starkregen mehr Schäden hinterlassen als vordergründig zu vermuten.
Frank Baumeister, der das lokale Wetterportal wetter-balve.de mit Daten seiner Wetterstation in Balve füttert, fasste die Ereignisse am Tag danach zusammen: „Wie angekündigt, entwickelten sich am 22. Mai 2023 schwere Gewitter mit Starkregen. Diese entstanden durch eine Konvergenz. Dabei stoßen Windfelder gegeneinander und zwingen die Wolken zum Aufstieg, welche dann Gewitter und Schauer entstehen lassen. Gegen 15.45 Uhr ging es, bei böigem Wind bis 30 km/h, auch über Balve und Umgebung los. Durch eine extrem hohe Niederschlagsrate fielen zwischen 15.45 und 17 Uhr bis zu 25,70 Liter/Quadratmeter. Das war für die meisten Gullys und auch Bachläufe zu viel, und sie konnten die Wassermengen nicht mehr aufnehmen.“ Die Folge: Land unter und volle Keller.
+++ DIE UNWETTER-WARNUNG FÜR BALVE +++
Noch am Dienstagnachmittag waren Aufräumarbeiten am Steltenbergweg in Langenholthausen zu sehen. Das Unwetter hatte den Keller eines Wohnhauses an der Wellingse geflutet. Binnen 30 Minuten wurden Möbel zu Sperrmüll. Am Straßenrand stapelte er sich. Ein Junge erzählte, der Keller sei längst noch nicht leer geräumt.
Die Wellingse hatte sich unterdessen längst wieder in ihr Bachbett zurückgezogen. Dennoch verrieten weitflächig auf den Boden gedrücktes Grad, dass sich der Bach am Montagabend blitzartig in einen Fluss verwandelt hatte.
+++ UNWETTER IN BALVE: DIE FOTOS +++
Nebenan, an der Kasbergweg, waren die Unwetterfolgen auch am Dienstagnachmittag immer noch zu sehen. Wasser strömte quer über die Fahrbahn, hatte für Ausspülungen am Straßenrand gesorgt, zum Teil war gar die Asphaltdeckschicht abgebröckelt.
Weiter oben in Richtung Mellen, in Höhe eines Wirtschaftsweges am Waldesrand, hatte die Borke in einer Wiesensenke einen Tümpel gebildet. Es war mehr als ein kurioses Bild. Der kurzfristig entstandene Teich stand für extrem große Wassermassen, die auch für Ausspülungen auf geschotterten Wirtschaftswegen sorgte; braune Spuren im Stadtgebiet, vom Klusenstein bis Langenholthausen, zeigten, wie viel Erdreich abgespült wurde – und das, wie Michael Bathe feststellte, in der Zeit der Frühjahrsaussaat.
Hochwasserschutz braucht Zeit
Nebenher machte er klar, dass die Stadtverwaltung nach dem Unwetter keineswegs zur Tagesordnung übergehen wolle. Bürgermeister Hubertus Mühling hatte unmittelbar nach dem Jahrhundert-Hochwasser vom 14. Juli 2021 betont, er wolle alles tun, um der in Teilen der Bevölkerung verbreiteten „Hochwasser-Demenz“ entgegenzuwirken. Erste Erkenntnis war damals, dass nicht nur die Hönne mehr Platz als bisher brauche – vielmehr seien Retentionsflächen auch für deren Zuflüsse wie Borke und Wellingse erforderlich. Eine erste Bürger-Information in Langenholthausen fand längst statt. Und dennoch: In Langenholthausen starten die Maßnahmen frühestens 2025.