Beckum. Dino-Talk der WP in Beckum: Das Publikum kam dafür aus Menden und sogar aus Werdohl. Womit es Dr. Achim Schwermann vom LWL fasziniert hat.

„Sehr, sehr selten“: Diese Redewendung ist oft beim Dino-Talk der Westfalenpost in Beckums Integrationszentrum zu hören. Grabungsleiter Dr. Achim Schwermann vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) erklärt einer 30-köpfigen Teilnehmerschar anschaulich, dass der Steinbruch Busche Schätze birgt, Schätze aus grauer Vorzeit, 125 Millionen Jahre sind sie alt. Sie sind nicht nur wegen ihres Alters „sehr, sehr selten“, sie sind auch selten zu finden. So selten, dass selbst das internationale Forschungsmagazin National Geografic davon Notiz genommen hat.

Dino-Talk mit Dr. Achim Schwermann vom LWL: Fossilien zum Anfassen
Dino-Talk mit Dr. Achim Schwermann vom LWL: Fossilien zum Anfassen © WP | jürgen overkott

Dr. Achim Schwermann trägt ein T-Shirt, das wie ein Bekenntnis wirkt. „Saurierland Westfalen“ steht da drauf. Der Forscher ist spürbar fasziniert von Aufgabe und Arbeit. „Ich war immer schon ein Dino-Kind“, erzählt er. Das Urzeit-Virus habe ihn befallen, als er zehn Jahre alt war. Er habe gigantische Saurier-Modelle bei einer Ausstellung in den Niederlande gesehen. Die Faszination habe ich seither nicht mehr losgelassen.

Wer selbst fasziniert ist, kann auch andere faszinieren. Schwermanns Publikum ist dafür gern aus Menden und auch aus Werdohl gekommen. Auch Bürgermeister Hubertus Mühling, sein Stellvertreter im Rathaus, Michael Bathe, und Museumsleiterin Ulrike Knips sind dabei – privat.

Sicherung von Bodendenkmälern

Die Aufgabe indes, die Schwermann von seinem Vorgänger Dr. Klaus-Peter Lanser übernommen hat, ist seit öffentlich. Sein mehr als 20 Jahren sichert der LWL in Beckum Bodendenkmäler. Der Steinbruch gehört Kalkhersteller Lhoist. Das Abbaugebiet ruht. Forscher und Firma arbeiten gut zusammen. Lhoist hat die Lizenz zum Buddeln vergeben. Mehr noch: Der Konzern stellt auch Material. Wie arbeitet das Team?

Dino-Talk mit Dr. Achim Schwermann vom LWL
Dino-Talk mit Dr. Achim Schwermann vom LWL © WP | jürgen overkott

Mit Drahtschlingen schaben Schwermann & Co. Lehmschicht für Lehmschicht an den Grabungsstellen ab. Günstig sei, dass es in der sommerlichen Grabungssaison in Beckum immer wieder mal regne. Das Schlimmste, was sich der Forscher vorstellen kann, ist extreme Trockenheit: „Dann ist der Lehm steinhart.“ Doch auch unter den gewohnten Bedingung ist Forschung harte Handarbeit. „Gefragt sind Zeit und Geduld“, stellt der Paläontologe fest. Feinarbeit leisten er und sein Team bei „Schlämmen“. Fossilien werden mit Wasser vom Ton getrennt.

Die Mühe lohnt. LWL-Profis, seit geraumer Zeit unterstützt von Ehrenamtlern aus der Region, erweisen sich ein ums andere Mal als Jäger der verlorenen Schätze. Eine nie zuvor entdeckte Salamanderart ist sogar nach dem Fundort benannt: Balveherpeton hoennetalensis. In jüngerer Zeit haben die Forscher Langhals-Saurier entdeckt: „Sie sind sehr, sehr sehr selten“, weiß Schwermann. Die Urviecher haben in Konkurrenz zu den Iguanodonten gestanden: den sogenannten Leguanzähnen. Die Umwelt in Beckum ist einst jedoch günstiger fürs Überleben der Langhälse gewesen. Wie hat sie ausgesehen?

In einem Land vor unserer Zeit: So sah Beckum vor 125 Millionen Jahren aus.
In einem Land vor unserer Zeit: So sah Beckum vor 125 Millionen Jahren aus. © LWL | John Sibbick

„Es war wärmer als heute“, sagt Schwermann, „und es gab weder Blütenpflanzen noch Gräser.“ Die Nordsee hat vermutlich bis nach Südwestfalen gereicht. Beckum hat jedoch zum Hochland gehört. Aber sind die Zeugnisse der Vergangenheit bis heute erhalten geblieben?

Der Experte verweist auf eine Besonderheit der Kalkregion. Im Gestein habe es tiefe Kammern gegeben. Die Überreste der Tiere seien mit Lehm bedeckt worden. Damit seien sie vor Verwitterung durch Luft und Wasser geschützt worden. Das sei „sehr, sehr selten“.