Balve/Menden. Lhoist informierte über die geplante Steinbruch-Vertiefung bei Eisborn. Welche Fragen hatten die Teilnehmer?

Sie hatten mit mehr Andrang gerechnet. Dabei war die übersichtliche Anzahl von lediglich zehn Anmeldungen war ein Warnsignal für Lhoist-Werksleiter Stefan Flügge und seine Mannschaft. Am Ende kamen nicht mehr Interessenten zur Info-Runde über die geplante Vertiefung des Steinbruchs bei Eisborn, sondern weniger. Von den erklärten Kalkabbau-Kritikern – Bürgerinitiative BGS und Naturhistorischer Verein Hönnetal – war niemand zu sehen. Gelohnt hat sich die einstündige Veranstaltung dennoch. Werksleiter Flügge fasste die Fakten,wie bereits zuvor im Ratsauschuss USB, verständlich zusammen. Schließlich kamen aus dem Publikum einige Fragen. Worum ging es?

Lhoists Kalkprodukte
Lhoists Kalkprodukte © WP | jürgen overkott

Anwohner Horst Rüdiger hat mehr als 50 Jahre lang bei Lhoist gearbeitet. Der ehemalige Schlosser lebt mit seiner Frau Ursula in der Horst in der Nähe des Steinbruchs. So sehr er sich seinem Ex-Arbeitgeber verbunden fühlt, so sehr sorgt er sich um die Zukunft seines Zuhauses.

Zwar ging es bei der Info-Veranstaltung um die Vertiefung des Steinbruchs innerhalb des bestehenden Abbaugebietes um 60 Meter auf 120 Meter Tiefe überm Meeresspiegel, aber eine mögliche Erweiterung der Abbaufläche war dennoch Thema. Immerhin ist sie Bestandteil des Entwurfs des Regionalplans der Bezirksregierung Arnsberg. Würde er Wirklichkeit, würde der Kalkabbau in die Horst vorrücken. Von einer möglichen Erweiterung wäre Fläche des Hofes Schulte-Horst betroffen – und die Kreisstraße (K) 12, die Horster Straße. Was wäre, wenn? „Dann müssten wir mit den Eigentümern verhandeln“, sagte Werksleiter Flügge. Er betonte aber, diese Erweiterung der Öffentlichkeit schwer zu vermitteln sei. So habe ihm Hotel-Eigentümerin Britta Spiekermann klar gemacht, dass Eisborn in diesem Fall direkt in den Steinbruch blicke.

LEisborns Ortsvorsteherin Pia Spiekermann, CDU-Ratsherr Jens Timmermann, hinter ihm der gebürtige Deilinghofer Holger Schmerbeck
LEisborns Ortsvorsteherin Pia Spiekermann, CDU-Ratsherr Jens Timmermann, hinter ihm der gebürtige Deilinghofer Holger Schmerbeck © WP | jürgen overkott

Der Regionalplan ist Zukunftsmusik. Nach Tausenden von Einwendungen wird ein neuer Entwurf erwartet, zumal er den politisch gewollten Ausbau der Windenergie stärker als bisher berücksichtigen will. Auch dieses Papier muss öffentlich ausgelegt werden.

Die Frage nach der Staubbelastung betraf allerdings den Alltag der Einwohner in der Horst wie in Eisborn. Eisborns Ortsvorsteherin Pia Spiekermann warf sie auf. Sie vertrat, gemeinsam mit CDU-Ratsherr Jens Timmermann, das Bürgerforum Eisborn. Werksleiter Flügge betonte, mit der Vertiefung sei ausdrücklich nicht die Anlage neuer Lkw-Fahrwege verbunden.

Staub bleibt ein Thema

Eine weitere Frage drehte sich darum um Erschütterungen durch Sprengungen, die in jüngerer Zeit vermehrt in der Horst wahrgenommen würden. Werksleiter Flügge räumte ein, dass der Abbauschwerpunkt derzeit in diesem Gebiet liege. Zugleich betonte, dass es „keine Probleme“ mit Grenzwerten gebe.

Lhoist-Chef Stefan Flügge in Balves Ausschuss USB in diesem März
Lhoist-Chef Stefan Flügge in Balves Ausschuss USB in diesem März © WP | jürgen overkott

Holger Schmerbeck aus Castrop-Rauxel verfolgte die Diskussion aufmerksam. Der gebürtige Deilinghofer beabsichtigt, bald aus dem Revier zurück in seine alte Heimat zu ziehen. Ihn interessierte, ob die geplante Vertiefung des Kalkbergbaus eine neue Größenordnung erreiche. Werksleiter Flügge winkte ab. Der Klärteich (K) Blaue Lagune sei mit 100 Metern 20 Meter tiefer als das neue Loch im Bereich des K 10.

Bringt die Vertiefung Probleme für den Grundwasserspiegel? Werksleiter Flügges Antwort lautete Nein. Pro Jahr werden elf Millionen Kubikmeter Wasser abgepumpt. Die Menge sei in der Hönne kaum zu messen.

DER PLAN

Lhoist will den Kalkabbau im Bereich des Klärteichs (K) 10 um 60 Tiefe vertiefen. Der tiefste Punkt liegt bei 120 Metern über dem Meeresspiegel. Obendrein will der Kalkhersteller das Kleine Beil anknabbern. Die Maßnahme soll dem Unternehmen Planungssicherheit für zehn Jahre geben.

Eine Mengenerhöhung des Abbaus ist nicht vorgesehen.

Werksleiter Stefan Flügge erwartet, dass das Gutachten des Märkischen Kreises im Juni vorliegt. Es geht ein auf die Belastung durch Staub, Lärm und Erschütterungen. Außerdem werden Auswirkungen des Abbaus auf Flora und Fauna, Boden und Wasser sowie aufs Landschaftsbild geprüft. Eine potenzielle Erweiterung der Abbaufläche sei „nicht vom Tisch“. Lhoist will für 35 Jahre planen.