Garbeck. Künstliche Intelligenz in der Industrie macht Ausbildung so spannend wie nie. Warum, erfuhr die WP bei Rickmeier in Garbeck.

Ob Künstliche Intelligenz oder 3-D-Druck: Für den Garbecker Pumpenhersteller Rickmeier hat die Zukunft industrieller Produktion längst begonnen. Das hat Folgen für die Ausbildung. Was Azubis in klassischer Ausbildung oder im Dualen Studium lernen, ist so spannend wie nie zuvor. Die Westfalenpost hat mit zwei von ihnen gesprochen.

Rickmeiers Ausbildungsleiter Ralf Blumenkamp mit Azubi Michael Bresinski: Ob CNC-Maschine oder 3-D-Druck - Hightech ist längst Standard.
Rickmeiers Ausbildungsleiter Ralf Blumenkamp mit Azubi Michael Bresinski: Ob CNC-Maschine oder 3-D-Druck - Hightech ist längst Standard. © WP | jürgen overkott

Michael Bresinski macht eine klassische Ausbildung. Dreieinhalb Jahre stehen dem angehenden Zerspanungsmechaniker bevor. Doch auch für den 18-jährigen Garbecker gehört der Umgang mit der programmierbaren CNC-Fräsmaschine bald zum Alltag. Der Hauptschulabsolvent kennt das Unternehmen seit Jahren nicht nur von außen, sondern, wichtiger noch, auch von innen. Die Kooperation von Rickmeier-Chefin Christiane Schulz mit der Grundschule Garbeck macht’s möglich. Für die Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker hat sich Michael Bresinski entschieden, weil er ganz Handfestes macht – beruflich wie privat. „Ich bin gerade dabei, mein Zimmer zu renovieren“, sagt Michael Bresinski, „komplett von der Decke bis zum Boden, auch die Elektrik.“

Lennart Vedder beschreitet einen anderen Weg. Der ehemalige Waldorfschüler mit Abitur kombiniert Ausbildung und Studium. Der 20-jährige Mellener macht ein Duales Studium, seit vorigem August. „Ich lerne den Beruf des Industriemechanikers“, berichtet er, „dazu kommt der Studiengang Maschinenbau.“ Zum Dualen Studiengang kam er durch Zufall, auch wenn es in seiner Familie viele Maschinenbauer gibt. Bei einem Praktikum bei Rickmeier erfuhr Lennart Vedder von seinem Kollegen Vincent Hagenhoff, dass neben Ausbildung und Studium eine Kombination von beidem möglich ist. Die eigentliche Ausbildung wird um ein Jahr verkürzt. Das Studium dauert viereinhalb Jahre, teilweise in Präsenz, teilweise online. Mathe und Technische Mechanik gelten als Königsdisziplinen. „Da gibt es auch Tutorien“, weiß Lennart Vedder, „wegen der höheren Durchfallquoten.“

Nicht unwichtig ist für die beiden Nachwuchskräfte die Mobilitätsfrage – vor allem mit Blick auf Berufsschule oder Fachhochschule, beides in Iserlohn. Michael Bresinski kann zu Fuß zur Arbeit gehen oder mit dem Fahrrad fahren. Aber oft ist er, wie Lennart Vedder, aufs Auto angewiesen.

Angewiesen sind Michael Bresinski wie Lennart Vedder auf die praktische Wissensvermittlung durch Ralf Blumenkamp. Er leitet die Ausbildung im gewerblich-technischen Bereich, von der Grundausbildung bis zur Verwaltung.

Kollege Roboter im Einsatz

Die Ausbildung verändert sich in jüngerer Zeit rasant. Das Mitarbeiterteam wird immer mehr darauf vorbereitet, mit Kollege Roboter zusammenzuarbeiten. Arbeitsgänge werden zunehmend automatisiert: „Seit einem Jahr läuft bei uns die erste Roboterzelle“, sagt Ralf Blumenkamp. Hintergrund: „Wir leben davon, dass wir viele Einzelteile, viele komplexe Lösungen für die Kunden anbieten.“ Ralf Blumenkamp meint damit auch extrem präzise Pumpen. „Wir haben 2000 verschiedene Pumpenarten, meist in kleineren Serien.“ Was macht das Team?

„Der Roboter muss programmiert werden“, entgegnet Ralf Blumenkamp. „Und die Kontrolle bleibt nach wie vor beim Team.“

ZUSAMMENARBEIT MIT SCHULEN

Rickmeier spürt Rückenwind durch den Ausbau der Erneuerbaren Energie. Denn Pumpen aus Garbeck werden für Windräder benötigt. Außerdem sorgen sie dafür, dass weltweite Lieferketten funktionieren – durch Einsatz ins Schiffsmotoren.

Genau das will das Unternehmen bei Kooperationen mit heimischen Schulen vermitteln. Allerdings ist wegen der Schließung der Hauptschule eine Veränderung absehbar. Die Zusammenarbeit mit der Realschule Balve soll verstärkt werden. „Wir wollen uns vorstellen“, sagt Ausbildungsleiter Ralf Blumenkamp, „in drei Wochen stehen Betriebsbesichtigungen für die Achtklässler an.“ Noch steht Handwerk im Vordergrund. Aber CNC-Technologie in den Unterricht zu bringen, gilt nur als eine Frage der Zeit.