Balve/Plettenberg. Die Sparkasse kam bisher gut durch die Krise. Das öffentlich-rechtliche Geldinstitut wird auch von Balve getragen. So profitiert die Stadt davon.

„Wir blicken einmal mehr auf ein sehr gutes Jahr zurück“, eröffnete Kai Hagen die Bilanz-Pressekonferenz der Vereinigten Sparkasse im Märkischen Kreis zum Jahr 2022. Er bezog sich dabei ausdrücklich auf das Geschäftsjahr, denn „Corona-Pandemie, russischer Angriffskrieg auf die Ukraine, Energiekrise und Inflation belasteten alle Bürgerinnen und Bürger sowie alle Unternehmen“, stellte der Vorstandsvorsitzende fest. Diesen Herausforderungen habe die Sparkasse erfolgreich getrotzt.

Der Immobilienmarkt

Im ersten Halbjahr vorigen Jahres habe der zunächst weiter boomende Immobilienmarkt zu einem Wachstum der Kreditnachfrage geführt. Das Neugeschäft im Wohnungsbau sei um 70 Millionen Euro gestiegen.

Nach dem durch die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) ausgelösten kräftige Zinsanstieg kühlte diese Entwicklung im zweiten Halbjahr zwar spürbar ab, doch dafür erlebte das Bausparen eine Renaissance. Die vermittelten Bausparverträge bei der Sparkasse MK stiegen um 44,8 Prozent an.

„Wegen der stark gestiegenen Zinsen sehen viele Menschen ihren Traum von den eigenen vier Wänden gefährdet. Wer es planvoll und zielstrebig angeht und beispielsweise in jungen Jahren mit dem Bausparen startet, kann sich seinen Wunsch einerseits durch die Ansparung von Eigenmitteln, andererseits über die Sicherung niedriger Darlehenszinsen trotzdem erfüllen“, erklärte Vorstandsmitglied Mike Kernig. 2022 habe die Sparkasse über 46 Prozent Wachstum bei der Auszahlung von privaten Wohnungsbaudarlehen verzeichnet.

„Wir setzen auf Nähe“, betonte Hagen. Entscheidungen zum Beispiel über Kreditvergaben würden hier vor Ort getroffen und daher schnell. Kernig ergänzte: „In schwierigen Zeiten, wie jetzt gerade, brauchen die Leute Hilfe und persönliche Betreuung. Das erleben wir täglich.“

Die persönliche Beratung

Die beiden Vorstandsmitglieder sehen das hybride Geschäftsmodell der Sparkasse bestätigt, die Mischung aus Online-Dienstleistungen und persönlicher Beratung.

Der Mittelstand

Die Sparkasse versteht sich als Partnerin des Mittelstandes, indem sie die notwendige Liquidität für Betriebsmittel und Investitionen für die Unternehmen der regionalen Wirtschaft bereitstellt. Während die Investitionsnachfrage angesichts großer Unsicherheiten und steigender Zinsen im zweiten Halbjahr zurückging, blieb die Liquiditätsversorgung auf hohem Niveau. Insgesamt wuchs der Kreditbestand in einem herausfordernden Jahr 2022 kräftig um 8,22 Prozent auf über 1,7 Milliarden Euro. Dabei steigerten sich alleine die Auszahlungen um mehr als 340 Millionen Euro.

„Die Zahlen zeigen, dass unsere mittelständischen Kunden besser als erwartet durch die Krisen gekommen sind, der Liquiditätsbedarf jedoch durch die aktuellen schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zugenommen hat“, so Kai Hagen.

Die infolge der Corona-Pandemie von vielen befürchtete Insolvenzwelle sei bisher ausgeblieben. Vor allem angesichts der hohen Energiepreise komme es nun aber darauf an, die Unternehmen und Selbstständigen in der Zukunft eng durch diese Situation zu begleiten.

Das Einlagen-Geschäft

Die Einlagen wuchsen um weitere 45 Millionen Euro (+ 3,5 Prozent). Ein Großteil des Anstiegs wurde erneut durch Sichteinlagen herbeigeführt. „Auch wenn wir durch die Entscheidungen der EZB nun glücklicherweise wieder Zinsen zahlen können, kommen unsere Kundinnen und Kunden langfristig nicht um alternative Anlageformen herum, wenn sie nachhaltig Vermögen aufbauen und der Inflation entgegenwirken wollen. Wertpapiere spielen beim Vermögensaufbau erfreulicherweise eine immer stärkere Rolle. Hier befinden sich unsere Kundinnen und Kunden auf einem sehr guten Weg. Eine gut strukturierte Geldanlage ist weiterhin von großer Wichtigkeit – besonders in diesen Zeiten. Erträge sind nur mithilfe einer sinnvollen und bedarfsgerechten Beimischung von Aktien, Fonds und anderen Wertpapieren möglich“, hob Hagen hervor.

Der Arbeitgeber

Als Arbeitgeberin beschäftigt die Sparkasse im Märkischen Kreis rund 270 Mitarbeiter. „Wir werden auch weiterhin Auszubildende einstellen“, versprach Kai Hagen. „Wir bilden für unseren Personalbedarf aus und übernehmen unsere jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerne nach der Ausbildung.“

Der Ausblick

Weniger positiv blickt Kai Hagen in die Zukunft. Zwar habe sich die Konjunktur zuletzt stabilisiert, in den kommenden Monaten sei mit einem merklichen Rückgang der Konsumausgaben zu rechnen. Die Kostenbelastung der Unternehmen bleibe vorerst auf hohem Niveau und dämpfe Produktion und Investitionen. Sparkassen-Chef Hagen: „Die zwar leicht aufgehellten, überwiegend aber immer noch pessimistischen Geschäftserwartungen signalisieren, dass die Konjunktur in den kommenden Monaten eher auf der Stelle treten wird. Eine durchgreifende Erholung ist vorerst nicht erkennbar.“

AUSSCHÜTTUNG UND GEWERBESTEUER

Die Bilanzsumme der Vereinigten Sparkasse im Märkischen Kreis steigt auf 1,964 Milliarden Euro und der Bilanzgewinn beläuft sich auf rund vier Millionen Euro. Vorbehaltlich der Zustimmung der Zweckverbandsversammlung wird die Sparkasse etwas mehr als eine Million Euro an ihre Trägerkommunen ausschütten.

Damit fließen den sechs Trägern, zusammen mit der Gewerbesteuer in Höhe von 2,77 Millionen Euro, insgesamt 3,82 Millionen Euro zu. Balve erhält 140.900 Euro (plus 382.552 Euro Gewerbesteuer), Altena 206.400 Euro (560.429 Euro), Nachrodt-Wiblingwerde 41.200 Euro (111.745 Euro), Neuenrade 107.700 Euro (274.194 Euro), Plettenberg 351.900 Euro (895.536 Euro), Werdohl 201.900 Euro (553.881 Euro).