Balve. Die Evangelische Gemeinde Balve verzeichnet mehr Eintritte als Austritte. Warum ist das so? Pfarrerin Kastens nennt 6 Gründe.
Eintritte statt Kirchenflucht: Wie sich die evangelische Kirchengemeinde Balve dem Negativtrend erfolgreich widersetzt.
Der Kirche laufen die Schäflein in Scharen davon: Das ist Fakt. Die Zahl der Kirchenaustritte ist 2022 in die Höhe geschnellt. Nach Angaben des NRW-Justizministeriums von Ende Januar verließen 223.509 Menschen die beiden Volkskirchen. 2021 waren es lediglich 155.322 Kirchenaustritte gewesen. Das Justizministeriums machte allerdings keine Angaben über die betroffenen Konfessionen.
Zuwachs gegen den Trend
Und in Balve? Pfarrerin Antje Kastens: „Die kleine evangelische Gemeinde im Hönnetal schafft es, den Trend seit Jahren umzukehren.“ Balve gilt aus Sicht der Evangelischen Kirche von Westfalen als Diaspora. Evangelische Christen sind im einstigen kurkölnisch-katholischen Sauerland in der Minderheit. Die Evangelische Gemeinde zählt laut Pfarrerin Kastens knapp 2.100 Gemeindeglieder.
Wie ist der Mitgliedertrend? Noch einmal Pfarrerin Kastens: „In den vergangenen vier Jahren, von 2018 bis 2022, sind entgegen dem Trend jährlich weniger als ein Prozent Mitglieder ausgetreten. Dafür kamen mit Taufen und Gemeinde-Eintritten jährlich circa 1,25 Prozent Gemeindeglieder neu hinzu.“ Die Pfarrerin nannte präzise Zahlen. Schon 2021 betrug demnach die Zahl der Eintritte 13, die Zahl der Taufen 15. Der Trend setzte sich 2022 mit 13 Eintritten und 15 Taufen fort. Allein im Januar 2023 sind bereits zwei Menschen in die Evangelische Gemeinde Balve eingetreten.
Sechs Gründe
Welche Gründe gibt es dafür? Pfarrerin Antje Kastens macht sechs Gründe für diese - wie sie es nennt – „Eintrittswelle“ aus:
1. Die Seelsorge vor Ort zeigt: Hier lebt Kirche.
2. Viele Mitmach-Gottesdienste machen Spiritualität erlebbar und alltagstauglich.
3. Kindergartenaktionen, Kinderbibelwoche und Konfirmandenkurse zeigen: Kinder, Jugendliche, Eltern, Familien werden gesehen und gehört.
4. Viele Angebote verbinden die Generationen: Keiner bleibt einsam.
5. Hilfe kennt keine Grenzen, sie geschieht unbürokratisch und schnell.
6. Viele Ehrenamtliche gestalten die Gemeinde, mit Reflexion, was dran ist, und Festen, die zusammenführen.
Gibt es eine Kehrseite? „Wir haben auch Austritte“, betonte Pfarrerin Kastens. „Und wir bedauern jeden Austritt, weil in unserer Solidargemeinschaft jede Idee und jede Kritik gebraucht wird.“ Die „allgemeine kirchenkritische Stimmung“ trage zu Austritten bei.
Nicht enthalten in den Zahlen sind Sterbefälle, die ihrerseits, wie Austritte, die Mitgliederzahl beeinflussen.
Die Jugendarbeit
Dennoch gilt die Gemeinde unterm Strich als lebendig. So haben junge Gemeindemitglieder wie Zoe, Ellen, Mika und Linus aus dem Katechumenenkurs ein buntes Plakat gebastelt. Darauf steht „Wir sind Kirche“. Die Katchumenen treffen sich mit Pfarrerin Antje Kastens jeden Donnerstag für eine Stunde zum Unterricht, diskutieren über Gott und Welt, Leben und Tod. Sie machen bei der Projekten und Gottesdiensten mit und werden mit ihren Kurs-Freunden am 1. Oktober 2023 konfirmiert.
Die Gemeindeversammlung
Wie wichtig der Gemeinde Jugendarbeit ist, zeigt, dass sie in Kürze eine neue Jugendreferentin vorstellt. Doreen Wahl machte bisher Jugendarbeit beim CVJM Deilinghofen. Sie wird am 12. Februar in einem Gottesdienst um 10 Uhr im Gemeindehaus eingeführt. „Mit ihrer Erfahrung und Ihrem Engagement soll die in den letzten Jahren aufgebaute Jugendarbeit weitergeführt und ausgebaut werden“, teilte die Gemeinde auf ihrer Homepage ev-kirche-balve.de mit.
Anschließend findet eine GemeindeversammlungI statt. Es geht, wie die Gemeinde ebenfalls im Netz mitteilt, „um wichtige Informationen zur weiteren Entwicklung“. Weiter heißt es: „In den Zeiten des Umbruchs in vielen Bereichen unserer Gesellschaft werden in diesem Jahr die Weichen auch für die Zukunft unserer Gemeinde gestellt. Auf diesem Weg möchte das Presbyterium die Gemeinde informieren und auf dem Weg mitnehmen.“