Eisborn. Beim Geld hört die Freundschaft bei Eisborns Schützen nicht auf, sondern genau da fängt sie an. Chronik einer besonderes Jahreshauptversammlung.
Die Schützen und das liebe Geld: Auf eigene Initiative wollen die Eisborner Schützen mehr Beitrag bezahlen. Dabei geht es nicht nur um Bauprojekte rund um die Halle in Zeiten der Inflation, sondern auch um mehr Interesse unter der Vogelstange. Der Vorstand hatte das Thema gar nicht auf die Tagesordnung gesetzt. Chronik eines ganz besonderen Abends.
Es war bis dahin kein besonders diskussionsreicher Abend, als sich die Eisborner Schützenbruderschaft am Dienstag, am Fest ihres Schutzpatrons Heiliger Antonius, nach dem Gottesdienst zur Generalversammlung im Speisenraum der Schützenhalle traf. Sehr gut war die Resonanz mit 80 Teilnehmern, die Themen auf der Tagesordnung wenig kontrovers.
Auch musste kein einziger Vorstandsposten neu besetzt oder wiedergewählt werden. Mit Thorsten Wiesenhöfer und Christian Dickel stellten sich lediglich zwei neue Kassenprüfer dem Votum der Versammlung: beide einstimmig gewählt.
Aber dann unter dem letzten Punkt „Verschiedenes“ eröffnete Georg Schulte eine Diskussion, die womöglich auch anderen Schützenbrüdern schon auf den Nägeln brannte. Schultes Ausgangspunkt war eigentlich die Königsbeihilfe der Bruderschaft, eine Summe von aktuell 300 Euro, die jedem Bewerber unter der Vogelstange als Anreiz, aber auch zur Deckung zumindest eines Teils der Kosten dienen soll. Georg Schulte lobte die gute Arbeit des Eisborner Vorstands. „Aber ein Königspaar ist das A und O in der Außendarstellung.“ Deshalb solle man die finanzielle Hilfe der Bruderschaft erhöhen, vielleicht sogar deutlich.
Im Kopf vielleicht bei ihm und anderen noch die Situation am Schützenfestmontag 2022, als es erst einer längeren Schießpause bedurfte, bevor letztlich mit Stephan Spiekermann nur noch ein Anwärter zur Tat beziehungsweise ans Gewehr schritt. „Bei uns ist das Königsamt eigentlich für jeden leistbar“, erwiderte Brudermeister Gisbert Sprenger mit Blick darauf, dass ein Königspaar auch selber bestimmen könne, welche Ausgabe für welche Aktivität oder Ausstattung es tätige.
Hans-Dieter Kolossa, der unfreiwillige Corona-Langzeitkönig und Spiekermanns Vorgänger, wollte aber schon ein finanzielle Hemmnis gerade für jüngere Leute sehen, etwa in Ausbildung oder Studium. „Die jüngeren Leute müssen wir noch mehr ansprechen, dass sie König werden wollen.“ Bei älteren, finanziell unabhängigeren Schützen sei die Königsbeihilfe wiederum nicht der große Anreiz. Man könne so vielleicht auch differenzieren bei der Höhe der Unterstützung.
So entwickelte sich eine muntere Diskussion mit mehreren Vorschlägen, die dann schließlich auch zur Beitragshöhe der Eisborner Bruderschaft gelangte. Mit 20 Euro im Jahr sei die auch im Vergleich in der Umgebung fast ein Schnäppchen, war man sich einig. Davon gehen bei jedem Mitglied noch einmal zwei Euro als Königstaler an den neuen Regenten. Macht angesichts der aktuellen Mitgliederzahl auch nochmal gut 600 Euro für den Majestäten. Tenor: wenn man bei diesen Punkten über eine Steigerung spreche, dann könne man auch gleich an die Beitragshöhe ran und die Bruderschaft mit Blick auf notwendige Investitionen und die allgemeine Inflation auf breitere Füße stellen.
Dass das Konto im Moment solide gefüllt ist, berichteten Gisbert Sprenger wie auch Schatzmeister Christoph Spiekermann. Aber es gibt auch Aufgaben: „Als nächstes muss die Elektrik im Keller der Halle neu gemacht werden“, so Sprenger. Finanzieller Aufwand sicherlich fünfstellig. Eine Erhöhung des Jahresbeitrags auf 25 Euro sei für alle machbar, war man sich in den Wortmeldungen einig. Und als der Vorstand dann in der eigenen Satzung nachgeschlagen hatte, ob man so ein Thema ohne vorherige Ankündigung überhaupt beschließen dürfe, schritt man zur Abstimmung. Einstimmig fiel das Ergebnis aus, der Jahresbeitrag steigt auf 25 Euro, der Königstaler als Beitrag pro Mitglied wird dabei komplett gestrichen, dafür die Königsbeihilfe als pauschaler Betrag aus der Kasse auf 1200 Euro festgelegt. Also insgesamt circa 300 Euro mehr für einen neue König.
Den möchte man natürlich feiern können Mitte Juni, wenn Eisborn vom 10. bis 12. Juni das Schützenfest 2023 traditionell am Wochenende nach Fronleichnam feiert. Gisbert Sprenger stellte für diese Tage schon einige Planungen vor. Vage wollte er beim Thema Bierpreis bleiben. Die Brauerei habe die nächste Erhöhung für Februar schon angekündigt. „Ziel ist es weiter, den Preis so niedrig wie möglich zu halten“, unterstrich Sprenger. Aber ob man mit den 1,60 Euro vom letzten Jahr klarkomme, werde sich noch zeigen. Zur Not müsse man in den sauren Apfel beißen und teurer werden.
Unter den zahlreichen geehrten Jubilare der Generalversammlung stechen mit 60-jähriger Mitgliedschaft Dieter Landenberger, Paul Nagel, Harald Pawlinski, Paul Sprenger, Herbert Danne, Theodor Peters, Eberhard Peters und Theodor Schäfer heraus. Seit einem halben Jahrhundert sind Siegfried Brinkschulte und Manfred Rubarth dabei.
HIGHLIGHTS
Die Bruderschaft ist auch sonst weiter umtriebig, feiert diesen Samstag die Karnevalsnacht in der Schützenhalle.
Für den 5. Mai ist eine besondere Veranstaltung geplant: musikalische Comedy mit dem Duo „Reis against the Spülmaschine.“ Songparodien, Gags und ganz viel gute Unterhaltung erwartet die Besucher, wie die Bruderschaft mitteilt, von Bach bis Backstreet Boys, mit Abwandlungen von Falco zu „Hammer Teewurst“ und „In the Netto“ von Elvis. Karten sind bereits erhältlich, im Hotel Zur Post, der Antoniushütte, dem Internetportal Reservix und bei den Vorstandsmitgliedern der Bruderschaft.