Sanssouci/Menden. Kleiner Unfall mit überraschend großen Folgen - der Prozess vorm Amtsgericht Menden wirft ein Schlaglicht auf die Kreuzung in Sanssouci. Warum?

Der Zeitplan für den Um- und Neubau der Bundesstraße in Sanssouci steht, vorerst aber bleibt die heikle Lage an der Kreuzung. Ein typischer Auffahrunfall aus dem Juni letzten Jahres beschäftigte jetzt gar das Amtsgericht.

Es war eine Situation, wie sie vermutlich nahezu täglich an dieser Stelle vorkommen wird: Um die Mittagsstunde am 23. Juni des vergangenen Jahres stand eine heute 48 Jahre alte Balverin mit ihrem Pkw an der Kreuzung Sanssouci, aus Richtung Menden durch das Hönnetal kommend, wollte sie nun nach rechts abbiegen, um weiter in Richtung Balver Innenstadt zu fahren. Aus Richtung Beckum war die Bundesstraße frei. Dennoch musste sie im letztem Moment abbremsen, weil aus Richtung Balve ein Lkw gefahren kam. Und dieser, wie es die Regel ist und oft auch nicht anders geht, holte weil aus bis auf die Gegenfahrbahn um durch die enge Eisenbahnunterführung zu passen.

Eine Winzigkeit lang unaufmerksam

Die Balverin an der Kreuzung bremste deshalb wieder ab, um weiter an der Ecke zu warten, erst den Brummi passieren zu lassen. Hinter ihr der Mann in einem Lieferwagen war vielleicht nur den Bruchteil einer Sekunde nicht aufmerksam. Aber das reichte schon: Er hatte die Fahrerin vor ihm zunächst anfahren sehen an der Kreuzung, fuhr dann selber los. Auf das erneute Abbremsen reagierte er dann zu spät, und es krachte.

+++ GROSSALARM IN SANSSOUCI: SALZSÄURE TRITT AUS +++

Die Balverin klagte nach der Kollision über Kopf- und Nackenschmerzen. Der heute 37 Jahre alte Unfallfahrer aus Kierspe bekam deshalb eine Anzeige wegen fahrlässiger Körperverletzung. Kein Kapitalverbrechen, und der Mann war bislang nicht vorbestraft, auch im Straßenverkehr nicht negativ aufgefallen. Daher bekam er von der Staatsanwaltschaft das Angebot, das Verfahren einzustellen gegen eine Geldauflage von 400 Euro. Wäre das Geld gekommen, wäre dieses Verfahren womöglich längst vergessen.

Finanziell klamm, trotz geregelter Arbeit

Aber der Fassadenreiniger, damals mit seinem Firmwagen im Hönnetal unterwegs, zahlte nicht. Nur deshalb traf man sich nun in Menden vor dem Amtsgericht, der Fall wurde neu aufgerollt.

+++ DUSSEL-DIEB IN SANSSOUCI +++

Hier gab sich der Angeklagte unbedarft, sagte zu den Vorwürfen gegen ihn nach dem Unfall: „Mir wurde gesagt, dass das in der Regel fallengelassen wird.“ Antwort des Staatsanwalts: „Ja schon, aber gegen Zahlung der Geldauflage.“ Antwort des Beschuldigten: „Das hat mir keiner gesagt, deshalb habe ich erstmal auch nichts bezahlt.“ Obwohl ihn der entsprechende Brief erreicht haben sollte. Seine finanzielle Situation sei auch nicht so rosig, erklärte der Mann weiter, trotz geregelter Arbeit.

+++ B 229/B 515: TERMIN FÜR AUSBAU IN SANSSOUCI STEHT +++

Seine Schuld an dem Auffahrunfall bestritt der 37-Jährige jedenfalls nicht. Sagte aber auch, dass er direkt nach dem Anfahren bei der Kollision höchstens 5, 6 oder 7 km/h drauf gehabt haben könne. Im Anschluss sagte das Opfer aus: Die Balverin erzählte davon, dass sie noch gute zwei Wochen nach dem Unfall mit Kopfschmerzen zu kämpfen gehabt hätte. Gegen einen steifen Nacken hätte sie Physiotherapie verschrieben bekommen, die letzte der über ein Dutzend Sitzungen finde in Kürze statt. Ansonsten habe sie keine Nachwirkungen davongetragen und hege auch keinen Groll gegen den anderen Fahrer. „Für mich ist das alles ausgestanden, alles fertig. Ich weiß gar nicht, warum heute die Verhandlung überhaupt noch stattfindet.“ Im Flur des Mendener Amtsgerichtes sah man beide Beteiligte vor den Verhandlung im einmütigen Austausch. Ein Strafverfolgungsinteresse habe sie nicht, sagte die Frau weiter auf Nachfrage der Vorsitzenden Richterin. Diese, so erzählte sie selber, kenne Sanssouci zur Genüge: „Keine schöne Kreuzung.“ Der Unfallfahrer wiederum hatte berichtet, die Gefährlichkeit dieser Ecke nicht einschätzen zu können, weil er sich hier nicht auskenne. Trotz der ersten nicht gezahlten Rechnung kam er wieder glimpflich davon.

AUSBAUPLÄNE

Für die Entschärfung der gefährlichen Kreuzung in Sanssouci und den Neubau der Bundesstraße auf der anderen Seite der Bahnlinie sieht der aktuelle Zeitplan vor, dass der Abriss des Stockmeier-Gebäudes noch im ersten Quartal dieses Jahres beginnen kann (WP berichtete).

Der Ausbau verzögerte sich aus Umweltgründen. Für die Fledermäuse auf dem Gelände des alten Chemiebetriebs ist inzwischen ein Ersatzquartier gefunden. Der Baubeginn einer neuen Kreuzung mit Kreisverkehr könnte dann in der zweiten Jahreshälfte 2024 sein.

Seit kurzem entsteht hier das neue Feuerwehrgerätehaus für den Löschzug Hönnetal. Die Einsatzkräfte aus Beckum und Volkringhausen sind auf gute Verkehrsanbindungen angewiesen.