Balve. Cindy Korte ist Balves graue Eminenz. Die Juristin tritt selten öffentlich in Erscheinung. Dabei geht bei der Stadt eine Menge über ihren Tisch.

Der auffälligste Farbklecks im sonst eher sachlichen Büro im Balver Rathaus ist ein Flipchart-Bogen mit rund 30 Projektnamen, säuberlich notiert und mit Farbcodes gekennzeichnet. „Das nutze ich zu Hause, wollte es für die Arbeit ausprobieren“, erklärt Cindy Korte, als Volljuristin eine der starken Frauen bei und in der Stadt Balve. Sie ist zuständig für die Rechtsstelle.

USB tagt im Balver Rathaus. Cindy Korte (links) ist mit dabei.
USB tagt im Balver Rathaus. Cindy Korte (links) ist mit dabei. © WP | jürgen overkott

„Einige Projekte begleiten mich über eine lange Zeit. Das hängt hier, damit ich nichts übersehe.“ Im wahrsten Wortsinn sind einige Straßen- oder Projektbezeichnungen schon abgehakt. Die Arbeit einer der Frauen in Balve, die eher im Hintergrund agieren, damit alles rund läuft, juristische Fragen geklärt und wichtige Entwicklungen vorbereitet und vorangetrieben werden können. Entsprechend stapeln sich trotz des Bestrebens der Digitalisierung Unterlagen und juristische Fachbücher auf einem Schrank hinter Kortes Schreibtisch. „Nicht nur bei Grundstückskäufen, sondern auch bei vielen anderen Projekten, ist es gut, in alten Unterlagen nachschauen zu können“, sagt die 41-Jährige.

Denn das ist neben der Klärung anderer Rechtssachen oder Streitigkeiten für die Stadt eine ihrer Hauptaufgaben. Sie bereitet für städtische Projekte, wie den Radweg an der Hönne oder das Feuerwehrgerätehaus in Sanssouci, den Kauf der benötigten Flächen vor, verhandelt mit den Eigentümern. Stolz ist sie auf ihre Leistungen schon, da sie wichtige Projekte für die Stadt realisierbar mache.

Fahrrad-Training in Balve: Sandra Wietbüscher ist Polizei-Expertin für Verkehrserziehung. Sie trainierte gemeinsam mit Balver Viertklässlern, richtiges Verhalten im Straßenverkehr auf der Garbecker Straße. Um Grundstücksangelegenheiten - efwa beim geplanten Ausbau der Straße -. kümmert sich Cindy Korte.
Fahrrad-Training in Balve: Sandra Wietbüscher ist Polizei-Expertin für Verkehrserziehung. Sie trainierte gemeinsam mit Balver Viertklässlern, richtiges Verhalten im Straßenverkehr auf der Garbecker Straße. Um Grundstücksangelegenheiten - efwa beim geplanten Ausbau der Straße -. kümmert sich Cindy Korte. © WP | ürgen overkott

Ihre Arbeit ist sehr breitgefächert – für Korte Fluch und Segen zugleich. Die Vielfalt sei schön, aber man müsse sich oft neu eindenken. Kontakt mit Bürgerinnen und Bürgern habe sie oft leider nur, wenn es eher unangenehm werde, etwa bei kommunalen Gebühren, die auf Anlieger bei Sanierung von Straßen zukommen – was Cindy Korte eher bedauert, denn das Sauerland und speziell Balve sind für sie zur liebgewonnenen Heimat geworden.

Die glücklichsten Momente

Was sie näher an die Bürgerinnen und Bürger heranbringt, ist aber die Tatsache, dass Korte als Eheschließungsstandesbeamtin arbeitet, also den glücklichsten Moment im Leben der Paare mit der Eheschließung bekräftigen darf. Gebürtig stammt die studierte Volljuristin aus Thüringen, aufgewachsen ist sie in der Nähe von Potsdam. Ins Sauerland gekommen ist sie, fast klassisch, der Liebe wegen.

+++ 2015 WAR CINDY KORTE DIE NEUE IM BALVER RATHAUS +++

Bei der Familie ihres Mannes Tobias (42) ist sie in Altena-Dahle zu Hause, genießt dort per Rad oder beim Wandern die Natur, näht Taschen, besitzt ein Nanoaquarium, in dem sich Garnelen tummeln. „Ich kann da ewig vorsitzen. Auch wenn sie vielleicht nicht so spektakulär sind. Sie sind nur durchsichtig“, lächelt die Juristin beim Gedanken an die umtriebigen Krebstiere.

+++ DAS IST AN GARBECKER STRASSE IN BALVE GEPLANT +++

Mit Leidenschaft engagiert sich Korte im Vorstand des CVJM-Kreisverbands Lüdenscheid als Kreiskassenwartin, im CVJM Dahle betreut sie Mädchengruppen: „Es ist schön, der Dorfgemeinschaft etwas zurückgeben zu können.“ Ehrenamtliches Engagement und das Christsein spielen in Kortes Leben eine große Rolle – was in ihrer Kindheit in der einstigen DDR nicht immer einfach war. Christen seien misstrauisch beäugt und ausgeschlossen worden, bedauert Korte. „Wenn die Mauer nicht gefallen wäre, hätte ich nicht studieren dürfen. Ich war froh, dass das letztendlich zu Ende war.“ Ein Grund, warum sie Jura studiert hat.

Der Weg nach NRW

Mit der praktischen Ausbildung im Referendariat kam sie nach Nordrhein-Westfalen, blieb und fühlt sich wohl unter Sauerländern. 2015 trat sie die Leitung der Rechtsstelle bei der Stadt Balve an; sie hat diese Entscheidung nicht bereut, da sie dadurch vieles neu (auch über sich selbst) gelernt habe. „Ich bin manchmal über mich selbst überrascht, wie souverän ich in Verhandlungen auftreten kann“, lacht sie. „Das Schlimme ist, mir machen Rechtsstreitigkeiten Spaß! Ich mag knifflige juristische Streitfragen – und zu verhandeln. Da kann ich richtig einsteigen! Ich bin aber kein streitbarer Mensch. Ich streite mich nur gerne für andere.“

+++ BALVES NEUES STANDESAMT: SEIT EINEM JAHR AM DROSTENPLATZ +++

Korte freut sich, dass es im Rathaus immer mehr Frauen in verantwortlichen Positionen gibt, genießt das gute Miteinander bei Kollegen und Kolleginnen.

Was für Cindy Korte eine starke Frau ausmacht? „Tough sein vielleicht? Eine Frau, die etwas bewegt. Bewege ich viel? Zumindest im Hintergrund.“