Balve. Geselliges Beisammensein älterer Balver in der Realschule. Neuntklässler umsorgen sie. Doch Bürgermeister schlägt auch ernste Töne an.

Gemütliche Stunden, ernste Themen: Nach zwei corona-bedingte Jahren Zwangspause kehrte der adventliche Seniorennachmittag der Stadt Balve in den Veranstaltungskalender zurück, allerdings mit nicht ganz so viel Resonanz wie zuvor. Schön war es in der Aula der Realschule dennoch.

„Schön, dass wir hier zusammenkommen können, um die Gemeinschaft zu pflegen und sich auch mal verwöhnen zu lassen“, richtete Balves Bürgermeister Hubertus Mühling seine Begrüßungsworte an die Gästeschar in der Realschulaula. Denn die Besucher des adventlichen Seniorennachmittags wurden emsig umsorgt von den Neuntklässlern der Schule mit selbstgebackenem Kuchen, heißem Kaffee und anderen Leckereien – so wie sich das gehört bei dieser gemütlichen Feier, die zuletzt nun auch zwei Jahre pausieren musste aufgrund der Coronapandemie.

Da war die Vorfreude umso größer, dass diese Veranstaltung nun am Dienstag endlich wieder stattfinden konnte. Zumindest bei denen, die den Weg in die Schulaula fanden. Denn mit geschätzt um die 80 Gästen war die Resonanz nicht so groß wie in den Jahren zuvor, wo es auch schon mal deutlich über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren. Einige Plätze blieben doch frei. Luft nach oben sahen da die Verantwortlichen.

Schüler umsorgen Gäste

„Ich hoffe, die sind nicht alle krank“, äußerte sich der stellvertretende Schulleiter Thomas Münch mit Blick auf manchen derzeit grassierenden Erkältungsvirus. Oder es ist eben doch noch eine Zurückhaltung und Vorsicht wenige Tage vor dem Weihnachtfest zu spüren.

Wer aber kam, der konnte einige gemütliche Stunden verbringen. Nicht nur für das leibliche Wohl war bestens gesorgt, auch ein buntes Programm wusste zu unterhalten: weihnachtliche Klaviermusik von Lehrer Thomas Frerich sowie Schülerinnen und Schülern, dazu Gedichte sowie ein kleines Theaterstück.

Balves Stadtoberhaupt Hubertus Mühling hingegen wandte sich den ernsten Themen zu, schilderte den Gästen aus seiner Perspektive wichtige Themen des ausgehenden und des bevorstehenden Jahres. Er blickte auf Bauprojekte an der Schule ebenso wie bei der Feuerwehr, etwa die kürzlich gestarteten Arbeiten in Sanssouci. Eindringlich wurden seine Worte zum Ukrainekrieg mit den Auswirkungen bis nach Balve hinein. Mittlerweile sei die Zahl der Flüchtlinge höher als beim ersten großen Flüchtlingsandrang in den Jahren 2015/16, vor allem im Gefolge des Bürgerkrieges in Syrien. Aktuell könne die Stadt froh sein, das ehemalige Hauptschulgebäude am Krumpaul noch in der Hinterhand zu haben, welches nun nach Umbau kürzlich von den ersten 30 Menschen bezogen wurde. Der Sonderklassentrakt sei „im Rekordtempo umgebaut“ worden, schilderte Mühling die bereits abgeschlossenen Baumaßnahmen. Mit Blick auf verhältnismäßig viel Privatsphäre und gute Ausstattung in den hergerichteten Räumen sprach der Verwaltungschef von „sehr menschenwürdigen“ Zuständen.

Dennoch appellierte er an alle Zuhörer und alle Balver, falls vorhanden, weiteren Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Mühling eindringlich: „Melden Sie sich bitte bei uns, wir werden dann auch Menschen finden die zu Ihnen passen.“

DIE LAGE DER GEFLÜCHTETEN

Der städtische Fachbereichsleiter Michael Bathe hat in der letzten Ratssitzung dieses Jahres mitgeteilt, dass das Erd- und Obergeschoss des Sonderklassentraktes der ehemaligen Hauptschule bezugsfertig sei und bereits zehn Flüchtlinge aus der Ukraine eingezogen seien. Schon bei der Sitzung in der vergangenen Woche hatte sich die Stadtverwaltung auf die Ankunft weiterer zwölf Flüchtlinge vorbereitet – ebenfalls mit dem Ziel, sie am Krumpaul einzuquartieren. Anfang Dezember waren 390 Flüchtlinge im Balver Stadtgebiet, davon 150 Ukrainer.

Im Vergleich zu anderen Kommunen ist die Unterbringungssituation in Balve entspannt. Turnhallen oder vergleichbare Einrichtungen müssen bisher nicht in provisorischen Wohnraum umgewandelt werden.