Balve. Nikolaus im evangelischen Gemeindehaus: 60 Menschen aus der Ukraine kamen ins Café. Warum die Feier für sie so wichtig war.

Zu besinnlichen Stunden mit Waffeln, Kaffee und Kakao hat die Evangelische Gemeinde rund 60 ukrainische Flüchtlinge ins Gemeindehaus eingeladen – zur Nikolausfeier.

„Viele kennen diese Art von Nikolausfeier aus ihrer Heimat nicht. Die Kinder haben fast alle orthodoxen Hintergrund, und diese Art der Nikolausfeier ist absolutes Neuland für unsere Ukrainer“, erklärt Anna Busche, ukrainisch-stämmige Übersetzerin. Der Nikolaustag ist in der Ukraine ein normaler kirchlicher Feiertag, der wie bei uns mit anderen kirchlichen Feiertagen zu vergleichen ist. Er wird in der Ukraine an einem anderen Datum gefeiert – als „Tag des Heilands Nikolaus“ am 19. Dezember. Dass der Nikolaus Geschenke an die Kinder verteilt, ist bei den Ukrainern nicht üblich.

Nikolausfeier im Ukrainecafe: volles Haus
Nikolausfeier im Ukrainecafe: volles Haus © WP | Sven Paul

Gefeiert wurde trotzdem gern. Neben leckeren Waffeln – Goldbäcker Charly Grote aus Langenholthausen hatte den Teig gespendet – gab’s auch für die Kinder eine kleine Nikolaustüte voller Naschereien.

Überhaupt hatten die Kinder sehr viel Spaß an diesem Tag: Lebensfreude pur. Aber auch für die Erwachsenen war es ein Tag, an dem sie für ein paar Stunden alle Ängste und Sorgen etwas verdrängen konnten. Es wurde viel gelacht und geredet.

„Insgesamt sind jetzt über 100 Ukrainer aus ihrer Heimat nach Balve geflüchtet. Ein Teil von ihnen sind bei Verwandten untergekommen. In der Ukraine dürfen nur Frauen und Kinder und Erwachsene über 60 ausreisen. Die anderen Männer sind dort verpflichtet, zur Waffe zu greifen und das Land gegen den russischen Aggressor zu verteidigen. Viel Frauen sind mit ihren Kindern und auch zum Teil mit ihren Eltern zu uns geflüchtet. Männer dürfen nur ausreisen, wenn er zusammen mit seiner Ehefrau mehr als drei Kinder hat“, so Busche.

Weihnachten wird in der Ukraine von den dortigen orthodoxen Christen nach dem julianischen Kalender gefeiert. Während in Deutschland Heiligabend am 24. Dezember gefeiert wird, wird dort das Hochfest erst am 6. Januar abgehalten. Von katholischen und protestantischen Christen in der Ukraine wird Weihnachten nach dem gregorianischen Kalender am 25. Dezember gefeiert.

Im Kommunismus war Weihnachten in der Ukraine, wie im Rest der ehemaligen Sowjetunion, verboten. Christkind oder Weihnachtsmann gibt es in der Ukraine nicht – dafür aber Väterchen Frost „Ded Moroz“ mit seiner Enkelin „Snegurotschka“.