Langenholthausen/Garbeck. Adventskalender in der Nachbarschaft: Das ist der neue Trend. Warum die Aktionen alte und neue Dorfbewohner zusammenbringt.
Die Vorfreude steigt, die Idee breitet sich in Balve immer weiter aus: Am 1. Dezember starten mehrere liebevoll gestaltete Adventskalender, in Freundes- und Bekanntenkreisen, in der Dorfgemeinschaft. Nur ein Manko bleibt vorerst.
Drei Damen sitzen am Tisch und berichten von der Aktion, eine ist per Video zugeschaltet. Von mindestens fünf Adventskalender-Aktionen wissen sie, zwei in Langenholthausen, zwei in Garbeck, eine im benachbarten Altenaffeln. Das heißt fünf Mal 24 Teilnehmerinnen, die für alle anderen für einen Tag im Advent ein kleines Geschenk vorbereitet haben. Männer? Hat hier noch keiner gesehen. Dabei gab es in Garbeck die Idee, auch unter den Herren der Schöpfung so eine Runde zu starten, weiß Carina Eickhoff zu berichten. „Daraus ist aber leider nichts geworden, es haben sich nur vier oder fünf gemeldet.“ Dabei wäre es mit den kreativen Ideen für den Adventskalender doch ganz einfach, sagen die Damen, halb im Spaß, halb auch ernst gemeint: ein Bier-Adventskalender zum Beispiel, für jeden Tag bis Heiligabend einen anderen leckeren Gerstensaft, Sorten gibt es ja zur Genüge. Über die WP sei ein dringender Aufruf gestartet, nächstes Jahr auch „Herrenteams“ an den Start zu schicken. Oder auch gemischt.
Rettung in der Pandemie
Fest steht, dass die privaten Adventskalender in den Dorfgemeinschaften richtig beliebt sind. Nach Balve kam die Idee schon vor Corona, hatte dann aber in Hochphasen der Pandemie eine ganz neue Bedeutung. Der Kalender schuf Gelegenheit für schöne Stunden und für einen Austausch, auch wenn man sich nicht privat, auf Weihnachtsmärkten oder -feiern treffen konnte. Heike Hoffmann aus Langenholthausen hat die Idee aus ihrer früheren Heimat Sundern-Hagen importiert. 2020 gab es den ersten von ihr organisierten Adventskalender, nun entsprechend den dritten, seit dem letzten Jahr auch in zwei Gruppen. Carina Eickhoff aus Garbeck wiederum hat sich gewissermaßen selbstständig gemacht. Voriges Jahr war sie bei Hoffmann in Langenholthausen dabei, nun hat sie in Garbeck eine eigene Gruppe gegründet, plante zusammen mit Cornelia Schulte-Fabry. Von deren Stammtisch aus ging es per Mund-zu-Mund-Propaghanda so lange weiter, bis alle 24 Plätze recht schnell besetzt waren.
Das ist das Prinzip des Adventskalenders: Auch Menschen sollen zusammenfinden, die vorher noch keine Berührungspunkte hatten.
Auch gibt es in Garbeck noch eine zweite Runde à 24 Teilnehmerinnen. Renate Schlotmann erinnert sich an voriges Jahr: „Da waren wir am 24.12. alle so traurig, dass es vorbei ist.“
Zum Glück geht es am Donnerstag wieder los. In der Organisation gibt es im Kleinen verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten. In Langenholthausen wurden die einzelnen Dezembertage gelost, Heike Hoffmann weiß von allen, wer welche Nummer hat, ansonsten die Frauen untereinander aber nicht. Andere Gruppen hielten die Nummernvergabe komplett anonym. In Altenaffeln stellte Carina Wortmann für alle schon ein Paket mit den Päckchen von 1 bis 24 zusammen, in Garbeck und Langenholthausen wurde das Abholen des Kalenders in einen gemütlichen Rahmen eingebettet. Genug Lagerplatz sollte vorhanden sein, nicht jedes Geschenk ist nur handtellergroß.
Für die Organisatorinnen ist es jedenfalls eine Menge Arbeit. Deswegen hat Heike Hoffmann die eigenen Geschenke auch schon lange fertig, die Ideen wurden vor der Fertigstellung immer wieder verworfen, modifiziert. „Jetzt bin ich ganz schon kribbelig.“ Am Donnerstag werden alle das erste Päckchen mit der 1 öffnen mit einem kleinen Geschenk. Nicht teuer muss der Inhalt sein, manches kostet kein Geld, dafür Zeit. Kleinigkeiten für einen genussvollen Moment oder eine lange Zeit, Leckeres oder Dekoratives.
Geheime Highlights
Die Damen berichten davon, was in den letzten Jahren ihre Highlight-Geschenke waren. Aber in der Zeitung wollen sie das nicht lesen, um nicht Hinweise zu geben oder Druck zu erzeugen. 23 andere Geschmäcker kann man eh nicht gleichzeitig treffen. Carina Eickhoff sagt deshalb: „Ich habe etwas gemacht, was vor allem mir selber gefällt.“ Sie nehme sich immer morgens früh Zeit für das Geschenk, das sei das Ritual geworden in der Adventszeit, genau wieder festliche geschmückte „Gabentisch“ mit den 24 Nummern. Carina Wortmann aus Altenaffeln hingegen berichtet: „Wir öffnen das immer zusammen in der Familie.“ Da blickt Eickhoff herüber und grinst: „Nein, bei mir ist das Zeit nur für mich, gemütlich beim Morgenkaffee.“ Bei etwas anderem sind sie sich einig: Für die Kinder, für die Familie haben die Mütter schon immer gern Adventskalender gemacht. Daher sei’s wichtig, auch mal an sich zu denken.