Garbeck. Garbeck rastet aus. Das Festival der Liebe ist ein Kracher. Schon bei den ersten Takt schmilzt Ingo Mettken den Nachtfrost weg.

Michael Volmer haut mächtig auf die Pauke, die Hörner der Amigos röhren druckvoll, und Ingo Mettken stampft über die Bühne. „Black And White“ ist angesagt, und Singen ist ein Ganzkörperjob. Respekt vor Michael Jacksons Rocker aus dem Jahr 1991 kennt er nicht. Im Gegenteil: „Jacko“, sonst stilbildend, wirkt in der Originalversion wie ein Chor-Knabe gegen den entfesselten Sänger aus Garbeck. Ingo Mettken gelingt binnen weniger Takte ein Kunststück. Er taut das Publikum umgehend auf. Nachtfrost ade – willkommen zu einer heißen Partynacht in der Schützenhalle Garbeck.

Festival der Liebe in der Schützenhalle Garbeck: Ramona Prööper in Aktion. Sie trumpft mit einem Marianne-Rosenberg-Medley auf.
Festival der Liebe in der Schützenhalle Garbeck: Ramona Prööper in Aktion. Sie trumpft mit einem Marianne-Rosenberg-Medley auf. © WP | jürgen overkott

1000 Feierbiester aus der ganzen Region sind gekommen. Die Autokennzeichen vor der Halle sprechen eine deutliche Sprache, das Sauerland ist vertreten, natürlich, auch Hagen, vereinzelt brennen Ruhris die Hütte ab, sprichwörtlich, die Feuerwehr hat an diesem Abend nichts zu tun. 1000 Feierbiester zaubern Fabian Schulte schon am frühen Abend ein Lächeln ins Gesicht.

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Festival der Liebe in der Schützenhalle Garbeck: Let’s dance.
Festival der Liebe in der Schützenhalle Garbeck: Let’s dance. © WP | jürgen overkott

Der Vorsitzende des Musikvereins „Amicitia“ Garbeck, der die Sause gemeinsam mit dem gleichnamigen Männerchor ausrichtet, hat deutlich geringeren Zuspruch befürchtet, nach drei Jahren Corona-Pause und acht Monaten Inflation. Die Sorgen erweisen sich als unbegründet. 1000 Musiker plus eine mehr als 40-köpfige Helferschar, Küchenteam und Techniker nicht gerechnet. Zum Einlass-Service gehört UWG-Ratsherr Bernd Smid. Doch Politik spielt bei dem Event keine Rolle. CDU-Fraktionschef Alexander Schulte steht wie gewohnt neben Ingo Mettken und Ramona Pröpper oben auf der Bühne: die Drei von der Tanzstelle.

Unten im Saal vibriert das Publikum. Teenies tanzen, ältere Semester schwofen, IT-Experte Kai Gaberle und „Otti“ Müller von der SG Balve/Garbeck sehen dem Treiben mit Glanz in den Augen zu. Die Party bringt drei Generationen zusammen. Fabian Schulte ist stolz darauf: „Es bleibt ruhiger, als wenn nur junges Gemüse zusammen ist. Unser Motto ist ja Festival der Liebe.“

Stolz ist er auch darauf, dass das Festival der Liebe längst eine Marke geworden ist. Seit 1998 findet das XXL-Konzert jeweils zwei Mal im November statt. „Ich kenn’ hier keinen“, sagt Kai Gaberle augenzwinkernd – und meint das auswärtige Volk, das Partybusse herangekarrt haben. Er weiß, was Fabian Schulte ausspricht: „Beim zweiten Konzert sind die Garbecker unter sich.“ Bernd Smid sekundiert schalkhaft: „Manche gehen zwei Mal hin – um zu wissen, was beim ersten Mal gelaufen ist.“ Teufel Alkohol.

„Cantiamo“ verpflegt die Truppe

Festival der Liebe in der Schützenhalle Garbeck: Ingo Mettken brennt den Nachtfrost weg.
Festival der Liebe in der Schützenhalle Garbeck: Ingo Mettken brennt den Nachtfrost weg. © WP | jürgen overkott

Am Tresen stehen Trupps der beiden ausrichtenden Vereine. In der Küche stehen Damen vom Frauenchor „Cantiamo“. „Wir haben ausgesourct“, meint Fabian Schulte, „der Frauenchor kann den Erlös gut gebrauchen.“

Auch wenn Ehrenamt die Veranstaltung trägt – sie wird hochprofessionell organisiert. Das fängt bei der Saal-Deko an. Peter Hering hat sich drum gekümmert. Er ist vom Fach. Das Ergebnis lässt sich sehen.

Das Ergebnis lässt sich aber auch hören. Die Titels des Abend – zwei XXL-Blöcke aus Pop, Rock und Schlager – haben die Akteure der beiden Veranstalter ausgesucht. Das Kunststück indes besteht in der Dramaturgie des Abends, in der richtigen Abfolge, die Stücke brauchen einen Flow, damit niemand aus dem Takt kommt: „Die Reihenfolge legt Ingo fest“, sagt Fabian Schulte. Balladen folgen auf Abgeher, das Publikum muss zwischendurch herunterkommen können, und sei’s nur zum Bierholen. Die Magie des Abends hängt aber auch auf an cleveren Arrangements. Gleich fünf Herrschaften haben sich drum gekümmert, vorne weg Michael Volmer und Christoph Bathe, dazu Andreas Weber, Michael Hammecke und, seit neuerem, Johann Volmer. Der junge Drummer ist erst 14, er drückt die Schulbank im Hönne-Gymnasium, als Alexander Schulte ihn vorstellt, brandet Applaus auf. Beifallsstürme gibt es auch für die Musik – zu recht. Die Rhythmusgruppe der Amigos, vorne weg Schlagzeuger Michael Volmer und Bassist Robin Schulte – hat Bums, und das Gebläse setzt messerscharfe Akzente, auch funky. Die Hörner sorgen für Partystimmung.

Festival der Liebe in der Schützenhalle Garbeck: Christoph Bathe, der Mann mit dem Horn.
Festival der Liebe in der Schützenhalle Garbeck: Christoph Bathe, der Mann mit dem Horn. © WP | jürgen overkott

Dabei hat die Partynacht besinnlich angefangen – mit einer Typisierungsaktion für den leukämiekranken Justin Slomka. Der 21-Jährige wird unterstützt von seiner Familie, seiner Freundin Leonie, von seinem Ausbildungsunternehmen Echterhage in Neuenrade – und von immerhin 34 Partygängern.