Balve. Seit 25 Jahren gibt’s die City-Bäckerei von Charly Grote. Mit seinen Mitarbeitern erinnert er sich an die wilden Anfänge.

25 Jahre beliebter Treffpunkt in Balve: Das City-Café des Langenholthausener Goldbäckers Charly Grote. Vor genau 25 Jahren entstand hier aus den ehemaligen Räumen der Konditorei Bröcker ein Konzept in der Balver Innenstadt, das es so vorher noch nicht gab – eine Bäckerei, in der man auch in gemütlicher Runde ein frisches Helles vom Fass bekam, das hatte die Balver Welt so noch nie gesehen. Die Westfalenpost trifft den ehemaligen jüngsten deutschen Bäckermeister, seine Verkaufsleiterin Julia Thumecke und Café-Perle Nicole Knecht im Café, um sich über die Anfänge des Lokals und die vergangenen Zeiten zu unterhalten.

„Wenn man jetzt einmal darüber nachdenkt, dass wir hier auch frisch gezapftes Bier hatten. Das war damals eine Innovation für Balve. Genau wie wir Getränke hatten, die damals noch keiner aussprechen konnte. Der Latte Macchiato war damals etwas völlig Neues für viele Balver. Heute ist er selbstverständlich. Damals war was komplett Neues hier“, erinnert sich Julia Thumecke. Thumecke selber stammt aus der ehemaligen Volkringhausener Bäckereifamilie Gut und hat selber noch als damalige Studentin in der Konditorei Bröcker hinter der Theke gestanden. „Als wir damals die Konditorei hier übernommen haben, haben wir sie direkt mit übernommen“, erinnert sich Charly Grote. Überhaupt, erzählt der Goldbäcker, ist es ihm immer sehr wichtig bei der Übernahme von Geschäften, auch die dortigen Mitarbeiter in sein Team zu holen.

Übernahme Konditorei Bröcker

Grund für die damalige Eröffnung des City-Cafés am 6. November 1997, war die Aufgabe der Traditionskonditorei Bröcker. „Café Bröcker hat damals aus Altersgründen hier aufgehört. Da hat mich der damalige Hausbesitzer Paul Stücken direkt angerufen und gefragt, ob wir Interesse hätten, das Café hier weiterzubetreiben. Wir waren zwar zu der Zeit schon zweimal in Balve vertreten, einmal im Markant , damals noch Combimarkt und das Stehcafé neben dem Balver Grillimbiss. Und da hab ich mir gedacht, wenn wir jetzt das dritte hier in Balve eröffnen, dann machen wir was ganz anderes.“ Ein Café mit einem neuen Etagenofen und Sitzplätzen sollte im ehemaligen, noch mit Plüschsesseln ausgestatteten Betrieb entstehen. „ Wir haben hier alles zuerst komplett umgestaltet. Es wurde alles auf links umgekrempelt. Die alte Verkaufstheke flog raus und eine neue wurde auf der anderen Seite errichtet. Und um zu zeigen, dass wir hier auf langfristig setzen, haben wir das Gebäude später Paul Stücken abgekauft. Uns war es wichtig, den Standort hier zu sichern“.

„Als es damals in Balve noch Diskotheken gab, wurde unser Café sehr oft von den Feierwütigen nach einer Partynacht früh am Morgen zum Frühstücken besucht“, erzählt Mitarbeiterin Nicole Knecht, welche selber in diesen Wochen ihr 20-jähriges Jubiläum im City-Café gefeiert hat. „Als damals noch die Tenne und das Mammut in Balve aufhatten, war es bei vielen gang und gäbe, hier die Nacht beim Frühstück ausklingen zu lassen. Die standen oft in Schlangen morgens um fünf Uhr vor der Tür und wollten erst einmal ordentlich frühstücken“, scherzt Knecht.

„Es gab ja auch Zeiten, wo es hier Bier vom Fass gab. Das war auch die Zeit, als hier viele Leute zum ­Bundesligaschauen am TV vorbeigekommen sind. Damals wurden die Spiele ja noch auf Premiere übertragen“, ergänzt Julia Thumecke.

Neben diesen schönen Momenten gibt es aber auch einen Tag in der Geschichte des City-Cafés, welches Charly heute noch zum Nachdenken bringt. „Als damals unsere ehemalige Leitung des Cafés, Bettina Rademacher, nach einem Motorradunfall verstorben ist, war für mich einer der schlimmsten Erinnerungen an die Zeit hier in Balve. Ich war damals im Fußballstadion bei Dortmund gegen Schalke, als mich ihr Mann Wilhelm angerufenen hat, dass seine Frau am nächsten Tag nicht zur Arbeit kommen könne. Bettina war einer dieser Menschen, welche immer mindestens eine halbe Stunde früher auf der Arbeit war und alles perfekt vorbereitet hatte. Aber auch als Mensch war sie eine tolle Person. Am anderen Tag bekam ich dann morgens um vier Uhr einen Anruf von Wilhelm, dass seine Frau verstorben ist. Mir wurde im Nachhinein gesagt, dass sie nach ihrem Unfall nur zwei Gedanken hatte. Ist mein neues Motorrad noch ganz und sagt bitte auf der Arbeit Bescheid, dass ich morgen nicht kommen kann. Das sind dann diese traurigen Ereignisse und Schicksalsschläge, welche mich in meiner langjährigen Unternehmerlaufbahn auch begleiten“.